Wendlingen. Am letzten Wochenende im August feiert Wendlingen das Vinzenzifest. Heuer bereits zum 65. Mal. Die heimatvertriebenen Egerländer haben dieses Fest in ihre neue Heimat mitgebracht. Ursprünglich war es ein Erntedankfest, das aus Anlass der Verleihung der Kopfreliquie des heiligen Vinzenz an die Stadt, durch den Magistrat der Reichsstadt Eger – heute Cheb in Tschechien – gestiftet worden war. Seit 1952 wird es mit der Egerländer Gmoi und den Heimat- und Trachtenverbänden als eines der größten Brauchtumsfeste in Baden-Württemberg gefeiert. Mit der Beteiligung der örtlichen Vereine und Organisationen hat es sich zum Stadtfest gemausert.
Aus Anlass des Patenschaftsjubiläums wird Albert Reich, Ehrenvorsitzender des Landesverbandes des Bundes der Egerländer Gmoin, den Festvortrag „50 Jahre gelebte Patenschaft der Stadt Wendlingen über die Egerländer in Baden-Württemberg“ während der Patenschaftsratssitzung am Samstag, 27. August, halten.
Zum Jubiläum hat die Stadt Wendlingen gemeinsam mit der Egerländer Gmoi außerdem eine Ausstellung zusammengestellt: „50 Jahre Patenschaft – Europäische Trachten auf Briefmarken und Sonderbriefen mit Sonderstempel zum Vinzenzifest“. Neben den Sonderbriefen und Briefmarken, zusammengestellt von Gunter Wolf, zeigt die Ausstellung im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des Rathauses Plakate, Fotos, schriftliche Dokumente und Urkunden rund um das Vinzenzifest und die Patenschaft. Horst Rödl hat zusammen mit seiner Frau Gaby Rödl diesen Teil der Ausstellung vorbereitet.
Auch auf sichtbare Zeichen der gelebten Patenschaft stößt man immer wieder, wenn man durch Wendlingen läuft, macht Bernhard Laderer, Hauptamtsleiter bei der Stadtverwaltung, und seit vielen Jahren organisatorisch vinzenzifest-erprobt, aufmerksam: beispielsweise mit dem Musikantenbrunnen der Egerländer in der Fußgängerzone oder mit der Stadtstele am Saint-Leu-la-Forêt-Platz, wo in einzelnen Bildern die Stadtgeschichte Wendlingens nacherzählt wird. Da gehören Flucht und Vertreibung ebenso dazu wie die Erinnerung an die Pflege des Brauchtums der Egerländer, die in ihrer neuen Heimat erstmalig 1951 einen Maibaum aufgestellt haben, 1952 wurde das erste Vinzenzifest gefeiert, und im Jahr 1966 übernahm die Stadt Wendlingen die Patenschaft für die in Baden-Württemberg beheimateten Egerländer. Freilich gibt es in Wendlingen eine Egerland- und Sudetenstraße oder das Egerländer Informationszentrum im Treffpunkt Stadtmitte. Zu all diesen und weiteren sichtbaren Zeichen gibt es ebenso eine Bildschirmpräsentation von etwa 15 Minuten.
Gespannt sein dürfen die Besucher auf den Empfang der Stadt am Sonntagvormittag, wenn ein Gastredner die politische Seite aufzeigt. Diesmal wird der Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Esslingen und Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Markus Grübel, zum Thema „Ursachen von Flucht und Vertreibung bekämpfen – Verantwortung für die hilfsbedürftigen Menschen wahrnehmen“ sprechen.
35 Gruppen haben sich bisher zum Festumzug am Sonntag, 28. August, angemeldet. Darunter eine ganze Reihe von Wendlinger Vereinen, freut sich Joachim Vöhringer, in dessen Ressort als Leiter des Amts für Familie, Bildung und Soziales auch die Organisation des Vinzenzifestes fällt. Auch der Vinzenzimarkt findet wieder am Sonntagmorgen statt. An beiden Festtagen ist in der Albstraße ein Vergnügungspark aufgebaut. Dort können vor allem Kinder mit verschiedenen Fahrgeschäften fahren. Für die Bewirtung sorgen wieder die örtlichen Vereine und Organisationen, unterstützt von den drei Partnerschaftsstädten.