Zwischen Neckar und Alb
Neue Sorten an Neuffen und Teck

Winzer Die Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck wartet rechtzeitig zu Beginn des Ausschanks im Weinberg mit „Knallrot“ auf sowie mit dem entalkoholisierten Weißwein „Libero“. Von Anneliese Lieb

Vorsichtig schwenkt Jürgen Pfänder das Glas. Der intensive Rotton hat der neuen Cuvée den Namen gegeben: „Knallrot“. Lange habe man überlegt, sagt Christine Anhut, bis ein Name für den kräftigen und vollmundigen Rotwein gefunden war. Zwei typische Würt­temberger, die seit Jahren auch in Neuffen angebaut werden, geben dem „Knallrot“ Farbe und Aroma. Welche das sind, will die Geschäftsführerin der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck nicht verraten. Der Duft nach Sauerkirsche, Johannisbeere und Stachelbeere gebe der Cuvée die besondere Note, ergänzt Vorstandsmitglied Werner Mönch. Auch auf dem Etikett sucht man vergeblich nach den verwendeten Sorten. So viel sei verraten: „Beide Weine durchlaufen eine Maischegärung, bei der die Traubenschale im Saft bleibt, und der beim Gärprozess entstehende Alkohol löst die Farbe aus den Schalen sowie die geschmackspräferierenden Gerbstoffe“, erklärt Mönch.

Den „Knallrot“, mit dem man auch Weintrinker ansprechen möchte, die eher die kräftigen Rotweine lieben, findet man bereits im Regal bei der Genossenschaft oder den anderen Verkaufsstellen. Noch nicht verfügbar ist indes die jüngste Kreation: ein entalkoholisierter Weißwein mit dem Namen „Libero“. Hier handelt es sich allerdings um kein Neuffener Eigengewächs, sondern um ein Getränk, das man zusammen mit den Weingärtnergenossenschaften Metzingen, Esslingen und Marbach auf den Markt bringt. Der Herstellungsprozess sei aufwendig und deshalb eine Grundmenge von 15 000 Litern Voraussetzung, erklärt Christine Anhut. Jede der Genossenschaften vermarkte den Entalkoholisierten aber unter ihrem eigenen Label.

„Der neue alkoholfreie Weißwein ist die perfekte Ergänzung zu unseren ,Jung & Fruchtig‘-Weinen. Wir bringen hier unseren Silvaner in das Gemeinschaftsprojekt ein. Diese Rebsorte verbindet leicht erdige Töne mit feinfruchtigen Aromen und einer angenehmen Säure. Der Silvaner trägt somit zu einer feinen Aromatik des entalkoholisierten Weißweins bei“, ergänzt sie. Das Projekt ist auf Initiative der Weingärtner Esslingen entstanden. Die Marktnachfrage überzeugte die Kollegen der anderen Genossenschaften. Gemeinsam habe sich das Trendthema alkoholfreier Wein – künftig darf man ihn nur noch entalkoholisiert nennen – einfacher umsetzen lassen. In circa drei Wochen sei der „Libero“ im Regal.

Trinkt man auch hier im Ländle nicht eher trockene Weine? „Die Geschmäcker sind natürlich unterschiedlich“, weiß Jürgen Pfänder, doch mit der eher feinherben Linie liege die Genossenschaft genau richtig. „Der Cool White ist einer unserer meistverkauften Weißweine“, sagt der Vorstandsvorsitzende, „unsere fruchtigen Weine sind gefragt“, freut er sich auch darüber, dass der Umsatz bei der Genossenschaft nach der Pandemie wieder steigt, weil Gastronomen mehr kaufen und Vereine bei Veranstaltungen wieder Täleswein ausschenken.

Weinwandertag am 19. Juni

Den Spaziergang im Neuffener Weinberg mit einem Päuschen in der Sunset-Lounge verbinden, ist mehr denn je gefragt. Der Wunsch nach Begegnung und Kommunikation ist während der Pandemie viel zu kurz gekommen. „Die Menschen sind dankbar über unsere Angebote“, so die Weinerlebnisführer Werner Mönch und Jürgen Pfänder. „Die Leute freuen sich, dass hier in unserer schönen Landschaft wieder ein Ausschank angeboten wird.“ Auch am Wochenende ist die Sunset-Lounge von Werner Mönch geöffnet. Und mit einer weiteren guten Nachricht wartet Bürgermeister Matthias Bäcker, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft ist, auf: Endlich gibt es wieder einen Weinwandertag am 19. Juni in die Neuffener Weinberge.

Und wie sieht es aktuell mit dem heranwachsenden neuen Jahrgang aus? Der Austrieb sei sehr gut, und die Eisheiligen hätten es mit dem Wein gut gemeint, so die Wengerter.