Zwischen Neckar und Alb

Schildkröten gerettet

Natur Vier Rotwangen-Schmuckschildkröten gingen Tierretter Jürgen Rudyk in Ostfildern ins Netz. Die Exoten schädigen auch die heimische Fauna und Flora. Von Iris Koch

Rotwangen-Schmuckschildkröten haben in heimischen Gewässer eigentlich nichts verloren. Foto: Iris Koch
Rotwangen-Schmuckschildkröten haben in heimischen Gewässer eigentlich nichts verloren. Foto: Iris Koch

Verwunderte Spaziergänger konnten kürzlich eine Bergungsaktion von Rotwangen-Schmuckschildkröten aus einem Gewässer in Ostfildern beobachten. Vier stattliche Exemplare holte Jürgen Rudyk von der Tierrettung Mittlerer Neckar aus dem Wasser. Gerettet wurden damit nicht nur die von ihren Besitzern entsorgten Exoten, sondern auch viele heimische Teichbewohner wie Kröten, Frösche oder Molche: Ihr Nachwuchs fällt den unersättlichen Schildkröten in großer Zahl zum Opfer.

Die vom Tierschutzverein Esslingen finanzierte Bergung der Wasserschildkröten wurde von einigen Schaulustigen indes kritisch beäugt. Man solle die „armen Tiere“ doch im Teich belassen, regte jemand an. Was viele Laien nicht wissen: Die exotischen Panzertiere leiden in der „Freiheit“ ganz erheblich. „Sie überleben einige Zeit mehr schlecht als recht und gehen irgendwann jämmerlich zugrunde“, weiß der Fachtierarzt für Reptilien Markus Baur. Die zahlreichen Rotwangenschildkröten etwa, die Gewässer im ganzen Bundesgebiet bevölkern, sind eine Spätfolge der unkontrollierten Vermarktung früherer Jahre. Zum Schleuderpreis wurden massenhaft niedliche Schildkrötenbabys verkauft - meist ohne die Käufer über deren Langlebigkeit und Ansprüche in der Haltung aufzuklären. Erwachsene Wasserschildkröten brauchen viel Platz und verursachen erhebliche Kosten für Wasser und Energie zum Heizen der Aquarien. Viele Halter entledigen sich des Problems, indem sie ihre Tiere in der freien Natur entsorgen.

Mittlerweile dürfen Rotwangenschildkröten nicht mehr eingeführt, gezüchtet oder vermarktet werden, da sie die einheimische Flora und Fauna schädigen. Mit ihrer „rabiaten Art“ verdränge die Rotwangenschildkröten sogar die weniger forsch auftretende und vom Aussterben bedrohte Europäische Sumpfschildkröte, sagt die Reptilien-Koryphäe Markus Baur. Der Zoohandel sei mittlerweile auf den Verkauf anderer Schildkrötenarten ausgewichen, „das Problem hat sich dadurch aber nur verlagert“.