Zwischen Neckar und Alb

Psychische Krankheiten sind alltäglich

Gesundheit Die Junge Union besucht die Psychiatrie in Nürtingen und informiert sich über die Versorgungslage.

Nürtingen. Die Junge Union Kirchheim traf sich im Rahmen der Arbeitsgruppe Gesundheit mit Professor Dr. Christian Jacob, dem Chefarzt der Psychiatrie in Nürtingen. Er gab der Gruppe Einblick in seine tägliche Arbeit. „Ich dachte nicht, dass sich 12 000 Menschen jährlich das Leben nehmen“, gibt das Vorstandsmitglied der Jungen Union, Rico Hann, zu.

Der Chefarzt erläuterte, dass der Standort in Nürtingen im Januar 2017 komplett nach Kirchheim verlegt wird. „Für die 500 000 Einwohner des Landkreises sind die 204 geplanten Betten jedoch noch zu wenig“, erklärte Professor Christian Jacob, „da künftig die Zahl der psychischen Erkrankungen aufgrund der höheren Belastungen im Alltag wohl noch deutlich zunehmen wird.“

Er beschrieb auch, dass es sich beim Burn-out-Syndrom um ein Konstrukt handele, da es hierfür keine standardisierten diagnostischen Kriterien gebe. Der Chefarzt machte darauf aufmerksam, dass das Bewusstsein in der Gesellschaft geschaffen werden müsse, dass jeder Mensch psychisch krank werden könnte. „Wenn ein Oberbürgermeister die psychiatrische Behandlung seines Mitarbeiters als ebenso normal wie eine Blinddarmoperation ansieht, dann haben wir es geschafft“, resümierte der Nürtinger Chefarzt.

Außerdem ist laut Professor Christian Jacob ADHS genauso wie eine bipolare Erkrankung zu 80 Prozent genetisch bedingt. ADHS wird oft verantwortlich gemacht, wenn ein Kind in seiner Entwicklung nicht so weit ist, wie die Eltern es gerne hätten. Ritalin kann hilfreich sein, jedoch führt der Konsum nicht dauerhaft zu einer Leistungssteigerung.

Dr. Jacob erläuterte der Gruppe, dass sich das Gehirn bis zum Alter von 25 Jahren entwickelt. Vor Demenz könne man sich durch Sport, Nichtrauchen und gesunde Ernährung schützen.

Abschließend erläuterte der Chefarzt den Wunsch, dass sich der Landkreis dem Bündnis gegen Depression anschließt und damit präventive Maßnahmen unterstützt. „In einer Klinik in Baden-Württemberg wurde ein Zaun an der ICE-Trasse angebracht, und die Suizidrate ging signifikant zurück“, so Jacob. „Wir setzen uns dafür ein, dass der Landkreis diesem Bündnis beitritt“, schließt die Kirchheimer Stadträtin Natalie Pfau-Weller ab.pm