Zwischen Neckar und Alb

Nachwuchs beweist Gespür für Trends

Frisurenschau Weiche Kanten, Pixie-Cut und pastellviolette Strähnchen: Friseure zeigen in der Osterfeldhalle in Esslingen, wie im Frühjahr und Sommer die Haare gestylt werden. Von Barbara Scherer

Beim Schminken können Frauen in der kommenden Saison sowohl die Augen als auch die Lippen betonen.Fotos: Barbara Scherer
Beim Schminken können Frauen in der kommenden Saison sowohl die Augen als auch die Lippen betonen.Fotos: Barbara Scherer

Die jährliche Frisurenschau des Fachverbands Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg bildet den Start in die Modesaison Frühjahr und Sommer. Rund 500 Friseure sind in die Esslinger Osterfeldhalle gekommen, um sich über neue Trends, Schnitttechniken und Färbungen auszutauschen. Die Landesmeisterschaften zeigten deutlich: Der Beruf ist bei jungen Leuten sehr beliebt.

Reyana Gavazova gehört zum Nachwuchs. Die 19-jährige Auszubildende arbeitet im dritten Lehrjahr in einem Salon in Dettingen an der Erms. Die junge Frau wurde mehrmals auf die Bühne gerufen, um ihre Awards abzuholen. Sie punktete in den Kategorien Hochsteckfrisur, Flechtfrisur und Haarschnitt im Damenfach. Für sie ist der Friseurberuf der Traumberuf. Ihre Mutter, die Friseurin in ihrer früheren Heimat Tschetschenien war, hatte ihre Tochter zu einem Praktikum in diesem Metier ermuntert. „Das war genau meine Sache“, sagte Reyana Gavazova. Im August ist die Gesellenprüfung, anschließend wird sie im Ausbildungsbetrieb übernommen.

Viele junge Menschen haben sich an den Landesmeisterschaften, die der Verband traditionell für Baden-Württemberg und Hessen ausrichtet, beteiligt - und manche auch gleich in mehreren Kategorien. Gerade in der Kategorie Street Fashion und Trend-Cut bewiesen die jungen Teilnehmer großes Modeverständnis und ein gutes Gespür für Trends. Dabei hatten sich die Teilnehmer etlichen Vorgaben zu unterwerfen. Je nach Ausbildungsjahr hatten sie mehr oder weniger Zeit für ihre Kreationen.

Rund 500 Friseure sind zu der Veranstaltung in die Osterfeldhalle gekommen. „Das sind unsere klassischen Mitglieder, für die wir das Event ausrichten“, erklärte Matthias Moser, der Landesgeschäftsführer des Fachverbands. „Es sind die Meistersalons mit mehreren Mitarbeitern, die auch ausbilden.“

Männer tragen im Frühjahr und Sommer den „Faded Out Cut“ - ein Schnitt, der Präzision erfordert.
Männer tragen im Frühjahr und Sommer den „Faded Out Cut“ - ein Schnitt, der Präzision erfordert.

Wie sehen die modischen Köpfe für die Frühjahr- und Sommer-Saison aus? Viel Haar, wilde Locken und wenig harte Kanten, so lässt sich die Marschroute für Schere und Kamm am besten zusammenfassen. Wie man das am besten macht, zeigten die Akteure auf der Bühne. Dem „Faded Out Cut“ beim Mann hatte sich Marco Heer angenommen. Kanten und Übergänge harmonisch zu bearbeiten, sei die Königsdisziplin, sagte er. Um die Kanten weicher zu gestalten, arbeitet man am besten mit der Maschine und dabei mit verschiedenen Aufsätzen. Das erfordert Augenmaß.

Frauen dürfen sich im Sommer über eine füllige Haarpracht und aufgetürmte Locken freuen. Das hat auch damit zu tun, dass nun jede Kundin ein Glätteisen zu Hause hat, wie Schaufriseur Nico Wegner bemerkte. „Da muss der Salon über Locken neue Trends setzen“, sagte Wegner, „und einen ‚Red Carpet Look‘ kreieren.“ Ein Lieblingsthema auf dem weiblichen Kopf bleibt der Pixie-Cut - jetzt aber mit etwas längerer Seitenpartie. Katrin Gerlach-Trapp nahm die seitlichen Haarsträhnen nach oben und schnitt gerade über ihren Fingern weg: „Und anschließend wird mit Slice-Technik personalisiert“, riet sie. Beim kurzen Köpfchen sah auch die Trendfarbe Pastellviolet gut aus.

Für ein wirkungsvolles Make-up stellte Sebahat Yilmaz-Bader eine neue Regel auf: „Bisher hieß es, entweder Augen oder Mund betonen. Jetzt geht beides.“

„Solche Events sollen zeigen, dass wir Qualität pflegen wollen“, erklärte Landesgeschäftsführer Matthias Moser. 11 500 Betriebe mit 26 000 Mitarbeitern gehören der Innung an. Der Fachverband arbeite daran, den Beruf für junge Leute attraktiver zu machen, sagte Moser. „Gemeinsam mit Verdi werden bessere Ausbildungsvergütungen festgelegt“, kündigte er an. Denn Leidenschaft für das Handwerk dürfe nicht die alleinige Motivation für junge Menschen sein, den Beruf zu ergreifen.