Zwischen Neckar und Alb
Schüler haben weniger Platz im Zug

Nahverkehr Zwischen Nürtingen und Neuffen wird es für die Fahrgäste zurzeit reichlich eng: Die Tälesbahn fährt bis zum 13. November morgens mit nur drei Triebwagen, weil einer defekt ist. Von Sabrina Kreuzer

Die Tälesbahn ist morgens meist überfüllt. Die nächs­ten zwei Wochen wird es wohl nicht besser werden: Einer der Triebwagen der Bahn ist momentan in der Ober­pfalz, um dort repariert zu werden. Ersatz gibt es keinen. Morgens und mittags, also wenn die Schüler unterwegs sind, wird es daher noch etwas „kuscheliger“ in den Waggons.

Eine Mutter zeigt sich besorgt: Die Züge seien ohnehin schon übervoll - vor allem die Verbindungen um 7.12 Uhr ab Neuffen sowie um 12.59 Uhr ab Nürtingen. Nun fällt auch noch für die nächsten zwei Wochen einer der vier Triebwagen aus. Wie kann das sein?

„Jede Herbstferien lassen wir größere Arbeiten an unseren Fahrzeugen vornehmen“, sagt Horst Windeisen, Geschäftsführer der Württembergischen Eisen­bahngesellschaft (WEG). „Bei diesem Triebwagen ist nun aufgefallen, dass wir bei der Reparatur Unterstützung vom Hersteller brauchen.“ Doch wegen Corona schicke dieser keine Mitarbeiter in den Außendienst, der Waggon konnte bisher also noch nicht wieder in Gang gebracht werden.

„Wir haben mittlerweile eine Lösung gefunden“, versichert Windeisen. Jedoch sei das Regio-Shuttle, wie die Wagen bei der WEG genannt werden, erst am 14. November wieder einsatzbereit.

Ab Neuffen werden die Schüler und berufstätigen Fahrgäste daher auf drei Waggons aufgeteilt. „Normalerweise können wir bis zu 400 Personen transportieren“, sagt Windeisen, also 100 Personen pro Triebwagen. Nun seien es insgesamt nur noch 300. „Ab Frickenhausen-Uhlandstraße fährt ein Gelenkbus bis zum Hölderlin-Gymnasium, der die restlichen Plätze ersetzen soll“, so der WEG-Geschäftsführer.

Doch alleine das Hölderlin-Gymnasium besuchen 224 Schüler aus dem Neuffener Tal. Wie viele von ihnen auf die Tälesbahn angewiesen sind, ist nicht bekannt. „Natürlich kann niemand etwas dafür, dass ausgerechnet jetzt Störungen auftauchen“, sagt die Schulleiterin Beate Selb. Sie beklagt sich aber über den immer wiederkehrenden Ärger, den die Schule mit den öffentlichen Verkehrsmitteln habe: „Im Spätherbst kommen mehr Schüler mit der Bahn oder dem Bus, weil weniger von ihnen zur Schule laufen oder mit dem Fahrrad fahren.“ Es sei zu dieser Jahreszeit die Regel, dass die Busse und die Bahn überfüllt sind.

Dass ausgerechnet in Zeiten von Corona ein Triebwagen weniger unterwegs sei, findet Selb problematisch: „Was bringt es denn, wenn wir unsere Schüler voneinander trennen, sie in der Bahn aber kunterbunt gemischt sind?“

Sie verstehe, dass nun wahrscheinlich mehr Elterntaxis unterwegs sein werden. „Die Elterntaxis sind eine Vorsorgemaßnahme, weil die Angst um die eigenen Kinder natürlich groß ist“, weiß Selb. „Ich habe die Eltern jedoch aufgerufen, ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen zu lassen.“ Solange das Wetter noch mitmache, dürfe dies kein Problem sein.

WEG-Geschäftsführer Windeisen würde gerne einen Ersatztriebwagen und weitere Busse auf der Strecke von Neuffen nach Nürtingen einsetzen. Das sei jedoch nicht möglich. „Wir können keine Triebwagen an andere Fahrzeuge hängen, weil das Steuerungssys­tem nicht mit einem fremden Fahrzeug funktioniert.“ Einen Ersatz gebe es nicht: „Solche Wagen sind sehr teuer, daher gibt es keinen, der einfach so übrig ist.“ Ähnlich sehe es mit zusätzlichen Bussen aus. Zusätzlich habe die WEG mit den hohen Fallzahlen zu kämpfen: „Auch bei uns gibt es Mitarbeiter, die wegen eines Coronafalls im Bekanntenkreis in behördlich angeordneter Quarantäne sind.“

Bis jetzt seien keine Beschwerden bei der WEG eingegangen. Am Montagmorgen habe der Standortleiter in Neuffen den Betrieb der Tälesbahn beobachtet, so Windeisen: „Es war nicht mehr los als sonst.“ Windeisen ist sich sicher, dass ab dem 14. November im Schülerverkehr wieder alles wie gewohnt laufen wird. „Um die Fahrt möglichst sicher zu gestalten, appelliere ich an alle Fahrgäste, nicht am Eingang stehen zu bleiben, sondern nach hinten durchzugehen.“

Auch das richtige Tragen des Mund-Nasen-Schutzes solle dringlichst beachtet werden. „Man darf momentan nicht egoistisch sein. Mit den Maßnahmen hilft man nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Angehörigen.“