Zwischen Neckar und Alb

Ohne Bewässerung geht gar nichts

Landwirtschaft Die Trockenheit macht den Gemüsebauern zu schaffen. Dass Felder immer häufiger beregnet werden müssen, liegt aber auch an den wachsenden Ansprüchen der Kunden. Von Peter Dietrich

Karl Schumachers Weizen steht kurz vor der Ente. Das Getreide kann jetzt Trockenheit vertragen - ganz im Gegensatz zu frisch ges
Karl Schumachers Weizen steht kurz vor der Ente. Das Getreide kann jetzt Trockenheit vertragen - ganz im Gegensatz zu frisch gesetztem Gemüse. Fotos: Peter Dietrich
Auf den Wangerhöfen bei Köngen
Auf den Wangerhöfen bei Köngen

Karl Schumacher steht auf den Wangerhöfen bei Köngen im Weizenfeld, testet mit den Zähnen ein paar Weizenkörner und freut sich: „Die sind ja schon richtig fest.“ Noch ein paar trockene Tage, sagt er, dann stehe schon die Ernte bevor. Hoppla, ein Landwirt wünscht sich Trockenheit? In diesem speziellen Fall, für die Weizenernte, schon. Aber die Gesamtsituation ist natürlich weit differenzierter zu betrachten.

So angespannt wie im Vorjahr, sagt Karl Schumacher, sei die Situation noch nicht. Aber der Regen verpuffe recht schnell. „Wir sind von den letzten Jahren noch im Minus, der Grundwasserspiegel ist niedrig, der Boden nicht durchfeuchtet.“ Das Getreide stehe aber sehr schön da. Auch um den Mais ist es bisher nicht schlecht bestellt. „Er sollte aber nochmals Wasser kriegen.“ Geerntet wird der Mais erst Ende September bis Oktober. Beim Weizen war früher der August der klassische Erntemonat, doch die Ernte hat sich in den letzten Jahren immer weiter nach vorne in den Juli verschoben.

Ein Schwerpunkt von Schumachers Betrieb, der in der Saison bis zu 35 Mitarbeiter beschäftigt, ist das Gemüse. „Ohne Feldberegnung kommen wir da nicht aus“, sagt der Landwirt. Vor allem frisch gesetzte Jungpflanzen müssen Wasser bekommen. Zwar wässere er um die Mittagszeit nicht gern, da die Verdunstung hoch ist, aber teils bliebt ihm gar nichts anderes übrig. „Sonst werden die jungen Pflanzen ganz schnell lommelig.“ Entscheidend sei die Wachstumsdauer: „Ein Kohl, der im April oder Mai gepflanzt und Ende September oder im Oktober geerntet wird, hat fast sechs Monate Zeit zu gedeihen. Er kann auch einmal eine Trockenphase kompensieren und holt alles wieder auf.“ Bei den Salaten ist das anders: „Die wachsen im Frühjahr sieben bis acht Wochen, im Sommer fünf bis sechs Wochen. Wenn es in dieser Zeit keine guten Bedingungen gibt, gibt das nichts Rechtes. Die Köpfe sind teils nicht zu vermarkten.“

Mit einem Tensiometer kann der Landwirt die Bodenfeuchte messen. Zur Bewässerung gehört aber auch viel Intuition: „Das hat man im Gefühl, als Praktiker sieht man das“, so Schumacher.

Bei länger wachsenden Kulturen lässt sich mit der Tropfbewässerung viel Wasser sparen. „Das haben wir von Israel gelernt, wir setzen das bei den Zucchini ein“, so Schumacher. Es werde zudem versucht, trockenresistente Sorten zu züchten. Allerdings hätten diese dann Probleme bei feuchtem und kühlem Wetter. So bleibt nur eine Risikostreuung: „Wir arbeiten pro Salatart mit zwei bis drei verschiedenen Sorten, für eine davon passt das Wetter immer. Man muss der Realität ins Auge sehen und das Beste daraus machen.“ Man muss in Kauf nehmen, dass die Sorten verschiedene Eigenschaften haben: „Die trockenresistenten Sorten sind durch die festeren Zellen etwas ledriger, die anderen zarter.“

Jede Pflanze reagiert auf Trockenstress anders. Beim Eissalat kann es zum Beispiel zum Innenbrand kommen, bei Kartoffeln entsteht Zwiewuchs. Das heißt, es bilden sich neben der normalen Kartoffel weitere Knollen aus. „Sie schmecken nicht und sind nicht lagerfähig“, erläutert der Landwirt.

„Das Wetter war früher ausgeglichener“, sagt Karl Schumacher. Dass es heute nicht mehr ohne Beregnung gehe, liege aber auch an gestiegenen Ansprüchen der Kunden. „Früher waren 24 Köpfe Kopfsalat in der Kiste, heute sind es zwölf oder nur sechs“. Für die Mindestgröße mache der Lebensmittelhandel Vorgaben. „Bei Untergewicht kann ich wieder aufladen und heimfahren“, so Schumacher. Was stückweise verkauft werde, könne aus Sicht der Kunden nicht groß genug sein, auch bei Single-Haushalten. „In England wird der Salat nach Gewicht verkauft“, sagt Schumacher und findet das sinnvoll. Ein wichtiger Faktor ist auch die Liefertreue, die der Handel verlangt. Ein Landwirt kann schlecht sagen, er habe gerade noch nichts zu liefern, weil es nicht genügend geregnet habe. „Der Handel muss kontinuierlich beliefert werden und interessiert sich nicht fürs Wetter.“

Der Hof von Familie Schumacher hat keinen eigenen Brunnen. Probebohrungen haben ergeben, dass kein Wasser in ausreichender Menge zu finden ist. Schumachers haben aber eine unterirdische Wasserreserve von 900 Kubikmetern. Diese Behälter können sie als Puffer mit Stadtwasser vor allem nachts befüllen, wenn anderswo nicht so viel verbraucht wird. Dass mit Trinkwasser bewässert werde, sei Vorschrift und Teil der Qualitätsüberwachung.