Zwischen Neckar und Alb

Rieseninteresse an den Bewerbern

Bürgermeisterwahl Wer regiert bald Neckartenzlingen? Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung der Gemeinde platzt die Melchior-Festhalle aus allen Nähten. Von Volker Haussmann

Beeindruckende Kulisse: Die Melchior-Festhalle war proppenvoll.Foto: Jürgen Holzwarth
Beeindruckende Kulisse: Die Melchior-Festhalle war proppenvoll.Foto: Jürgen Holzwarth

Für die Neckartenzlinger ist die Bürgermeisterwahl am 6. November das Thema schlechthin. Etwa 900 Zuhörer wollten sich in der Melchior-Festhalle ein Bild von den Bewerbern machen. Jeder Kandidat hatte 20 Minuten Zeit, sich und sein Wahlprogramm vorzustellen. Der Eingang der Bewerbungen gab die Reihenfolge der Redner vor. Die anderen drei mussten während dessen Vorstellung den Saal verlassen.

Jochen Baral machte den Anfang. Der 44-jährige gelernte Bankkaufmann und Sozialpädagoge lebt in Neckartenzlingen, wo er auch im Gemeinderat sitzt. Das Thema Flüchtlingsunterbringung steht bei ihm an erster Stelle. Der Weg bis zur Standortentscheidung sei nicht einfach gewesen, sagte er. Für den Fall seiner Wahl stellte er die Suche nach alternativen Standorten für die Unterbringung in Aussicht. Er will ein Konzept zur Schaffung von neuem, günstigem Wohnraum im Bestand entwickeln lassen.

„Deutlichen Handlungsbedarf“ sieht er bei der Kinderbetreuung. Die offene Jugendarbeit und die Schulsozialarbeit will er personell stärken. Die Verbesserung der Sporthallensituation ist ihm ein Herzensanliegen. Die Unterstützung von Institutionen ist Baral ebenfalls wichtig. Was die Situation der Senioren angehe, habe die Gemeinde „reichlich Nachholbedarf.“ Einen Treffpunkt für alle Generationen kann er sich vorstellen.

Nichts ist unmöglich, war die Botschaft von Melanie Gollert, die dann ans Rednerpult trat. Die 29-jährige Diplom-Verwaltungswirtin lebt in Kirchheim und ist bei der Stadt zuständig für Ausländerwesen und Bürgerservice. Im Falle ihrer Wahl werde sie nach Neckartenzlingen ziehen.

Eine Gemeinde für alle Generationen wolle sie schaffen, sagte Gollert. Möglich machen soll das eine Zukunftswerkstatt. Bei der Kinderbetreuung sei Neckartenzlingen auf einem guten Weg, darauf möchte sie aufbauen. Attraktive Angebote für die Jugend sind ihr ebenso wichtig wie Angebote für hilfebedürftige alte Menschen.

Eine Herausforderung der kommenden Monate sei, wie die Asylbewerber angemessen aufgenommen und in die örtliche Gemeinschaft mit einbezogen werden können. Hier könne eine sehr gute grundlegende Arbeit den Start der Flüchtlingsunterkunft erleichtern.

In Sachen Schulzentrum wolle sie sogleich mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden das Gespräch suchen. Grundsätzlich sieht Melanie Gollert aber auch eine finanzielle Unterstützung des Landes als notwendig, „denn der Großteil muss vom Land übernommen werden.“

Henrik Peter war der Nächste im Vorstellungsreigen. Der 43-jährige Diplom-Verwaltungswirt aus Nürtingen hat vor acht Jahren den Erschließungsträger Terra Kommunal übernommen und ist seitdem selbstständig tätig. Durch seine Tätigkeit hätten sich gute Kontakte zu den Bürgermeistern der Nachbargemeinden ergeben, sagt er. Diese wolle er nutzen, um bei der Frage Sanierung des Schulzentrums neues Vertrauen zu gewinnen. Eine große Aufgabe sei außerdem die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes. Um dem örtlichen Gewerbe den nötigen Entwicklungsraum zu geben, wolle er sich für die rasche Erschließung des Gewerbegebiets Weidach starkmachen.

Wichtig sei für ihn die Pflege und Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements, sagte Peter. Außerdem wolle er sich für die Unterstützung von DRK und Feuerwehr starkmachen und sich für den Erhalt des Polizeipostens einsetzen. Die Unterbringung von Flüchtlingen sei gut zu bewältigen, „wenn wir alle an einem Strang ziehen und gemeinsam anpacken“, sagte er.

Die Gewährleistung von angemessenen Betreuungsangeboten für Kinder und Jugendliche sieht er als Pflicht der Gemeinde. Ein Anliegen ist ihm auch, die Möglichkeiten zur Mitwirkung aller Bürger auszubauen.

Als Letzter trat Dr. Michael Brodbeck ans Mikrofon. Der 58-jährige Nürtinger ist Doktor der Chemie und nach eigenem Bekunden seit über 25 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv. Die Bürger sollen mitreden können, das sei ihm eine Herzensangelegenheit. Bei der Sanierung des Schulzentrums bedürfe es der Unterstützung durch die Umlandgemeinden. Wichtig sei hier eine vertrauensvolle Kommunikation. Bei der Kinderbetreuung sei eine Entwicklung der Betreuungseinrichtungen wichtig.

Der „fehlende Hochwasserschutz“ bedrohe den alten Ortskern. Er werde sich für die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen einsetzen. Weitere Wohngebiete seien wichtig für die Entwicklung des Ortes. Die Rundsporthalle müsse durch eine neue Halle ersetzt werden. Eine preisgünstige Lösung soll gesucht werden. Die Neuansiedlung von Firmen werde ihm als Bürgermeister eine wichtige Aufgabe sein, so Michael Brodbeck.