Zwischen Neckar und Alb

Regierungspräsident fährt abgasfrei

Fuhrpark Wolfgang Reimer erhält ein Auto mit Brennstoffzelle. Bisher gibt es nur wenig Wasserstoff-Tankstellen.

Regierungspräsident Wolfgang Reimer, Andreas Schwarz, Steffen Weigel, Thomas Bystry und Frank Deiß (von links) bei der Übergabe
Regierungspräsident Wolfgang Reimer, Andreas Schwarz, Steffen Weigel, Thomas Bystry und Frank Deiß (von links) bei der Übergabe des Brennstoffzellenautos.Foto: Peter Dietrich

Wendlingen. Auf der Anzeigetafel war kein Platz mehr, deshalb gibt es ein Extraschild: An der Shell-Tankstelle in Wendlingen gibt es Wasserstoff. Dort kann Regierungspräsident Wolfgang Reimer künftig tanken: Nach Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Verkehrsminister Winfried Hermann bekam er ebenfalls ein Auto mit Brennstoffzelle.

Bislang gibt es landesweit zwölf und bundesweit 62 Wasserstofftankstellen, die nächsten sind am Flughafen Stuttgart und in Fellbach. Eine solche Tankstelle kostet um die 1,5 Millionen Euro. „Aber die Kosten sind in zehn Jahren bereits um 70 bis 90 Prozent gesunken“, sagt Thomas Bystry, Vorsitzender der Clean Energy Partnership und Projektleiter der Shell-Wasserstoffprojekte. „Und da ist noch Luft drin.“ Der Tank des Mercedes-Benz GLC F-Cell fasst 4,4 Kilogramm Wasserstoff. Damit kommt das Auto rund 430 Kilometer weit. Eine Lithium-Ionen-Batterie bringt es weitere 30 bis 40 Kilometer voran. Sie kann an der Steckdose geladen werden und wird im Auto von der Brennstoffzelle geladen. Das Tanken dauert nicht länger als das bei Benzin.

„Wir wollen dazu beitragen, dass neue Technologien sich durchsetzen“, sagte Reimer. Außer der Batterie solle auch andere Technik weiterentwickelt werden. Akkus seien für die Stadt geeignet, aber für weitere Strecken wären sie zu schwer. Möglich wird das Anmieten der Autos durch die Landesinitiative Elektromobilität.

„Wir wollen technologieneutral sein“, sagte Andreas Schwarz, der Landtagsfraktionsvorsitzende der Grünen. Die Reichweite des Autos sei so, dass der Ministerpräsident damit nach Sigmaringen und der Regierungspräsident nach Wertheim fahren könnten. Derzeit kämen 30 Prozent des CO2-Ausstoßes aus dem Verkehrssektor. „Der Verkehr der Zukunft ist emissionsfrei, digital und vernetzt“, meinte Schwarz. Zu Reimers neuem Auto meinte er: „Ich leihe es mir gerne einmal aus.“

Für Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel ist klar: „Die batteriebetriebene Mobilität allein wird nicht die Zukunft sein.“ Wendlingen sei durch Feinstaub und Lärm stark beeinträchtigt. Dass das Brennstoffzellenauto helfen kann, war zu merken, als Reimer leise davonfuhr. Der Tankvorgang ist einfach. Es gibt einen Start- und einen Stoppknopf. Letzteren braucht aber eigentlich nur der, der nicht volltanken will, denn: Ist der Tank voll, wird das Tanken automatisch beendet. Eine Tankfüllung kostet 41,80 Euro.

Ein Brennstoffzellenauto privat zu kaufen, ist derzeit noch sehr teuer. „Da können Sie kein Preisschild dranhängen“, sagte Frank Deiß, Leiter Produktion Powertrain der Mercedes Benz Cars. Noch ist die Serie klein und der Preis daher sehr hoch. Derzeit sind Firmen die Zielgruppe, die solche Fahrzeuge mieten. Die Batterie ist systembedingt immer nötig, allerdings kleiner als beim reinen Batteriefahrzeug. Wird das Tanknetz für Wasserstoff dichter - bis Ende 2019 sollen es bundesweit 100 Tankstellen sein - und wird die „Sicherheitsreichweite“ damit unnötig, könnte die Batterie nochmals kleiner werden. Wasserstoff ist also eine ökologische Option. Peter Dietrich