Zwischen Neckar und Alb

„Onbera“ feiert Zehnjähriges

Hilfsangebot Die psychologische Online-Beratung des Kreisdiakonieverbands im Landkreis Esslingen wird verstärkt genutzt.

Region. Zu den Hilfsangeboten des Kreisdiakonieverbands im Landkreis Esslingen (KDV) gehört seit rund 40 Jahren die Psychologische Beratung. Saßen sich früher Berater und Hilfesuchende von Angesicht zu Angesicht gegenüber, gibt es seit zehn Jahren auch die Möglichkeit, sich online Unterstützung zu holen.

Dieses Angebot, „Onbera“ genannt, richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die auf dem „klassischen“ Weg kaum angesprochen werden. Mitarbeiter des KDV tauschen sich per E-Mail mit den Klienten aus. Wer will, kann Namen, Alter, Geschlecht und Wohnort preisgeben. Meist jedoch laufen die Kontakte anonym.

„Durch ‚Onbera‘ erreichen wir junge Menschen, die sonst nie den Weg in die Beratungsstelle finden würden“, erklärt Elisabeth Rümenapf, die Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle Filder (PBS), wo „Onbera“ angesiedelt ist.

Der Bedarf steigt ständig

„Onbera“ ist ganz bewusst ein regionales Hilfsangebot für den Landkreis Esslingen. „Deshalb gehen wir gezielt an Schulen im Landkreis“, sagt KDV-Geschäftsführer Eberhard Haußmann. Rund 1600 Menschen haben sich in den vergangenen zehn Jahren an „Onbera“ gewandt. Rund 6500 Mails haben die Berater seither geschrieben. Zwei bis drei neue Anfragen erreichen „Onbera“ pro Woche. Die Themen reichen von Depressionen, Ängsten, Suizid, Selbstverletzungen, sexualisierter Gewalt, Problemen mit Familie und Freunden, Essproblemen bis zu mangelndem Selbstwert. „In ganz schwierigen Fällen, etwa wenn es um Suizidankündigungen geht, versuchen wir, die Eltern ins Boot zu holen und die jungen Menschen in die Beratungsstelle zu holen.“

Die Mitarbeiter der Online-Beratung haben dank Schulungen, Austausch im Team und Supervision gelernt, mit der Anonymität, umzugehen - auch in schwierigen Situationen. Und es gilt, die nötige Distanz zu wahren. Dazu gehört auch, die Online-Beratung irgendwann zu beenden. „Es geht nicht um Freundschaft, sondern um eine professionelle Beziehung“, sagt Haußmann.

Der Bedarf an Online-Beratung steigt ständig. Deshalb ist Haußmann überzeugt, dass man vor zehn Jahren eine gute Entscheidung getroffen hat. „Die Entwicklung gibt uns recht, denn die Digitalisierung wird unser Leben in der Zukunft noch mehr prägen, und da sind wir auf dem richtigen Weg.“

Finanziert wird „Onbera“ rein aus Spenden, Eigenmitteln des KDV und Zuwendungen der Deutschen Fernsehlotterie. Bis April 2020 ist die Finanzierung gesichert. Danach braucht es weitere Förderer. Ulrike Rapp-Hirrlinger