Zwischen Neckar und Alb

Politisch motivierte Verhaftung

Geschichte Am 30. Mai 1737 wurde Joseph Süß Oppenheimer von der Festung Hohenneuffen auf den Hohenasperg verlegt.

Eine Gedenktafel erinnert an grausame Zeiten.Foto: pr
Eine Gedenktafel erinnert an grausame Zeiten.Foto: pr

Region. Hochverrat, Beraubung der staatlichen Kassen, Bestechlichkeit, Beziehungen mit Chris- tinnen und die Schändung des protestantischen Glaubens - all das und noch Weiteres warf man Joseph Süß Oppenheimer, diffamierend „Jud Süß“ genannt, vor. Zunächst saß er deshalb in der Fes- tung Hohenneuffen ein, wo heute eine Gedenktafel an den unschuldig Inhaftierten erinnert. Deutschlandweit wird in diesem Jahr mit einem großen Jubiläumsprogramm an „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ erinnert und die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg greifen das Thema entsprechend auf.

Josef Süß Oppenheimer, geboren 1698 in Heidelberg, wuchs in einer angesehenen Kaufmannsfamilie auf. Als Finanzier der Kurfürsten von der Pfalz und des Bischofs von Köln kam er zu Wohlstand. 1732 lernte Oppenheimer Carl Alexander, den zukünftigen Herzog von Württemberg, kennen. Als dieser den Thron bestieg, wurde Oppenheimer zum herzoglichen Ratgeber befördert. Mit umfangreichen Reformen wollte er das Herzogtum modernisieren und die knappen Kassen des Herzogs füllen. Mit den neuen Steuern zog sich Oppenheimer allerdings mächtige Feinde zu.

Als Herzog Carl Alexander am 12. März 1737 im Residenzschloss Ludwigsburg starb, verlor Oppenheimer plötzlich seinen Schutz. Sofort wurde sein Personal verhaftet, sein Vermögen konfisziert und alle Schriftstücke beschlagnahmt. Am 30. März wurde er unter strenger Bewachung von zwei Offizieren und 60 Soldaten in die Landesfestung auf dem Hohenneuffen gebracht. Dort begann man mit dem Verhör. Zwei Monate später, am 30. Mai, wurde der ehemalige herzogliche Hofbankier auf den Hohenasperg verlegt, wo das Verhör fortgeführt wurde. Joseph Oppenheimer wurde zum Tod verurteilt, ohne dass Beweise für die Anklagepunkte erbracht worden waren. Im Januar 1738 wurde er in Stuttgart in einem Käfig zur Schau gestellt. Am 4. Februar wurde er schließlich vor den Toren Stuttgarts hingerichtet.pm