Zwischen Neckar und Alb

Nochmal einen letzten Zug auf die maskenfreie Zeit nehmen

Auf den ersten Blick ist alles wie immer auf dem Esslinger Wochenmarkt: Die Sonne scheint auf den Marktplatz, unter den gestreiften Markisen lassen mir Obst, Gemüse das Wasser im Mund zusammenlaufen. Man muss genauer hinschauen dann sieht man sie: Gesichtsmasken - schlicht in weiß oder blau oder auch mit Muster wie bei Bärbel Clauss am Gemüsestand vom Eglisenhof. Sie bedient gerade einen älteren Herrn der ebenfalls mit Maske erschienen ist. Ein schönes Foto möchte sie haben. Aber was ist schön, wenn das halbe Gesicht nicht zu sehen ist?, frage ich mich. Schade ist auch, dass ich nicht wirklich einen Eindruck von ihr bekomme: Lacht sie gerade oder ist sie genervt von meinem Anliegen? Ihre Augen strahlen Tatkraft aus. „Die Leute kaufen wieder bewusst regional ein und hier ist man unter freiem Himmel“, sagt sie. Das bestätigt auch Andrea Klingler vom Demeter-Stand Klingler, die noch keinen Mundschutz trägt: „Es ist sogar ein bisschen mehr los als sonst. Es wird wieder mehr und frisch gekocht, die Kinder sind zu Hause und die Eltern auch“, sagt sie. Ohne Mundschutz steht auch Filippos Tsaosidis an seinem Stand. Zu meiner Freude hat er frischen Spargel aus der Pfalz im Angebot. Seine Kundin trägt eine medizinisch aussehende Maske, weil sie zu einer Risikogruppe gehört. „Ich hab eine Bronchitis“, sagt sie. Filippos genießt noch seine Freiheit ohne Maske - auch um in einer kleinen Pause eine Zigarette zu rauchen. Er hat Corona anscheinend noch nicht zum Abgewöhnen genutzt. Ab nächstem Montag wird er wahrscheinlich ohnehin weniger rauchen. Er muss dann dazu nicht nur die Maske abnehmen, sondern atmet sich nach dem Aufsetzen auch die Rauchreste in die Nase. Text und Foto: Thomas Zapp