Die Stadtwerke Filderstadt und die Telekom haben eine Kooperation zum Ausbau eines Glasfasernetzes vereinbart. Laut Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen bei der Telekom, die erste dieser Art mit Stadtwerken. Nürtingens Stadtwerke-Geschäftsführer Volkmar Klaußer bestätigt ebenfalls Verhandlungen mit der Telekom, um ihr den Zugang zum Nürtinger Netz zu gewähren.
Landrat Heinz Eininger begrüßte am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub und Thilo Höllen die Zusammenarbeit, die von Höllen als Leuchtturmprojekt bezeichnet wird. Auch der Landrat erhofft sich eine beispielgebende Wirkung für andere Stadtwerke. Nürtingens Geschäftsführer Klaußer relativiert das jedoch etwas, auch wenn er ebenfalls eine Vereinbarung mit der Telekom anstrebt.
Im Mai 2019 wurde die Gigabitregion Stuttgart GmbH gegründet. Die Landkreise in der Region sind mit Zweckverbänden an dem Ziel beteiligt, bis 2025 alle Schulen und Gewerbegebiete und bis 2030 alle Haushalte in der Region mit einem schnellen Glasfaseranschluss auf Gigabit-Niveau zu versorgen. Der Ausbau geht bislang jedoch nicht mit der erhofften Geschwindigkeit voran, wie Hans-Jürgen Bahde als Geschäftsführer der Gigabit-GmbH einräumte. Und auch Thilo Höllen bekennt: „Wir schaffen das nicht alleine, wir brauchen die Zusammenarbeit.“
In Filderstadt baut die Stadt mit ihren Stadtwerken das bisher nur in geringen Teilen existierende Netz aus und stellt es gegen Entgelt der Telekom zur Verfügung. Laut Höllen werde die Telekom dann auch anderen Telekommunikationsanbietern im sogenannten Open-Access-Verfahren, also dem offenen Zugang zum Netz, Angebote machen.
„Unser Ansatz ist wohl etwas anders, wir haben schon viele Kunden gewinnen können und in den letzten zehn Jahren unser Netz auch stetig ausgebaut“, sagt Nürtingens Stadtwerke-Geschäftsführer Volkmar Klaußer. Dabei habe man genügend Erfahrungen gewonnen und in die Technik investiert. Die Gewerbegebiete seien alle an das stadteigene Glasfasernetz angebunden, auch wenn noch nicht alle Straßenzüge restlos erschlossen seien. Klaußer betont: „Wenn ein Betrieb angeschlossen werden will, ist unser Breitbandkabel nicht weit.“ Auch beim Anschluss der Schulen gehe es voran. Dafür bekommt die Stadt Fördergelder von Land und Bund. In Zukunft sollen Kabel oder Leerrohre nicht nur dort verlegt werden, wo Tiefbauarbeiten im Straßenraum anstehen. Gegraben werden soll auch eigens für Internetleitungen. Klaußer favorisiert den Weg, dass die Kommunen oder ihre Unternehmen eigene Netze aufbauen und hält dies auch in kleineren Gemeinden für möglich. Hilfreich könnten Fördergelder für Gebiete sein, die derzeit nicht als unterversorgt gelten, etwa da, wo die Telekom über die Kupferkabel-Technik mindestens 30 Gigabit anbietet.
Für Klaußer steht fest: „Die Zukunft gehört dem leistungsfähigen Glasfaserkabel.“ Landrat Eininger betonte, dass es wichtig sei, die Kräfte zu bündeln, ein paralleler Ausbau von verschiedenen Anbietern sei nicht zielführend. Dem stimmt auch Klaußer zu und bestätigt: „Wir haben der Telekom, wie auch anderen Anbietern, den Netzzugang angeboten und kooperieren gerne.“
Nürtingen ist zwar, wie alle 44 Städte und Gemeinden des Landkreises, Mitglied im Zweckverband Breitbandversorgung Landkreis Esslingen, doch steht noch die Unterschrift zu einer Rahmenvereinbarung aus, die Näheres regelt. Diese wurde bislang von 42 Kommunen unterschrieben, auch Leinfelden-Echterdingen, das ebenfalls eigene Stadtwerke unterhält, fehlt neben Nürtingen noch. Klaußer dazu: „Wir möchten gerne zuvor die Modalitäten einer möglichen Zusammenarbeit zwischen Stadtwerke Nürtingen GmbH und der Telekom festlegen.“