Ganze 72 Meter hoch sind die Schornsteine der Gasturbinenanlagen im Kohlekraftwerk der EnBW, Energie Baden-Württemberg. Einer der beiden Kolosse wird nun erneuert. Dabei muss der Stahlschornstein aber nicht komplett ersetzt werden, sondern nur die Aufbauten ab etwa 17 Metern. Mehrere große und mobile Kräne werden dafür eingesetzt. Vier Wochen sind insgesamt für die Arbeiten eingeplant.
Standfestigkeit wird geprüft
Der Schornstein wurde im Jahr 1973 gebaut und seitdem regelmäßig überprüft. Vergangenes Jahr habe man Sanierungsbedarf festgestellt, sagt Dagmar Jordan, Pressesprecherin der EnBW. Die Türme würden regelmäßig auf ihre Standfestigkeit überprüft. Es sei der erste Austausch dieses Schornsteins seit seines Baus.
Seit Beginn der Woche sind die Arbeiten nun in vollem Gang. Nach den Vorbereitungen wurde das erste Segment abgebaut. Die Teile wurden anschließend vor Ort zerkleinert und dann entsorgt. Unterdessen waren die speziell angefertigten neuen Schornsteinteile per Schiff aus Dänemark unterwegs zum Kraftwerk Altbach/Deizisau. Dabei handelt es sich um drei Stahlringe aus Cortenstahl, die zwischen 24 und 31 Tonnen schwer und jeweils 18 bis 20 Meter lang sind. Mithilfe von Kränen wurde das Schiff am Anleger des Kraftwerks entladen und die Stahlteile zur Baustelle gebracht. Die Segmente werden geflanscht, aufeinandergebaut und verschraubt.
Die Sanierung war von langer Hand geplant. Schließlich kann die Gasturbine während der Arbeiten nicht genutzt werden. Der Termin wurde mit den zuständigen Stellen beim Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW und beim Stromhandel abgestimmt. Gasturbinenanlagen können schnell gestartet werden und werden deshalb zur kurzfristigen Spitzenlastabdeckung eingesetzt. Im Sommer sind die Einsatzzeiten eher gering. Engpässe sollen also keine entstehen, heißt es in einer Pressemitteilung der EnBW. Die Überprüfung des anderen Stahlschornsteins sei gut ausgefallen, sagt Jordan. Deshalb müsse er in naher Zukunft nicht erneuert werden.
Älterer Block in Reserve
Die EnBW wollte den älteren der beiden Steinkohleblöcke aus wirtschaftlichen Gründen zunächst nicht mehr weiter betreiben, sagt Jordan. Doch dann erklärte die Bundesnetzagentur den Meiler für systemrelevant. Zurzeit befindet sich der Block in Netzreserve, kann bei Bedarf also genutzt werden. „Bis 2022 werden die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet. Trotz erneuerbarer Energien könnten dann Engpässe entstehen. Und um Energie von Offshore-Anlagen nutzen zu können, müssen noch Übertragungsleitungen ausgebaut werden“, sagt Jordan. Eine Stilllegung des älteren Blocks sei trotzdem schon beantragt.