Zwischen Neckar und Alb

Privatläufer setzen auf eigene Faust ein Zeichen

Aktion Offiziell ist der „Lauf gegen Rassismus“ in Esslingen abgesagt worden. Sportler trafen sich aber „privat“.

Gut 50 Sportler trafen sich auf dem Marktplatz, obwohl der Lauf gegen Rassismus offiziell absagt worden war.Foto: Rainer Hauensc
Gut 50 Sportler trafen sich auf dem Marktplatz, obwohl der Lauf gegen Rassismus offiziell absagt worden war. Foto: Rainer Hauenschild

Esslingen. Statt des großen Ereignisses hat es den Lauf gegen Rassismus in kleinerem Rahmen gegeben. In Esslingen sollte am Sonntagvormittag eigentlich ein Lauf-Event mit rund 200 Teilnehmern stattfinden. In Anbetracht der Corona-Krise und des Verbots von Veranstaltungen sagten die Organisatoren das Ereignis offiziell ab - um dann doch im privaten Rahmen die Sportschuhe zu schnüren. So trafen sich auf dem Marktplatz rund 50 Teilnehmer, um ein Zeichen gegen rechts zu setzen.

Das Wetter war perfekt für einen Lauf. Die Luft war kühl, doch die Morgensonne tauchte den Esslinger Marktplatz in warmes Licht. Rafael Treite hatte sich am frühen Sonntagmorgen noch mit Oberbürgermeister Jürgen Zieger verständigt und den Schritt mitgeteilt. Wie mehrere Dutzend andere waren Organisator Treite und OB Zieger trotzdem in Laufkleidung am Start. Privat dann eben. Und mit ein bisschen Wehmut. „Ich denke, dass so 200 Leute gekommen wären“, war sich Treite sicher. Zudem hätte der Lauf den Auftakt für die Internationalen Wochen gegen Rassismus in Esslingen sein sollen. Doch die fallen in Zeiten, in denen die Ausbreitung des Coronavirus verlang­samt werden muss, auch ins Wasser.

Zumindest in kleinem Rahmen sollte der von Treite, Tom Gläser und Christopher Greenaway organisierte Lauf aber stattfinden. Schließlich, so sagte Treite, ist Rassismus allgegenwärtig. Es gehe darum, ein Zeichen gegen die Ausgrenzung von Menschen zu setzen, betonte OB Zieger ebenfalls. „Deshalb danke ich auch den Aktivisten, dass sie dazu aufrufen und im bürgerlichen Leben ihren Beitrag dazu leisten.“ Besonders, da Rassismus, Nationalismus und gegen Minderheiten zu sein wieder Konjunktur habe, „auch in den Parlamenten“. Nach den rechtsextremen Terroranschlägen von Halle und Hanau war für Treite ein Lauf­Event das perfekte Mittel, um auf das Thema Rassismus aufmerksam zu machen. „Sport verbindet, er bringt viele Nationen zusammen“, erklärte Treite.

Wichtig, Flagge zu zeigen

Das Treffen auf dem Marktplatz gab am Sonntag ein für ein Lauf­-Event eher ungewohntes Bild ab: Statt einer typisch engen Traube von Sportlern standen die Teilnehmer bei der Begrüßung in einem recht großen Kreis und mit viel Abstand zueinander rund um Treite und Zieger. „Wir werden damit leben müssen, dass auch so ein Grundwert unserer Gesellschaft ein bisschen aufgelöst wird - das Miteinander“, sagte der Oberbürgermeister. Im Freien, mit Abstand, bestanden jedoch keine großen Bedenken wegen Covid-19. „Es ist für mich persönlich und als Oberbürgermeister wichtig, auch Flagge zu zeigen. Auch in Zeiten von Corona.“ Trotzdem folge man mit den Hinweisen auf das Abstandhalten den Vorgaben des Robert-Koch-Ins­tituts, betonte Treite.

Von getrübter Stimmung war nichts zu spüren. Man merkte den Läufern an, dass sie sich auch in dem kleineren Rahmen auf die kommenden 15 Kilometer freuten. Unter den Teilnehmern waren auch vier Sportler vom LIWA-Lauftreff des TSV Lichtenwald. „Verein kommt ja von ‚vereint‘, und wir wollen zeigen, dass wir gegen Rassismus und Ausgrenzung sind“, sagte Karlheinz Dravec. Als Verein gegen Rassismus Farbe zu bekennen, sei wichtig: „Der TSV Lichtenwald ist sehr international, und wir haben viele Mitglieder mit Migrationshintergrund.“ Sebastian Großhans