Zwischen Neckar und Alb

Rösch dreht weiter kräftig am Rad

Aktivität Von Ruhestand will Herbert Rösch auch mit 76 nichts wissen. Nach wie vor ist Ostfilderns Alt-OB für die Gradmann-Stiftung unterwegs. Von Harald Flößer

Mit seinem Rennrad hält sich Ostfilderns Alt-Oberbürgermeister Herbert Rösch fit für seine vielfältigen Aufgaben in der Gradmann
Mit seinem Rennrad hält sich Ostfilderns Alt-Oberbürgermeister Herbert Rösch fit für seine vielfältigen Aufgaben in der Gradmann-Stiftung.Foto: Roberto Bulgrin

Gut gekleidet, mit Anzug und Krawatte - so kennt man Herbert Rösch aus seiner Zeit als Ostfilderns Oberbürgermeister. Den Posten hat er schon 2005 abgegeben. Doch den feinen Zwirn trägt der heute 76-Jährige nach wie vor gerne, denn Ruhestand bedeutet für ihn alles andere als den Rückzug von öffentlichen Aufgaben. Allerdings sieht man Rösch häufiger als früher im Sportdress. Leidenschaftlich gerne ist er auf seinem Rennrad unterwegs und macht da eine nicht minder gute Figur. Touren mit 100 Kilometern und mehr kurbelt er mit einem Tempo, das die meisten Jüngeren nicht schaffen würden. Bewegung in der Natur ist ihm wichtig. Diszipliniert achtet Rösch zudem auf gesunde Ernährung und sein Gewicht.

Rundum zufrieden treffen wir ihn in seinem Reihenhaus in Kemnat. Rösch ist dankbar, dass ihm eine gute Gesundheit beschert ist und dass er auch mit 76 noch Aufgaben für die Allgemeinheit wahrnehmen kann, die ihn erfüllen. Seit vielen Jahren ist er geschäftsführender Vorstand der Erich-und-Liselotte-Gradmann-Stiftung, einer Einrichtung, die schon zig Millionen Euro dafür investiert hat, dass Menschen im fortgeschrittenen Alter trotz Gebrechen und geistiger Verwirrtheit ein gutes Leben führen können. Mit innovativen Projekten macht die Stiftung immer wieder von sich reden. Dazu zählte beispielsweise die Gründung der Demenz Support, einer Tochtergesellschaft, die sich der Aufgabe verschrieben hat, alles Wissen und die Erforschung der immer weiter um sich greifenden Volkskrankheit in die Praxis zu transferieren. Aber auch ganz direkt haben die Stadt Ostfildern und deren Bürger in den vergangenen Jahren in vielfacher Weise von der Arbeit der Stiftung profitiert. Das Samariterstift und das Gradmannhaus in Ruit, aber auch das Nachbarschaftshaus im Scharnhauser Park und die jetzt angestoßene ambulant betreute Wohngemeinschaft in Nellingen sind sichtbare Zeichen dieser segensreichen Arbeit. „Für mich ist das sehr sinnstiftend“, sagt Herbert Rösch.

Lange gekämpft hat der 76-Jährige für das neueste Vorhaben der Gradmann-Stiftung. Im Ortskern von Ruit entsteht gerade ein Wohn-/Geschäftshaus, das wie viele andere Projekte Vorbildcharakter hat. Denn in dem Gebäude sollen Pflegekräfte bezahlbaren Wohnraum finden. Auf diese Weise will die Stiftung dazu beitragen, dass sich mehr Menschen für diesen nach wie vor nicht adäquat bezahlten Beruf entscheiden. „Etwa 30 Menschen können hier leben, ob allein oder in einer WG“, erklärt Rösch. Die Stiftung werde das Wohnen subventionieren, sodass die Miete nach seinen Angaben 7,50 Euro pro Quadratmeter betragen wird.

Fußballamt legt er ab

Komplett zurückziehen wird sich Rösch von seinen Aufgaben als Fußball-Funktionär. Über die Sportschule Ruit war er 2003 zu einem Amt gekommen, das ihm zwölf Jahre viel ehrenamtliche Arbeit, aber auch viel Freude beschert hat. Als Präsident stand er an der Spitze des Württembergischen Fußballverbandes. Drei Jahre lang war er Antikorruptionsbeauftragter des Deutschen Fußballbundes. Und ihm fiel die Aufgabe zu, das Compliance Management des DFB aufzubauen. Doch damit ist nun Schluss. Wenn der DFB am Freitag auf seinem alle drei Jahr stattfindenden Bundestag einen neuen Präsidenten wählt, wird Herbert Rösch sein letztes fußballerisches Amt niederlegen. Er wird dann mehr Zeit haben für die Gradmann-Stiftung und natürlich auch für sich und seine Familie, die für ihn die wichtigste Kraftquelle ist.

Mit seiner Frau Barbara schnürt er gerne die Wanderschuhe. Große Auslandsreisen waren noch nie sein Ding. „Mir reicht die Heimat“, sagt der 76-Jährige. „Wir haben so ein schönes Land, in dem man so viel entdecken kann.“ Genauso schätzt Rösch die Begegnungen im Rotary Club, dem er seit 35 Jahren angehört, „da sind ganz wunderbare Freundschaften entstanden“.

Dankbar blickt Rösch zurück auf seine Zeit an der Spitze der Ostfilderner Stadtverwaltung, zuerst als Kulturbürgermeister, später als OB. „Ich hatte eine tolle Aufgabe“, sagt er rückblickend. Aus vier ehemals selbstständigen Gemeinden ist die Reformstadt Ostfildern unter seiner Führung zu einer Einheit zusammengewachsen. Rösch gilt als der Vater des Jahrhundertprojekts Scharnhauser Park, der neuen Mitte der Stadt, mit der der Anschluss an das Stadtbahnnetz verbunden war. Unter anderem für diese Leistung hat man ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen. Das Gefühl, etwas Bleibendes geschaffen zu haben, von dem viele Menschen profitieren, verschafft ihm, wie er sagt, eine tiefe Befriedigung.