Zwischen Neckar und Alb

Seine Liebe gilt dem Spätburgunder

Weinbau Maximilian Kusterer wurde vom Wein- und Gourmetmagazin „falstaff“ für den Newcomer des Jahres nominiert. Ob er die begehrte Trophy erhält, entscheidet sich im nächsten Frühjahr. Von Christian Dörmann

Offensichtlich ein Dream-Team: Maximilian Kusterer und der Wein
Offensichtlich ein Dream-Team: Maximilian Kusterer und der Wein

Eine gute Idee allein garantiert noch keinen Erfolg. Der stellt sich in der Regel erst dann ein, wenn auch andere diese gut finden. Im Falle von Maximilian Kusterer hat das geklappt. Seine Ideen, wie man den Spätburgunder geschmacklich auf ein neues Niveau heben kann, haben eine ganze Reihe von Fachleuten überzeugt. Deshalb taucht der 28-Jährige im aktuellen „falstaff“ als einer von drei Nominierten in der Kategorie Newcomer des Jahres auf. Das ist schon was, denn das österreichische Wein- und Gourmetmagazin wird im gesamten deutschsprachigen Raum publiziert und stellt so etwas wie eine Messlatte dar, wenn es um herausragende Entwicklungen rund um das Thema Wein geht.

Weinbau kann Spaß machen

Im kommenden Frühjahr soll sich entscheiden, ob Maximilian Kusterer die begehrte Wein-Trophy nach Esslingen holen kann. Denn dort ist sein Lebensmittelpunkt, und sein Herz hängt längst an dem, was seine Eltern Monika und Hans Kusterer mit den Jahren aufgebaut haben: das Stammhaus und Weingut in der Wengerter-Beutau und die Gravitationskelter in den Weinbergen der Esslinger Neckarhalde, wo das verarbeitet wird, was dort und in den Terrassenweinbergen des Schenkenbergs wächst. Die durchgegorenen Weine aus dem Hause Kusterer haben sich schon seit geraumer Zeit einen guten Ruf weit über die Region hinaus erworben. Der Beitrag im neuesten „falstaff“ über ihren Sohn lässt Monika Kusterer hoffen, dass „die guten Weine aus Esslingen und dem Weinanbaugebiet Württemberg“ auch bundesweit auf Interesse stoßen.

Maximilian Kusterer freut sich, dass ihm im „falstaff“ unter der Überschrift „Ehrgeizig und selbstkritisch“ ein Artikel gewidmet worden ist. Und dann kommt das mit der Idee: „Es ist schön, wenn andere bestätigen, dass man auf einem guten Weg ist.“ Dieser schließt die Entscheidung ein, sich vor allem auf den Spätburgunder zu konzentrieren und im heimischen Betrieb der Experimentierfreude feien Lauf zu lassen. Denn Maximilian Kusterer sieht sich noch längst nicht am Ziel. Er will die eigene Handschrift noch weiter perfektionieren, damit der Pinot Noir die Feinheit in Details und Nuancen erlangt, die er sich wünscht: „Bis dahin ist es noch ein langer Weg, und da will ich Gas geben.“

Experimente bergen die Gefahr, dass sie auch einmal schiefgehen können. Deshalb ist ein Umfeld wichtig, das mit dem gelegentlichen Scheitern umgehen kann. Maximilian Kusterers Eltern können das offensichtlich. „Sie sind offen für neue Ideen“, sagt der Sohn. Der Vater sei schon sehr experimentierfreudig. Aber manchmal warnt er auch vor Fehlern, die er selbst schon einmal gemacht hat. „So profitiere ich von seinen Erfahrungen.“

Dabei hatte es lange Zeit gar nicht danach ausgesehen, als ob der Filius die ausgeprägte Neigung hätte, ins elterliche Unternehmen einzusteigen. Im „falstaff“ verrät er seine Affinität zum Sport, wollte eigentlich Sportmedizin oder Sportwissenschaften studieren - 18 Jahre lang hat er zudem Handball gespielt. Zum Profi fehlten ihm letztlich einige Zentimeter Körpergröße.

Dem Vater zuliebe hat Maximilian Kusterer schließlich ein Praktikum im Weingut Karl Haidle im Remstal begonnen, wie im „falstaff“ nachzulesen ist. Dabei reifte die Erkenntnis, dass Weinbau durchaus etwas mit Spaß zu tun haben kann. Weitere Stationen schlossen sich an. Bis nach Südafrika führte ihn sein Weg, bevor er im Frühjahr 2016 nach Hause zurückkehrte und Weine mit seiner Handschrift prägte. Nächstes Jahr soll er das Weingut von seinen Eltern übernehmen.

Was Handschrift bedeutet, kann man sich am 17. November von 11 bis 18 Uhr in der Gravitationskelter auf der Zunge zergehen lassen, wenn Newcomer-Weine zur Verkostung angeboten werden. Als Gastwinzer mit einigen seiner Weine im Gepäck ist übrigens Maximilian Kusterers Freund und Kommilitone Patrick Adank vom Weingut Adank aus Graubünden in der Schweiz mit von der Partie. Erst kürzlich wurde er ausgezeichnet: als „Rookie of the Year“ im „Gault&Millau Guide Schweiz 2020“.