Zwischen Neckar und Alb

Siedlungen und andere archäologische Spuren

Präsentation Das Landesdenkmalamt stellt in Esslingen einen Jahresband zu bedeutenden Ausgrabungen vor. Wichtige Erkenntnisse gibt es auch im Landkreis Esslingen. Von Peter Stotz

Dieser römische Vier-Götter-Stein, der in Reutlingen gefunden wurde, ist außergewöhnlich. Er diente einst als Basis einer Jupite
Dieser römische Vier-Götter-Stein, der in Reutlingen gefunden wurde, ist außergewöhnlich. Er diente einst als Basis einer Jupiter-Gigantensäule. Foto: Peter Stotz

Münzen in Erkenbrechtsweiler, Spuren einer hochmittelalterlichen Siedlung in Bissingen - auch im Landkreis Esslingen wurden im vergangenen Jahr Schätze aus vergangenen Jahrhunderten entdeckt. Jedes Jahr kommen im Land Baden-Württemberg neue, teilweise bedeutende archäologische Funde hinzu. Die wichtigsten präsentiert das Landesamt für Denkmalpflege in einer jährlichen Buchveröffentlichung. Im Landesamt in Esslingen wurde der Band zu den Ausgrabungen des Jahres 2018 vorgestellt.

Claus Wolf, Präsident des Landesdenkmalamts, hob bei der Vorstellung des rund 350 Seiten umfassenden Bands hervor, dass die Zahl der Ausgrabungen im Land permanent zunimmt. So seien die archäologischen Eingriffe von 50 im Jahr 2014 auf 250 im vergangenen Jahr gestiegen. Etliche davon sind Rettungs- oder Dokumentationsgrabungen, die nötig geworden sind aufgrund steigenden Flächenverbrauchs durch Siedlungs- und Straßenbau oder Nachverdichtungen in Ortschaften. Dabei wurden bedeutende archäologische Funde von der Altsteinzeit bis zur frühen Neuzeit zutage gefördert. „Sie zeigen, dass wir über ein reiches archäologisches Erbe verfügen“, sagte Claus Wolf. Landesarchäologe Dirk Krausse illustrierte anhand der in der Buchveröffentlichung versammelten Auswahl bedeutender Funde, dass einige Gebiete Baden-Württembergs wie die Regionen Stuttgart, Karlsruhe und Heilbronn durchgängig von der Altsteinzeit an als Siedlungsräume begehrt waren. „Wir stoßen immer wieder auf sensationelle Dinge, mit denen man nicht gerechnet hat“, sagte er und nannte beispielhaft eine jungsteinzeitliche Freilandsiedlung im Hochschwarzwald.

Mancher Zufallsfund gibt den Forschern Rätsel auf. In Reutlingen wurde bei Bauarbeiten ein römischer Vier-Götter-Stein gefunden, der einst als Basis einer Jupiter-Gigantensäule gedient hatte. Auch im Landkreis Esslingen wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen. So wurden am Ortsrand von Reudern auf dem Areal eines geplanten Gewerbegebiets eine jungsteinzeitliche Siedlung aus dem fünften Jahrtausend, Pfosten und Gruben, Keramik, ein Steinbeil und eine Pfeilspitze aus Feuerstein ausgegraben. Damit wurde der Wissensstand über die Besiedlungsgeschichte der Region bedeutend erweitert.

In Erkenbrechtsweiler wurde ein Münzschatz entdeckt, der wohl im Bauernkrieg im 16. Jahrhundert während einer Belagerung des Hohenneuffen vergraben worden war. In Bissingen wurden in einem Baugebiet zur Ortskernverdichtung die Spuren der hochmittelalterlichen Siedlung aus dem 11. und 12. Jahrhundert gefunden, Keramik und Glas geborgen, und auch in Hochdorf wurde bei einer Ausgrabung die Lage der mittelalterlichen Siedlung nachgewiesen. „Wenn man bedenkt, dass nur jedes fünfte archäologische Denkmal im Land auch bekannt ist, sieht man, welches Potenzial der Boden birgt“, sagte Krausse.

Landesamt für Denkmalpflege/Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern/Förderkreis Archäologie in Baden (Hg.): Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2018, 352 Seiten, viele Farbfotos und Karten, Darmstadt 2019 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Theiss); 22 Euro. www.denkmalpflege-bw.de