Zwischen Neckar und Alb

Ruiter Klinik besteht seit 50 Jahren

Krankenhaus Beim Festakt wird der besondere Geist des „kleinen Hauses in optimaler Größe“ gepriesen.

Stadtteil Ruit, Paracelsus-Krankenhaus.
Das Paracelsus-Krankenhaus in Ruit vor 50 Jahren. Foto: Archiv

Kreis. Als das Paracelsus-Krankenhaus Ruit 1969 eingeweiht wurde, meldete Landrat Richard Schall: „Mission completed“ - genau wie die drei Astronauten, die an diesem Tag vom ersten Flug auf den Mond zurückgekehrt waren. 50 Jahre später erklärt Landrat Heinz Eininger: „Mission never completed - ein Krankenhaus ist nie fertig.“

Verständlich ist der Ausspruch des damaligen Landrats dennoch. Denn die Geschichte des Kreiskrankenhauses begann schon 1957 im Esslinger Kreistag. Die Klinik sollte nach Bernhausen, doch das Regierungspräsidium sagte: Stopp, zu nah am Flughafen, zu laut. Und so wurde in Ruit gebaut. Ein Haus mit 420 Betten. Heute hat das Krankenhaus 280 Betten, versorgt aber mehr Patienten. Lag man früher bei einer Leisten-Operation zwei bis drei Wochen im Krankenhaus, dauert es heute dank der minimal-invasiven Chirurgie noch zwei bis drei Tage. 1969 war der Chirurg noch ein Allrounder. Seit 2002 ist das Fach in Unfallchirurgie, Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie aufgeteilt.

Die Ruiter Urologie habe immer große Leuchtkraft ausgestrahlt, sagte Elvira Benz, stellvertretende Geschäftsführerin der Medius-Kliniken. Die Abteilung und ihr Chefarzt Serdar Deger tauchten regelmäßig in der Focus-Liste auf. Für krebskranke Menschen ist die Strahlentherapie mit ihren Großgeräten eine unverzichtbare Einrichtung. Für Herzinfarkt-Patienten stehen in der Inneren zwei Herzkatheterlabore rund um die Uhr zur Verfügung.

Anbauten, Erweiterungen, neue Stationen - das Ruiter Haus hat viele Veränderungen erfahren, auch Krisen erlebt. Als 1973 die anthroposophische Filderklinik ins Spiel kam, beschäftigte dies den Kreistag mächtig. Seit 2011 prägt der Erweiterungsbau - 51 Millionen Euro teuer - das Bild der Klinik. Heute steht das Krankenhaus wirtschaftlich stabil. Die Patientenzahlen sind auch 2019 wieder gewachsen. Stationär werde man auf mehr als 18 000 kommen, sagt Klinikleiter Sebastian Krupp, ambulant werde man mehr als 40 000 Menschen behandeln.

Ärzte und Pflegepersonal böten nicht nur „exzellente Medizin“, sondern als Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft nehme man die soziale Verantwortung wahr, betonte Herdeg. Immer mehr ältere Menschen kämen in ihrer Not in die Klinik. Angesichts der demografischen Entwicklung habe man 2017 die Abteilung Altersmedizin eingerichtet und die Palliativmedizin für Menschen, die am Ende ihres Lebens stünden. „Die Patienten spüren, dass in diesem Haus ein besonderer Geist herrscht“, sagte Chefarzt Herdeg. Sie hätten Vertrauen in dieses „kleine Haus in optimaler Größe“. Roland Kurz

Die Ruiter Klinik und ihre Erweiterung in den nächsten Jahren

Die Ruiter Klinik in der Zukunft.

Die nächsten sechs Jahre - so lange wird gebaut - werden für das Krankenhaus Ruit wieder eine Herausforderung. Der vierstöckige Interimsbau mit 128 Betten ist fast fertig. Das Gebäude ermöglicht, dass die Klinik weiter arbeiten kann, ohne Patienten abzulehnen. Der Standard ist einfach, aber jedes Drei-Bett-Zimmer hat nun eine eigene Nasszelle - anders als im Altbau. Sobald die Patienten umgezogen sind, wird einer der beiden alten Flügel abgerissen. 2021 soll mit dem ersten Bauabschnitt des Ersatzgebäudes begonnen werden. 80 Millionen Euro sind dafür eingeplant. Das Land beteiligt sich mit 28 Millionen. Für beide Bauabschnitte stand die Zahl von 120 Millionen Euro im Raum. Angesichts der allgemein steigenden Baupreise wollte Landrat Eininger anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Klinik für den zweiten Bauabschnitt keine neue Summe nennen. Am gestrigen Tag der offenen Tür durften Interessierte die bestehenden Räumlichkeiten unter die Lupe nehmen. Das Foto zeigt den Anblick in der Zukunft. rok