Zwischen Neckar und Alb

Neubau auf dem alten Busbahnhof

Esslinger Gemeinderat gibt grünes Licht für Verkaufsverhandlungen mit der Firma Dietz

Das Grundstück des alten Esslinger Busbahnhofs an der Berliner Straße soll an die Firma Dietz AG verkauft werden, die auch Eigentümerin des unmittelbar angrenzenden Parkhauses ist. Geplant ist ein Neubau, in dem ein Hotel, Büros und ein Fitnessstudio untergebracht werden können.

Das Grundstück des alten Omnibusbahnhofs vor dem Parkhaus wirkt trostlos. Nun hat der Gemeinderat die Bebauung beschlossen. Foto
Das Grundstück des alten Omnibusbahnhofs vor dem Parkhaus wirkt trostlos. Nun hat der Gemeinderat die Bebauung beschlossen. Foto: Roberto Bulgrin

Esslingen. Mit dem gestrigen Beschluss gegen die Stimmen der Grünen (mit Ausnahme von Jürgen Menzel, der dafür stimmte), der Linken und von FÜR ist klar, dass vor dem Parkhaus gebaut werden soll. Mit einem Baubeginn ist frühestens von Mitte 2017 an zu rechnen. Eine Grünfläche, wie sie von Bürgern und vom Bürgerausschuss Innenstadt gefordert wurde, hat keine Chance.

Ebenso keine Aussicht auf Erfolg hat der Vorstoß der CDU-Fraktion im Gemeinderat, die Stadtbücherei in den Neubau zu verlegen. Im Gespräch ist eine Summe von vier Millionen Euro, die Dietz an die Stadt überweisen muss, wenn der Kaufvertrag unter Dach und Fach ist.

Im vergangenen Oktober und November hatte das Vorgehen der Verwaltungsspitze in dieser Angelegenheit zu deutlicher Verärgerung im Gemeinderat geführt. Die Stadt hatte mit der Firma Dietz verhandelt, das Gremium erfuhr davon erst aus der Presse. Dieses Thema spielte gestern allerdings nur noch am Rande eine Rolle, weil sich die klare Mehrheit der Stadträte den Überlegungen der Verwaltung anschloss. Demnach wurde und wird ausschließlich mit der Firma Dietz verhandelt, weil das Vorhaben mit anderen Partnern schwieriger umzusetzen wäre. Diese müssten einen deutlichen Abstand zum Parkhaus einhalten und es entstünde eine Schlucht. Das Baufenster würde kleiner und es müssten zudem Parkplätze im großen Stil nachgewiesen werden. Solche Rücksichten entfallen im Falle eines Vertrages mit Dietz. Neu ist die Überlegung, den alten Busbahnhof, der seit Inbetriebnahme des neuen ZOB am Bahnhof brach liegt, zu bebauen, übrigens nicht. Bereits 2003 gab es dazu einen städtebaulichen Wettbewerb.

Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht erkennt durch den geplanten Neubau eine „Bereicherung für die Innenstadt“. Der SPD-Fraktion ist es wichtig, dass an dieser Stelle kein innenstadtrelevanter Einzelhandel für zusätzliche Konkurrenz sorgt, wie Otto Blumenstock gestern betonte. „Wir sind für eine zügige Bebauung, worunter die Qualität aber nicht leiden darf“, so der Stadtrat.

„Der Verkauf an die Firma Dietz ist die beste Möglichkeit“, erklärte CDU-Fraktionschef Jörn Lingnau. Wie auch die Verwaltung und andere Mitglieder des Gemeinderats ist er mit dem geplanten Fitnessstudio nicht glücklich. Aber das unternehmerische Risiko trage ja schließlich der Investor. Insgesamt sprach Lingnau mit Blick auf den Neubau von einer guten Eintrittsmöglichkeit in die Innenstadt.

Auch aus Sicht von Jörg Zoller (Freie Wähler) ist die Entscheidung für Dietz „gut und richtig“. Er hofft, der vorgesehene städtebauliche Wettbewerb bringt die erhoffte gute bauliche Qualität. Dass der REWE Markt erweitern kann (siehe Beitrag unten), wertet Zoller als wichtigen Beitrag für die Versorgung der Innenstadt. Kritik an der bisherigen und nunmehr beschlossenen Vorgehensweise äußerte hingegen Carmen Tittel, Fraktionschefin der Grünen. „Erst wird verkauft. Und dann macht der Investor, was er für richtig hält.“ Überzeugender wäre nach Meinung von Tittel gewesen, Gemeinderat und Bürgerschaft hätten vor einem Verkauf über das Nutzungskonzept entschieden. Mit Blick auf die Diskussion über eine Grünfläche vor dem Parkhaus machte Rena Farquhar (FDP) deutlich: „In Zeiten der Haushaltskonsolidierung kann es sich die Stadt nicht leisten, Geld in den Wind zu schlagen.“