Zwischen Neckar und Alb

Pi auf dem Handy

Jugendaktion Eines von 3 400 Projekten der 72-Stunden-Aktion des BDKJ war der Bau einer Holzhütte im Garten der Lebenshilfe in Kirchheim. Das Projekt wurde professionell angegangen. Von Peter Dietrich

Beim Bau der Hütte hat man sich die Schubkarren bei den Nachbarn in der Saarstraße ausgeliehen. Wie die Hosenböden nach der Foto
Beim Bau der Hütte hat man sich die Schubkarren bei den Nachbarn in der Saarstraße ausgeliehen. Wie die Hosenböden nach der Foto-Aktion aussahen, wird besser nicht gezeigt. Foto: Peter Dietrich

Bei der Lebenshilfe in der Kirchheimer Saarstraße wohnen 25 Menschen mit Behinderung. Seit Langem wünschen sie sich eine Holzhütte und eine gemütliche Terrasse im Garten. Eine Stelle im Garten war schnell gefunden, es fehlte nur noch ein Bautrupp. Den hat der Himmel nun geschickt, bei der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Am Donnerstag um 17.07 Uhr hatten rund 45 Jugendliche und Erwachsene auf dem Kirchheimer Marktplatz ihre Aufgabe erfahren. Die Bewohner der Lebenshilfe warteten aber nicht nur ab, während die Besucher den Job für sie machten, viele packten selbst mit an. Wer ist hier BDKJ, wer Lebenshilfe? Egal, in den grünen T-Shirts sahen alle gleich aus. „So geht Inklusion“, sagte Martin Wirthensohn, Geschäftsführer bei der Lebenshilfe.

Für Carolin Koepke, Jugendreferentin der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Kirchheim, war es ein tolles Gefühl, sich als ein Mitglied von bundesweit 3 400 Gruppen zu wissen. „Allein im Dekanat gibt es 16 oder 17 Gruppen. SWR3 begleitet die Aktion die ganze Zeit.“ Das Design der Hütte stammt von Wolfgang Schinko, Leiter des Kirchheimer Kommunikationszentrums für interkulturelle Zusammenarbeit (KiZ). Er ist kein Schreiner, sondern seit 19 Jahren pädagogisch tätig, aber dennoch ein Freund solider handwerklicher Arbeit. Zuerst kam am Donnerstagabend der Bagger - Baggerfahrer Alex Böhm verzichtete auf das VfB-Spiel. Nach dem Ausgraben wurde der Boden verdichtet, es wurden Randsteine gesetzt, dann kam der Split, der Boden soll aus Steinplatten bestehen. Unterstützung kam von vielen Firmen. Sie stellten Fahr- und Werkzeuge zur Verfügung, spendeten Material oder gaben satte Rabatte. Die Materialkosten teilen sich Kirche und Lebenshilfe. Beide in sich vereint übrigens auch Birgit Neher - sie ist im Vorstand der Lebenshilfe und zugleich in St. Ulrich aktiv. Sie hatte das Projekt „Holzhütte“ vermittelt.

Wird eine so große Hütte mit Pultdach denn in nur 72 Stunden fertig? „Wir sind bisher immer fertig geworden“, sagte Wolfgang Schinko überzeugt. „Auch bei der Premiere 2004, als es auf dem Spielplatz am Lindorfer Weg in Strömen geregnet hat.“ 2009 folgte eine 72-Stunden-Sozialaktion mit Krankenhausbesuchen, 2013 wurde der Garten der Sultan-Ahmed-Moschee neu gestaltet. Als Ableger gab es die Kirchheimer 24-Stunden-Aktion, die der Flüchtlingsunterkunft erneuerte Spielgeräte brachte.

Bei der Lebenshilfe gab es für jeden etwas zu tun: Split konnte auch der fünfjährige Jakob in den Eimer schaufeln, ein paar männliche Teenager hatten Stichsäge, Gummihammer und Co. schon ziemlich routiniert in der Hand, und die Berechnung der nötigen Schottermenge im Kreisausschnitt verlangte auch den Kopf. Wie geht das noch mal? „Moment, ich habe Pi auf dem Handy“, sagte ein Jugendlicher. Gut war, dass es in der Begegnungsstätte der Lebenshilfe genügend Platz gab, um sie für 72 Stunden zur Einsatzzentrale zu machen. Gegessen wurde bei schönem Wetter an einer langen Tafel im Freien.

Gewonnen hat bei der 72-Stunden-Aktion nicht nur die Lebenshilfe, gewonnen haben auch die Teilnehmer. Carolin Koepke und Wolfgang Schinko wissen, dass dort jedes Mal Freundschaften entstehen, die noch lange halten. Ein Jugendlicher hat zu Wolfgang Schinko gesagt, bei der Aktion habe er richtig viel gelernt. Manche der Jugendlichen haben mit Kirche sonst gar nicht viel am Hut. Doch für 72 Stunden galt auch für sie das selbstbewusste Motto der Aktion: „Uns schickt der Himmel.“

Weitere 72-Stunden-Aktionen

Auch 20 Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Lenninger Tal haben sich für die 72-Stunden-Aktion zusammengefunden. „Wir wollen in 72 Stunden die Welt ein wenig besser machen“, sagte Jana-Maria Kammerer. „Wir renovieren im Freilichtmuseum Beuren das Spielhaus, indem wir das Fachwerk mit einem neuen Unterbau und Lehm aufarbeiten. Zudem fertigen wir neues Spielmaterial. Zum Abschluss organisieren wir mit dem Freilichtmuseum Beuren ein Einweihungsfest mit einer Spielstraße mit unseren Spielen.“pd