Zwischen Neckar und Alb

Noch Lücken bei der Lehrerversorgung

Schule Vor allem im Grundschulbereich sind im Landkreis Esslingen nicht alle Stellen besetzt. Das Schulamt will deshalb Deputate aufstocken und Pensionäre ansprechen. Von Roland Kurz

Die Lehrerversorgung im Kreis Esslingen bleibt angespannt.Symbolfoto: Jean-Luc Jacques
Die Lehrerversorgung im Kreis Esslingen bleibt angespannt.Symbolfoto: Jean-Luc Jacques

Die No­te für die Leh­rer­ver­sor­gung im Kreis Ess­lin­gen steht am zwei­ten Schul­tag nach den Som­mer­fe­ri­en noch nicht ganz fest. Co­ri­na Schimit­zek vom Staat­li­chen Schul­amt Nür­tin­gen teil­te am Diens­tag mit, sie ge­he „zum jet­zi­gen Zeit­punkt von ei­ner im We­sent­li­chen ge­si­cher­ten Un­ter­richts­ver­sor­gung“ aus. Die Lei­ten­de Schul­amts­di­rek­to­rin räum­te ein: „Al­ler­dings be­ste­hen an ei­ni­gen Schu­len noch Lü­cken.“

Vor al­lem im Grund­schul­be­reich und an den Son­der­päd­ago­gi­schen Bil­dungs- und Be­ra­tungs­zen­tren (SBBZ) könn­ten nicht al­le Stel­len be­setzt wer­den, weil es zu we­ni­ge Be­wer­bun­gen ge­be. Vier Mit­tel will das Schul­amt ein­set­zen, um die Si­tua­ti­on in den nächs­ten Wo­chen zu ver­bes­sern: De­pu­tats­auf­sto­ckun­gen, Ab­ord­nun­gen, Be­schäf­ti­gung pen­sio­nier­ter Leh­rer so­wie be­fris­te­te Ver­trä­ge mit wei­te­ren ge­eig­ne­ten Per­so­nen. Sie sei den Leh­rern sehr dank­bar, die be­reit sei­en, ih­re Stun­den­zah­len auf­zu­sto­cken und da­mit die Ver­sor­gung am Schul­jah­res­be­ginn zu ver­bes­sern, sag­te die Schul­amts­lei­te­rin.

Im Au­gen­blick bräuch­te das Schul­amt et­wa zehn Lehr­kräf­te mehr für Grund-, Werk­re­al- und Ge­mein­schafts­schu­len, sag­te Schimit­zek, dann könn­te sie die 280 feh­len­den Stun­den ab­de­cken. An den Re­al­schu­len und den Son­der­päd­ago­gi­schen Zen­tren sei der Be­darf ähn­lich groß. Die Schul­amts­di­rek­to­rin ver­weist auf In­ves­ti­tio­nen der Lan­des­re­gie­rung: Seit Jah­ren wer­de die Kon­tin­gent­stun­den­ta­fel er­höht. Im neu­en Schul­jahr sei die Ein­stel­lung von 147 Lehr­kräf­ten er­mög­licht wor­den. Die Si­tua­ti­on sei aber „auf Kan­te ge­näht“ und wer­de im Lau­fe des Schul­jah­res an­ge­spannt blei­ben. „Für Aus­fäl­le von Lehr­kräf­ten, et­wa we­gen Krank­heit oder auf­grund von Schwan­ger­schaft, ste­hen uns nur we­ni­ge Ver­tre­tungs­lehr­kräf­te zu Ver­fü­gung“, so Schimit­zek. Im Kreis Ess­lin­gen, ins­be­son­dere auf den Fil­dern und im Ne­ckar­tal, wer­de die Leh­rer­su­che auch durch die Prei­se auf dem Woh­nungs­markt er­schwert. Für die kom­men­den Jah­re er­war­tet Schimit­zek ei­ne Ent­span­nung, da die Aus­bil­dungs­ka­pa­zi­tät er­höht wor­den sei.

In die­ser Wo­che fängt für 4 202 Erst­kläss­ler ein neu­er Le­bens­ab­schnitt an - et­was we­ni­ger als vor ei­nem Jahr, als 4366 Erst­kläss­ler an der Grund­schu­le star­te­ten. Im An­schluss an die Grund­schu­le wähl­ten mehr El­tern (166) die Werk­re­al­schu­le als im Vor­jahr (157). Sie­ben Werk­re­al­schu­len ha­ben ei­gen­stän­di­ge Ein­gangs­klas­sen, in Kirch­heim kön­nen so­gar zwei fünf­te Klas­sen ge­bil­det wer­den. Der Rück­bau­pro­zess der Werk­re­al­schu­len dürf­te weit­ge­hend ab­ge­schlos­sen sein, glaubt das Schul­amt.

„Er­freu­lich sind die ge­stie­ge­nen An­mel­de­zah­len an den Re­al­schu­len“, fin­det die Schul­amts­di­rek­to­rin. 1 576 Schü­ler ha­ben sich da­für ent­schie­den, 32 mehr als im Vor­jahr. Weit­ge­hend sta­bil sind die An­mel­dun­gen in den zehn Ge­mein­schafts­schu­len. An drei Ge­mein­schafts­schu­len - Dei­zi­sau, der See­wie­sen­schu­le in Ess­lin­gen und der Lud­wig-Uh­land-Schu­le in Wend­lin­gen - legt der ers­te Jahr­gang den Re­al­schul­ab­schluss ab.

Auch „re­la­tiv kon­stant“ ist die Zahl der Schü­ler mit son­der­päd­ago­gi­schem För­der­be­darf in den Schwer­punk­ten Ler­nen so­wie emo­tio­nal-so­zia­le Ent­wick­lung. Ein An­stieg wird in den För­der­schwer­punk­ten geis­ti­ge und kör­per­lich-mo­to­ri­sche Ent­wick­lung ver­zeich­net. Die In­klu­si­on wird im neu­en Schul­jahr für 103 Schü­ler in 23 grup­pen­be­zo­ge­nen Lö­sun­gen er­mög­licht. Hin­zu kom­men Ko­ope­ra­ti­ons­for­men an all­ge­mein­bil­den­den Schu­len, die 266 Schü­ler nut­zen. Die El­tern­wün­sche er­fül­le man, bi­lan­ziert Schimit­zek. Für Schü­ler mit Le­se-Recht­schreib-Schwä­che wird es an der Frei­hof-Grund­schu­le in Kirch­heim und an der Ka­tha­ri­nen­schu­le Ess­lin­gen Le­se­klas­sen ge­ben.

Fast 1 000 Schü­ler be­su­chen Vor­be­rei­tungs­klas­sen, um so gut Deutsch zu ler­nen, dass sie in die Re­gel­klas­sen in­te­griert wer­den kön­nen. Da­bei stam­men mehr als zwei Drit­tel die­ser Kin­der aus Zu­wan­de­rer­fa­mi­li­en aus eu­ro­päi­schen Län­dern; die Zahl der Kin­der mit Fluch­ter­fah­rung nimmt deut­lich ab. Ak­tu­ell gibt es 70 Vor­be­rei­tungs­klas­sen an 45 Stand­or­ten, erst­mals auch an Re­al­schu­len.

Le­sen, Rech­nen, Schrei­ben wer­den als Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­tio­nen in der Grund­schu­le ge­stärkt. Das ist die Vor­ga­be des Kul­tus­mi­nis­te­ri­ums. Des­halb wird der Fremd­spra­chen­un­ter­richt in Klas­se drei ver­scho­ben. Da­durch wer­den vier Pool­stun­den frei, die zur in­di­vi­du­el­len För­de­rung in Deutsch und Ma­the­ma­tik ge­nutzt wer­den sollen. Die Re­al­schu­len er­hal­ten wei­te­re 16 Pool­stun­den pro Zug. Das er­mög­licht, dass die Schü­ler ab der 7. Klas­se zwei Ni­veau­stu­fen zu­ge­ord­net wer­den, die ent­we­der zum Haupt­schul­ab­schluss in Klas­se 9 füh­ren oder zum Re­al­schul­ab­schluss am En­de von Klas­sen­stu­fe 10.