Zwischen Neckar und Alb

Scharfzüngige Kommentare eines Kuttenträgers

Komödie Peter Dietrich präsentiert in der Altbacher Ulrichskirche erstmals sein Kirchenkabarett des „Bruder Theo“.

Peter Dietrich in der Mönchskutte des „Bruder Theo“.Foto: Weiß
Peter Dietrich in der Mönchskutte des „Bruder Theo“. Foto: Weiß 

Region. Mit gewaltigem Donnergrollen verschlägt es Bruder Theo zurück auf die Erde. Die überstürzte Rückkehr aus dem Himmel verdankt der 120 Jahre alte Mönch einem Computercrash: Das Buch des Lebens, das die Namen aller gottgefälligen Menschen enthält, soll digitalisiert werden. Ein Hilfsengel setzt ein falsches Häkchen - und prompt katapultiert es den Ordensbruder zu den Menschen zurück. Wenn er schon mal da ist, kann der wortgewandte Klosterbruder sich auch gleich ein wenig umsehen. Als Mitglied des „Kabarettaner-Ordens“ ist er weder an ein Schweigegelübde gebunden noch auf den Mund gefallen.

In der Kutte des Mönchs steckt Peter Dietrich, der am Samstag, 17. November, mit seinem ersten Kirchenkabarettprogramm „Bruder Theo kehrt zurück“ auf Einladung der Volkshochschule Altbach in der Ulrichskirche Premiere feiert. „Von fromm bis hochpolitisch“ gehe es zu, verspricht Dietrich. Er wirft so manchen schrägen Blick auf die Kirchengeschichte, bürstet das Thema „Sünde“ gegen den Strich, erzählt von schrumpfenden Kirchengemeinden, plaudert witzig über den Mönche-Stammtisch, spricht scharfzüngig über Vorurteile und kann sich bissige Seitenhiebe gegen das politische und gesellschaftliche Geschehen nicht verkneifen. Natürlich berichtet er auch aus dem Himmel, wo die Gläubigen so ihre Anpassungsschwierigkeiten haben: Meist dauere es ein Weilchen, bis die mit den staubtrockenen Predigten und jene mit den wabernden Weihrauchschwaden „konfessionell nicht sortenrein“ über den Wolken gemeinsam feiern.

Im Hauptberuf als Journalist ist Peter Dietrich mit Themen konfrontiert, über die er nur den Kopf schütteln könne: „Da frage ich mich oft: Ja, sind die denn noch ganz sauber?“ Als Kabarettist kann er sich Themen, die unter den Nägeln brennen, annehmen: „Wenn ein Land wie Deutschland 60 bis 70 Milliarden für Rüstung ausgibt, genau soviel wie das riesige Russland, dann kann Bruder Theo darüber wettern. Er hat die Freiheit, zu sagen, was er sagen will.“ Vor zwei Jahren begann Dietrich, satirische Texte zu schreiben. Vorbilder sind für ihn Georg Schramm, Volker Pispers, Hagen Rether oder die Kollegen aus „Die Anstalt“: „Das sind Kabarettisten, bei denen ich das Gefühl habe, die wollen etwas. Die wollen - so schön Comedy auch sein kann - nicht bloß Blödsinn machen“, betont er.

Bruder Theos aus einem Lederband geflochtene Kette, die er über der schwarzen Kutte trägt, stammt von einem koptischen Bischof. Die Kordel um die Taille hat ungewöhnlich viele Knoten: „Die Knoten sollen Mönche an ihr Gelübde erinnern. Mich sollen sie daran erinnern, mein Publikum nicht zu langweilen, meinen Text nicht zu vergessen und nicht zu lügen“, sagt er schelmisch. Außerdem trägt er stets moderne Turnschuhe - die müssen schließlich bequem sein, bei all dem, was der fromme Mann so alles erlebt.

Weil Dietrich sein journalistisches Credo nicht vergisst, wenn er in Theos Kutte schlüpft, hat der 54-Jährige ans Ende seines Textbuchs Quellenangaben angefügt: Falls jemand im Publikum Zweifel haben sollte, kann er belegen, dass Theos Berichte auf Fakten beruhen. Denn vieles klingt so unglaublich, dass Peter Dietrich die Quelle seiner Behauptungen nicht schuldig bleiben will: „Wer weiß denn schließlich schon, dass John F. Kennedy Nikita Chruschtschow einst eine gemeinsame amerikanisch-sowjetische Mond-Expedition vorgeschlagen hat?“ Tickets für die Premiere gibt es im Altbacher Rathaus oder unter der Nummer 0 71 53/2 62 70. Gaby Weiß