Zwischen Neckar und Alb

Patienten bekommen eine Stimme

Medizin Beim Parkinsontag informierte die Medius Klinik Kirchheim über die Krankheit und gab Tipps, wie sich Erkrankte besser ­verständigen können. Von Cornelia Wahl

Dr. Uwe Mauz, Chefarzt Neurologie - Medius Klinik Kirchheim
Dr. Uwe Mauz, Chefarzt der Neurologie an der Medius Klinik Kirchheim. Foto: Cornelia Wahl

Trotz des traumhaften Frühlingswetters finden zahlreiche Besucher am Samstagvormittag den Weg in die Kirchheimer Stadthalle, um sich über die Krankheit Morbus Parkinson kundig zu machen.

Dr. Uwe Mauz, Chefarzt der Neurologie an der Medius Klinik in Kirchheim, gibt zunächst einen Überblick über die Erkrankung, deren Hauptsymptome eine verlangsamte Beweglichkeit, eine erhöhte Muskelspannung, ein Zittern in Ruhe und ein unsicherer Gang sind. Er geht auf die Behandlung ein, die für jeden Patienten individuell gewählt wird. Neben Medikamenten gehören Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie dazu. Der Neurologe geht auch auf die Ergebnisse einiger Studien ein. So kommt eine Veröffentlichung zu dem Schluss, dass möglicherweise ein bestimmtes Asthma-Spray das Parkinson-Risiko reduzieren könne. Ausdauertraining wirke sich positiv aus: „Wenn Sie ihr Hirn anstrengen, bildet es neue Verknüpfungen.“

Neben den gut mit Medikamenten behandelbaren motorischen Störungen treten jedoch mit Fortschreiten der Erkrankung Probleme beim Sprechen auf. Die Stimme klingt heiser, wird rauer und leiser. Die Aussprache wird undeutlich und die Sprechweise monoton. Die Verständigung im alltäglichen Leben und damit auch die Lebensqualität der Betroffenen ist beeinträchtigt. „Wir gehen davon aus, dass Parkinson-Patienten nicht wahrnehmen, wie leise sie sind“, erklärt die Logopädin Bianca Steiner dazu.

Eine vierwöchige Sprachtherapie könne helfen, dass Parkinson-Patienten wieder gehört werden. Mit einer Behandlungsstunde pro Tag lasse sich die Stimmfunktion und die Lautstärke über einen längeren Zeitraum verbessern. Einige der Übungen aus der Behandlung, mit denen sich die Stimme verbessern lassen, dürfen die Besucher selbst ausprobieren: Bianca Steiner fordert sie auf, so laut und so lange wie möglich „A“ durch den Saal der Stadthalle zu rufen. Anschließend werden gemeinsam tiefe und hohe Tonbereiche angestimmt. Aber auch Alltagsphrasen wie „Hallo“ oder „Türe zu“, die einander zugerufen werden, fließen ins Trainingsprogramm ein. Dabei gilt stets das Motto „immer laut“ zu sein. Darüber hinaus gibt die Logopädin Tipps bei Schluckbeschwerden. Je nach Schwere der Beschwerden müsse auch die Kost zubereitet werden. Mit dem Publikum macht sie Schluckübungen, die die Gefahr des Verschluckens verringern helfen.

Bunte Bilder im Gepäck hat der Chefarzt der Nuklearmedizin am Standort Ostfildern-Ruit der Medius Klinik, Dr. Attila Szikszai. Er informiert darüber, mit welchen bildgebenden Verfahren es wie möglich ist, Parkinson im Gehirn für eine treffende Diagnose sichtbar zu machen. Außerdem macht die Krankenschwester Ulrike Scheiber die Komplexbehandlung bekannt, während der in einem zwei- bis dreiwöchigen stationären Aufenthalt in der Klinik Kirchheim die Patienten eine individuell auf sie abgestimmte Therapie erhalten.

In den Pausen ist Gelegenheit, sich an den Infoständen mit Broschüren zu versorgen. Etwas versteckt, aber nicht weniger wichtig, können sich die Besucher erkundigen, mit welchen speziell entwickelten Hilfsmitteln Parkinson-Patienten in ihrem Alltag mehr Lebensqualität erlangen können.

Was ist Morbus Parkinson?

Bei Menschen, die an Morbus Parkinson erkrankt sind, gehen Dopamin produzierende Nervenzellen im Hirnstamm vorzeitig zugrunde. Durch den entstehenden Dopamin-Mangel wird das empfindliche Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn gestört. Dadurch kommt es zu Krankheitszeichen wie verlangsamten Bewegungen, steifen Muskeln und Zittern in Ruhe. Bevor es soweit ist, treten Jahre vorher eher unspezifische Symp­tome, wie zum Beispiel Störungen beim Riechen oder Rückenschmerzen im Bereich des Nackens und der Schultern auf.

Therapiert wird die Krankheit mit Medikamenten, die den Dopamin-Mangel ausgleichen. Hilft die Arznei nicht, kann den Patienten ein Hirnschrittmacher eingesetzt werden.

Auslöser für die Erkrankung können Umweltgifte, Vererbung oder Veranlagung sein. In den meisten Fällen treten die Symptome auf, ohne dass ein Auslöser dafür gefunden werden kann. In Deutschland sind derzeit etwa 250 000 bis 300 000 Menschen an Morbus Parkinson erkrankt. Da die Ursache für die Erkrankung bislang unklar ist, gilt Morbus Parkinson als nicht heilbar. cw