Zwischen Neckar und Alb

Ohne Rücklagen durch die Krise

Corona-Pandemie Gemeinnützige Organisationen wie das Umweltzentrum Neckar-Fils in Plochingen treffen die derzeitigen Einnahmeausfälle besonders hart. Doch die Hoffnung auf Besserung ist da. Von Karin Ait Atmane

Durch die Decke lief Wasser: Trotz knapper Kassen und mit viel Hilfe von Freiwilligen, gelingt es dem Umweltzentrum, das Dach zu
Durch die Decke lief Wasser: Trotz knapper Kassen und mit viel Hilfe von Freiwilligen, gelingt es dem Umweltzentrum, das Dach zu sanieren. Foto: pr

Corona hat vieles ausgebremst und so manches auf den Kopf gestellt. Matthias Weigert und Brigitte Beier sind seit Wochen damit beschäftigt, die Finanzen des Umweltzentrums Neckar-Fils irgendwie im Lot zu halten. So anstrengend und schwierig das ist, nimmt das Ehepaar doch auch Positives mit: Sie erleben kreative Lösungsansätze und sozialen Zusammenhalt. Weigert ist stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins Umweltzentrum, Beier ist Biologin und konzipiert Naturerlebniskurse.

Alle Kurse seit Mitte März sind ausgefallen, alle Wochenendvermietungen ebenfalls, und damit letztlich fast alle Einnahmen des Umweltzentrums im Plochinger Bruckenwasen. Die Fixkosten fallen aber trotzdem an, und Schulden sind für das Haus der Naturschutzverbände ebenfalls noch zu tilgen, wurde es doch zur Gartenschau 1998 fast komplett über Kredite finanziert. Nach mehr als 20 Jahren steht zudem eine um die andere Sanierung ins Haus. Größere Rücklagen dürfen gemeinnützige Einrichtungen aber ohnehin nur sehr beschränkt bilden - diese gesetzliche Vorgabe hat sich jetzt in der Krisenzeit für viele Vereine und gemeinnützige Organisationen als Problem erwiesen.

Schäden größer als gedacht

Dieses Frühjahr war die Teilsanierung beider Flachdächer geplant. Doch dann stellte sich heraus, dass der Schaden größer war als gedacht: Bei der Mieterin Marion Ernst, die ihr Yoga- und Kosmetikstudio im Haus hat, tropfte es sogar durch die Decke, einzelne Holzbalken waren bereits angegriffen. Was tun, mitten im Lockdown? Geholfen habe da, sagen Weigert und Beier, die gute Kommunikation mit dem Landratsamt Esslingen, das 50 Prozent der Investitionskosten trägt. Es willigte ein, nur eines der beiden Dächer zu sanieren - dafür aber von Grund auf. Geholfen habe auch, dass die Dachdeckerfirma trotz Coronakrise bereit war zu arbeiten. Und am meisten half das Engagement von Freiwilligen, die „mit der Hand am Arm“ die Deckschicht vom Flachdach schaufelten, „mit viel Abstand und in Familienverbänden“, wie die beiden berichteten. Mit Eimern und Abstellarealen entwickelte man so etwas wie eine kontaktlose Menschenkette.

„Das ist ein wichtiger Aspekt, gerade in Zeiten von Corona, dass es einfach ein Geben und Nehmen ist“, sagt Matthias Weigert. Zu erleben war das an vielen Stellen: Mit Mieterin Marion Ernst einigte man sich auf Vorschlag des Trägervereins, dass sie vorübergehend nur die halbe Miete bezahlen muss, weil ja auch sie in der Krisenzeit keinerlei Einnahmen hatte. Die Bildungsstiftung der Kreissparkasse, die die umweltpädagogischen Angebote für Schulklassen im Umweltzentrum finanziert, war bereit, trotz der Ausfälle immerhin den Verwaltungsaufwand zu bezahlen. Zwei Nabu-Ortsverbände machten als Mitglieder des Trägervereins eine Spende.

Außerdem hat Brigitte Beier die Jahresbeiträge der Mitglieder bereits jetzt eingezogen, was sie sonst erst nach Weihnachten tut. Sie hat noch intensiver als sonst Ausschau nach möglichen Fördertöpfen gehalten. Und die Umweltbank war ebenfalls entgegenkommend: „Unsere Tilgung der Kredite haben wir ausgesetzt bis September“, berichtet Beier.

Nicht zuletzt war es hilfreich, dass viele, die bereits einen Kurs oder das Umweltzentrum für ihre Privatveranstaltungen gebucht hatten, ihr Geld nicht zurückverlangt haben, sondern auf einen Nachholtermin setzen.

„Unterm Strich sind Zeitaufwand, Entscheidungsdruck und Stress enorm gewesen“, sagt Matthias Weigert. Die vielen positiven Signale hätten aber richtig gut getan. Jetzt ist es wichtig, dass der Betrieb möglichst schnell wieder auf Touren kommt.

Grundsätzlich könnte in den kommenden Monaten manches kurzfristiger gehen als sonst. Die Kurse für Erwachsene im Rahmen des „Blühenden Landkreises“ laufen jedenfalls ab sofort wieder „mit Volldampf“ an: Verschiedene Wildkräuterkurse stehen in den Sommermonaten ebenso auf dem Programm wie Sensenkurse.

Für einige ausgefallene Veranstaltungen soll es Ersatztermine geben. Matthias Weigert ist es wichtig, dass draußen ankommt: „Wir sind wieder da!“