Zwischen Neckar und Alb

Radweg oder Erholungsgebiet: Der Kampf um den Park

Verkehr Der Esslinger Bürgerausschuss wehrt sich gegen die Trassenvariante am Neckarufer.

Der Radschnellweg soll zwischen Neckar und Bahngleisen verlaufen.
Foto: Roberto Bulgrin

Kreis. Beide Projekte sind noch am Werden, liegen aber schon auf Kollisionskurs: der geplante Radschnellweg von Reichenbach nach Stuttgart und der Esslinger Neckaruferpark. „Ja, wir sind für den Radschnellweg“, betont Barbara Frey, Vorsitzende des Bürger­ausschusses Innenstadt. „Aber wir sind nicht für die Variante durch den äußerst schmalen Neckaruferpark.“ Für die Radaktivisten wiederum ist eine kreuzungsfreie Verkehrsführung am Neckar entlang die Grundlage dafür, mehr Berufspendler zum Umsteigen von vier auf zwei Räder zu bewegen.

„Die Radwelle schwappt in die Parkplanung und zurück bleibt ein Parktorso, dessen zentrale Funktion ein Radschnellweg mit Straßenbegleitgrün ist“, so die Bilanz von Frey. Denn mit seiner Entscheidung habe sich der Ausschuss schon im Vorfeld auf die Kombi-Variante 4 festgelegt. Sprich: Der Radler hätte im Esslinger Stadtgebiet zunächst zwei parallel verlaufende Streckenabschnitte zur Wahl. Einer führt über die Fahrradstraße in der Hindenburgstraße in die Stadt, der zweite geht entlang des Neckars. In der Stadtmitte werden sie dann wieder gebündelt und entlang des Flusses weitergeführt. Doch genau dort soll ja zwischen Pliens­aubrücke und Einmündung des Rossneckars der neue Neckaruferpark entstehen. Das als mögliche Parkfläche gehandelte Areal ist ein 750 Meter langes und 25 bis maximal 40 Meter schmales Handtuch zwischen Fluss und Bahngleisen.

Der Bürgerausschuss Innenstadt hatte deshalb schon im März gefordert, dass die Stadt die beiden anderen Varianten ausbauen solle, die in der Machbarkeitsstudie des Landkreises aufgelistet sind. Schließlich sei der Neckaruferpark den Weststadtbewohnern schon seit Jahrzehnten als Erholungsfläche in Aussicht gestellt worden, da es in dem hoch verdichteten Wohngebiet kein Spiel- und Erholungsareal gebe. Das schmale Parkgebiet sei an der breitesten Stelle inklusive Böschung 28 Meter breit, an der schmalsten Stelle gerade einmal vier Meter. „Ein Radschnellweg, der nach den Vorgaben mindestens fünf Meter, mit Gehweg 7,50 Meter breit sein soll, würde aus einem dringend benötigten und lang versprochenen Erholungs- und Spielraum zu einem großen Teil einen Radschnellweg mit Straßenbegleitgrün machen. Dazu käme ein großes Sicherheitsrisiko für spielende Kinder und andere Parkbesucher“, hatte der Bürgerausschuss im März an Verwaltung und Gemeinderat geschrieben.

„Wir wissen, dass wir in diesem Bereich einen Zielkonflikt haben“, so Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht. „Wir verhandeln nach wie vor mit der Bahn, ob wir nicht doch noch mehr Fläche erwerben können“, sagt er. „Ursprünglich wurde uns ein doppelt so breiter Streifen zugesagt.“ Er hofft, dass man einen für beide Seiten gangbaren Weg findet. Aber für ihn ist die Radschnelltrasse durch den neuen Park gesetzt. Es sei denn, sie wäre dort wirklich gar nicht unterzubringen.Claudia Bizer