Zwischen Neckar und Alb

Paddeln mit „SUP“er Eindrücken

Freizeit Wer sich Esslingen mit Paddel und Brett auf dem Wasser nähert, entflieht dem Alltag, trainiert ungewohnte Muskeln und lernt neue Perspektiven kennen. Von Thomas Zapp

Romantisch: Der Hammerkanal führt in die Esslinger Altstadt. Fotos: Carsten Riedl
Romantisch: Der Hammerkanal führt in die Esslinger Altstadt. Fotos: Carsten Riedl
Vor dem Vergnügen ist erst einmal Pumpen angesagt.
Vor dem Vergnügen ist erst einmal Pumpen angesagt.

Stehend mit einem Paddel auf einem Surfbrett unterwegs sein klingt nicht ganz so lässig wie „SUP“, meint aber dasselbe. Stand-up-Paddling hat sich zu einem massentauglichen Trendsport entwickelt. Anzutreffen sind die Paddler auf allen Gewässern. Dass aber „SUP“ seit Kurzem auch auf dem Neckar Höhe Esslingen angeboten wird, klang für mich zunächst nach einem Scherz. Neben der B 10, kurz vor der Schleuse und neben dem Schiffsverkehr?

Doch Jan und Jule vom Veranstalter „WannaSUP“, die im Auftrag der Stadt Esslingen die Tour leiten, stehen an diesem sonnig-heißen Nachmittag wirklich am Ufer hinter dem Eberspächer Parkplatz und pumpen fleißig die Bretter auf. Denn ganz so surfmäßig ist man beim „SUP“ dann doch nicht unterwegs: Breiter und weicher sind die Bretter für unsere Tour im Vergleich zum klassischen Surfbrett. Es gibt auch die sportlichere „SUP“-Variante als härteres und schmaleres Carbon-Brett, aber für uns Anfänger ist sie weniger geeignet.

Auch das richtige Paddeln will gelernt sein.
Auch das richtige Paddeln will gelernt sein.

Jule räumt vor dem Start erstmal mit dem Vorurteil auf, dass „SUP“ ein Sport für untalentierte Surfer ist. Nicht nur bewegten sich polynesische Fischer in ihren Kanus stehend paddelnd auf dem Meer fort, auch Surfer auf Hawaii nutzten ein Paddel, um mit ihren Surfbrettern schneller vom Ufer zu den Wellen zu kommen. Apropos Wellen: Der Neckar präsentiert sich an diesem Nachmittag wie ein Brett, das muss aber nicht immer so sein. Stromschnellen gebe es durchaus, sagt Jule.

Angesichts der zunehmenden Beliebtheit des Sports mahnt nun auch das Wasser- und Schifffahrtsamt in Stuttgart, dass 100 Meter ober- und unterhalb von Wehr- und Schleusenanlagen und vor Fähranlegern das Paddeln verboten ist. „Generell gilt, dass man auf Flüssen lieber nicht ganz alleine paddelt, sondern zur Sicherheit immer zu mehreren oder eben in einer geführten Tour“, sagt Jan.

Vielleicht noch nicht elegant, aber immerhin trocken: Thomas Zapp beim Selbstversuch.
Vielleicht noch nicht elegant, aber immerhin trocken: Thomas Zapp beim Selbstversuch.

Wer wie ich bei seinen ersten „SUP“-Versuchen mit respektablem Eigengewicht und Wellengang zu kämpfen hatte, ist vom ruhigen Neckar positiv überrascht. Mein frühes Bad im Neckar ist daher ausschließlich freiwillig und den heißen Temperaturen geschuldet. Wir lernen: Grundregel für den Paddeleinsatz ist, die Arme gestreckt zu halten, mit der oberen Hand zu drücken und mit der unteren zu ziehen und das möglichst nah am Board entlang. „Wir wollen keinen Tyrannosaurus Rex sehen“, sagt Jule lachend und flugs hat man die stets komisch angewinkelten „Arme“ des Urzeit-Ungeheuers vor Augen, die seinen grausigen Anblick etwas lächerlich erscheinen lassen.

Ein Hauch von Amsterdam

Was die beiden in ihrem Flyer versprechen, halten sie auch: Beim „SUP“ werden viele Muskelgruppen im Körper beansprucht, allein schon weil man sich auf wackeligem Untergrund gerade halten muss. Auch entdeckt man tatsächlich neue Orte. Nicht dass man diesen Neckarabschnitt noch nie gesehen hätte, aber stets aus einer anderen Perspektive. Manche Abschnitte muten mit der dichten Vegetation wie ein Amazonas-Gebiet an, wäre da nicht die Geräuschkulisse der B 10. Nach unserem Wendemanöver, das uns Jule beibringt (zwei Mal das Paddel in Fahrtrichtung, drei Mal auf der anderen Seite dagegen) geht es nach Esslingen-City und auf der Straße kommen Autos in Sicht, stören aber nicht. Plötzlich überholt uns ein Polizeiboot, um in die Schleuse einzufahren. Wir machen das den Beamten lieber nicht nach, sondern halten uns schön rechts, um nicht in den Sog zu gelangen, dabei gilt es noch die leicht zu verärgernden Angler zu umpaddeln.

Am anderen Ende erweist sich Esslingen auf dem Hammerkanal tatsächlich per Wasser „erfahrbar“ und ich spüre einen Hauch von Amsterdam, nur dass die Brücken nicht so schön sind und voller Spinnen hängen. Schade, mit bestimmten weiblichen Personen werde ich die Tour wohl nicht wiederholen können. Ein Schwätzle mit Anwohnern ist auch immer drin, die sind nämlich sehr neugierig. Der Anblick ist halt noch etwas ungewohnt, die Tour gibt es erst seit einigen Wochen. Sie ist aber unbedingt empfehlenswert: um abzuschalten, unterbeschäftigte Muskelpartien zu trainieren und neue Perspektiven auf Altbekanntes zu gewinnen.

Anmeldungen zur Tour sind per Telefon unter der Nummer 07 11/3 96 93 96 möglich oder per E-Mail unter info@esslingen-marketing.de