Zwischen Neckar und Alb

Seifenspaghetti und Glücksmomente

Altes Handwerk zieht viele Besucher in das Museumsdorf in Beuren

Zum 21. Mal lud der Förder­verein Freilichtmuseum zum großen Museumsfest nach ­Beuren. Das Motto in diesem Jahr lautete „Wir machen mit.“

Auf reges Interesse stieß das Schaffen der Zimmermänner beim Schindelnmachen und auch die alte Handwerkskunst Klöppeln, bei der
Auf reges Interesse stieß das Schaffen der Zimmermänner beim Schindelnmachen und auch die alte Handwerkskunst Klöppeln, bei der feine Spitzen entstehen, faszinierte die Besucher.Fotos: Cornelia Wahl

Beuren. Die Besucher nahmen das Motto wörtlich – und haben mitgemacht. Dafür und zum Angucken von traditioneller Handwerkskunst gab es genügend Gelegenheit auf dem elf Hektar großen Gelände des Freilichtmuseums am Albtrauf. Annähernd 130 aktive Ehrenamtliche rund um den Vereinsvorsitzenden Hans Weil und die Museumsleiterin Steffi Cornelius packten in das historische Dorf ein Programmpaket, das Familien und Großeltern mit ihren Enkeln aus nah und fern anlockte. Es gefiel, wie eine Familie kundtat, deren Tochter strahlend einen gestrickten Strumpf herzeigte.

Trotz des launigen Wetters war der Andrang riesig. Gleich zu Beginn des Rundgangs konnten die Besucher übers Klöppeln staunen. Eine Handwerkskunst, deren Ursprung im Italien Ende des 16. Jahrhunderts liegt. Durch Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen und Verschlingen von Fäden entstehen mit Fingerfertigkeit der Klöpplerinnen faszinierende Spitzen. Als Mustervorlage dient der sogenannte Klöppelbrief – an sich schon ein Kunstwerk für sich.

Gebrodelt, gezischt und gedampft hat es beim Kalklöschen. Kommt gebrannter Kalk mit Wasser in Berührung, beginnt eine chemische Reaktion, die den Kalk unter Entstehung von Wärme quasi zum Schmelzen bringt. Mit der sich so entwickelten quarkartigen Masse, kann verputzt, gemauert und gestrichen werden, war zu erfahren. Früher diente gelöschter Kalk auch zur Keimabtötung in Ställen. Egal, ob Jung oder Alt, der Vorgang sorgte für großes Interesse.

So manches Kind konnte es kaum erwarten, seine eigene Seifenkugel herzustellen und flitzte ins Bauernhaus Aichelau, wo es galt, Drachen-, Feen- oder Gespensterseife herzustellen. Je nach Duftrichtung konnten die Kleinen einfarbige oder bunte Pflanzenölseifen durch den Fleischwolf drehen. Heraus kamen „Seifenspaghetti“, aus denen die Kinder Kugeln formten.

Noch mehr Handwerk gab es im Albdorf. Zimmerleute in traditioneller Arbeitskluft behauten mit einem Beil einen Stamm. Ein Schindelmacher fertigte mit einer Maschine Holzschindeln an.

Außer auf dem Gelände wuselte es auch am Stand des Imkers. Matthias Maisch informierte rund um die Bienen und ihre Produkte. Er zeigte den Besuchern, wie er einen Bienenstock inspiziert. An einer anderen Stelle des Standes konnte in einem Schaukasten selbst nach der Bienenkönigin gesucht werden.

Nicht weniger interessant war es beim Stricken mit der „Strickliesel“ oder an der Strickmaschine, beim Nähen mit einer fußbetriebenen Nähmaschine und beim Filzen von Ketten oder Schnüren aus Schafwolle. Spannung bot die Schnitzeljagd mit GPS-Geräten quer durch die Streuobstwiesen – und Strampeln auf dem Mühlenfahrrad machte aus Getreide Mehl.

Seiner Kreativität freien Lauf lassen konnten die Besucher beim Kartoffeldruck auf Stofftaschen. Einblicke in seine Arbeit gab der Schmied. Wie schwer es ist, Steine zu bearbeiten, konnte man beim Steinmetz erfahren.

Gespickt war der Rundgang mit „Glücksmomenten“: Neben Tipps vom Schreiner gestalteten die Besucher einen Glücksbaum mit ihren Wünschen. Im Fotoatelier konnte sich in historischer Kleidung ablichten lassen, wer Losglück im Flachswickel hatte. Dazu ließ sich Glück beim Turnen, Tanzen und Singen erspüren.

Und da war noch Alberich, der Wanderlöwe. Er stellte sich geduldig für Erinnerungsfotos an schöne, lern- und erlebnisreiche Stunden im Freilichtmuseum Beuren bereit.

Weil Mitmachen, Ausprobieren und Staunen hungrig und durstig macht, gab es viele Leckereien. Das Backteam warf den Holzbackofen an und servierte Gebackenes. Die Museumsgastronomie bot allerlei Schmackhaftes und für Naschkatzen gab es Crèpes und naturbelassenes Bauernhof-Eis.

Klöppeln
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