Zwischen Neckar und Alb

Sauerwasser half bei nahezu allen Beschwerden

Kur Der Göppinger Brunnen galt als Wunderbrunnen, doch dem Grafen Eberhard III. half dies nicht.

Das „Klinikum Christophsbad“ heute. Vor dem historischen Gebäude steht ein Brunnen, aus dem Sauerwasser fließt.Foto: Irene Strif
Das „Klinikum Christophsbad“ heute. Vor dem historischen Gebäude steht ein Brunnen, aus dem Sauerwasser fließt.Foto: Irene Strifler

Göppingen. „Aqua viva“ - lebendiges Wasser - nannte Seneca, römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher und Politiker im ersten nachchristlichen Jahrhundert das Mineralwasser. In Göppingen wird das „Sauerwasser“ mindestens seit 1404 im „Swalbrunnen“ angewandt. „Wann in Göppingen die erste Sauerbrunnenquelle entdeckt und gefasst und wann hier der Badebetrieb aufgenommen wurde, lässt sich anhand schriftlicher Zeugnisse nicht belegen“, stellt Göppingens Stadtarchivar Martin Mundorff fest. Es gebe aber Hinweise, dass das Wasser lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung eben im Jahre 1404 bereits genutzt wurde. Ein Merowinger-Gräberfeld südlich der Fils könnte drauf ein Hinweis sein.

Gästeliste: das „Who is who“

Am 5. März 1404 jedenfalls gibt Graf Eberhard III., auch genannt „der Milde“, dem Ritter Sefrid von Zillenhart den „Swalbrunen zu Gepingen“ als Lehen. Die im Mittelalter gängige Rechtsform bedeutete, dass Zillenhart den Brunnen und das Bad geliehen bekam und dafür dem Grafen die Gefolgschaft schwor.

Das Bad wird als ein „vielbesuchtes, vornehmes und da­rum auch einträgliches Bad“ beschrieben. Tatsächlich lasen sich die Gästelisten lange Jahre als das „Who is who“ Württembergs.

Auch Eberhard war regelmäßig in Göppingen. Er schwor wohl einerseits auf die wohltuende Wirkung des Wassers. Galt es den Menschen doch als Wunderwasser, das nicht nur bei nahezu allen Beschwerden half- es soll zudem ein gutes Gedächtnis gemacht und die Melancholie vertrieben haben.

Ein weiterer Grund für die regelmäßigen Aufenthalte des württembergischen Herrschers im „Swalbrunnen“ dürfte aber auch gewesen sein, dass sein Leibarzt Meister Nikolaus von Schwert ab 1397 einige Jahre in Göppingen praktizierte. Im Frühjahr 1417 hielt sich Eberhard III. einmal mehr in Göppingen auf. Ein „hitziges Fieber“ plagte ihn. Dieses Mal half das Wasser nichts. Der Graf starb während seiner Kur. Damit ging eine 25-jährige Herrschaftszeit zu Ende, die gemeinhin als eine positive für das Herrschaftsgebiet bewertet wird.

Eberhard war nach 1362 geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Seine Eltern waren Ulrich von Württemberg und Elisabeth von Bayern. Eberhard war zweimal verheiratet und hatte „ettliche Kinder“, so der Historiker Hannsmartin Decker-Hauff. Friedliebend, wie er war, ging er zum gegenseitigen Schutz 1405 mit dem Markgrafen von Baden, dem Kurfürsten von Mainz, der Stadt Straßburg und 17 schwäbischen Städten den Marbacher Bund ein.

Unter den deutschen Landesherren genoss er eine angesehene Stellung und war als Bündnispartner wie als Schiedsrichter geschätzt. Sein Tod habe „die Zeitgenossen bewegt. Ein Vierteljahrhundert friedlicher Regierung durch einen gescheiten, wohlwollenden, glückbegünstigten Herrn war in jener Zeit selten“, resümierte Decker-Hauff. Und: „Im Rückblick musste die Zeit Eberhards wie ein glückliches, goldenes Zeitalter erscheinen“. Margit Haas