Zwischen Neckar und Alb

Schwäbische Führungen sind der Renner

Attraktion Das Freilichtmuseum des Landkreises Esslingen in Beuren zieht eine positive Bilanz. Mehr als 72 000 Besucher erfreuten sich in der abgelaufenen Saison an vielen Veranstaltungen. Von Uwe Gottwald

Der Gartensaal (im Vordergrund) der früheren Geislinger „Wilhelmshöhe“ beherbergt das neue Erlebnis- und Genusszentrum. Foto: Ca
Der Gartensaal (im Vordergrund) der früheren Geislinger „Wilhelmshöhe“ beherbergt das neue Erlebnis- und Genusszentrum. Foto: Carsten Riedl

Das Beurener Freilichtmuseum erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Ein weiterer Meilenstein ist mit dem ehemaligen Geislinger Gartensaal hinzugekommen, der in diesem Jahr aufgebaut wurde und seitdem das Erlebnis- und Genusszentrum für regionale Sorten beherbergt. Auch immer neue Themen tragen zur Attraktivität bei.

Die herrliche Lage am Albtrauf ist wie geschaffen für das Freilichtmuseum, doch das allein ist kein Selbstläufer. Die Gebäude aus früheren Epochen ziehen jedes Jahr über 70 000 Menschen an, aber auch das reicht als Attraktion nicht aus, zumal der Aufbau von weiteren Gebäude kostspielig ist.

Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Rahmen der Haushaltsberatungen zu eingelagerten Gebäuden und den Aussichten auf deren Aufbau betonte Kreiskämmerin Monika Dostal im Kultur- und Schulausschuss des Kreistags: „Der Schwerpunkt bei den Investitionen in den kommenden Jahren liegt auf der Schaffung von Raum für die Kreisverwaltung, der Ertüchtigung von Schulbauten des Kreises und der Mitfinanzierung beim Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs.“

Dennoch wurde im vergangenen Jahr noch ein Gebäude versetzt und nach seiner Restaurierung dieses Jahr im Museumsdorf wieder aufgebaut: der große Gartensaal der ehemaligen Geislinger Gaststätte Wilhelmshöhe. „Wegen des geplanten Erlebnis- und Genusszentrums für regionale Sorten war die Gelegenheit günstig, außerdem unterstützte der Förderverein des Freilichtmuseums den Kreis mit einer großzügigen Spende“, so Dos­tal. Nur so sei der Aufbau möglich gewesen.

Dass es aber dennoch in jeder Saison im Museum etwas Neues zu entdecken und zu erleben gibt, dafür sind Museumsleiterin Steffi Cornelius und ihr Team mit Krea­tivität und Fachkenntnis verantwortlich. Interessant sind die teils wechselnden Exponate und Sonderausstellungen, vor allem aber auch immer neue Themen, mit denen das Leben in den Gebäuden ihrer jeweiligen Zeit dargestellt wird. Das macht der im Ausschuss vorgelegte Jahresbericht deutlich, für den es von allen Seiten viel Lob gab. So gab es in dieser Saison zum Beispiel wieder die Sonderausstellung „Jüdisches Leben im ländlichen Württemberg“. Diese gab es bereits in der Saison 2018, wurde jedoch aufgrund der großen Resonanz bis in dieses Jahr hinein verlängert. Herausragend dabei, so Cornelius, sei der Tag zum jüdischen Neujahrsfest „Rosch ha-Schana“ gewesen, veranstaltet am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg.

Darüber hinaus gab es 119 Einzelveranstaltungen, bei denen ebenfalls mit einer Vielzahl an Institutionen, Vereinen und Partnern kooperiert wurde. Immer wieder gut besuchte Klassiker sind dabei die Schäfertage, das Mostfest, der Markt der Arche des Geschmacks, der Garten-Genuss-Markt, der Textil-Kunst-Markt und die Oldtimertage. Letztere gab es dieses Jahr nicht, wegen des großen logistischen Aufwands werden sie nur noch alle zwei Jahre veranstaltet. Das war wohl auch der hauptsächliche Grund dafür, warum die Besucherzahlen der zu Ende gegangenen Saison mit 72 935 um rund 5700 niedriger lagen als im Vorjahr, in dem rund 7500 Besucher allein bei den Oldtimertagen gezählt wurden. Cornelius sieht dabei auch einen positiven Aspekt. „Der Zwei-Jahres-Rhythmus setzt Ressourcen frei, um neue Angebote ins Leben zu rufen.“ Die Statistik weist noch rund 500 Führungen für Gruppen aus. Darunter waren 350 für Schulklassen. „Der große Renner waren die neu ins Leben gerufenen Führungen in schwäbischer Sprache“, so Cornelius.

Bisher stehen nur Vesperplätze unter freiem Himmel zur Verfügung, zur Einkehr lädt die Museumsgaststätte ein. In der nächs­ten Saison dürfen sich die Besucher dann auf zwei Grillstellen samt Schutzhütte in der Nähe des Spielplatzes freuen. Möglich wird das durch eine Spende der Rotarier Nürtingen-Kirchheim und das Engagement der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule. Auszubildende der Kreisberufsschule in Nürtingen errichten Hütte und Grillplatz.