Zwischen Neckar und Alb

So singt‘s und swingt‘s in Schopfloch

Musik Das Wandelkonzert musste regenbedingt in der Johanneskirche stattfinden. Dort erfuhr man dann vieles aus der Geschichte von Schopfloch. Von Hans-Günther Driess

Der Projektchor „Männer von der Alb“ unter der Leitung von Stefan Lipka sang - ganz nach der historischen Einteilung Schopflochs
Der Projektchor „Männer von der Alb“ unter der Leitung von Stefan Lipka sang - ganz nach der historischen Einteilung Schopflochs - Knaupen- und Berglieder.Foto: Hans-Günther Driess

Zum fünften Mal präsentierte die Schopflocher Johannes-Kirchengemeinde ihr beliebtes „Wandelkonzert“, ein musikalisches Event, das unter dem Motto „Schopfloch erleben - Musik genießen“ stimmungsvoll den ganzen Ort an verschiedenen Stationen einbeziehen sollte. Wegen regnerischen Wetters musste die Veranstaltung jedoch in der gut gefüllten Johanneskirche stattfinden.

Die Zuhörer sparten nicht mit Applaus für das abwechslungs- reiche Programm, dessen Bogen sich von Klezmer-Klängen über Gospel, Sologesang und Chormusik bis hin zu Werken für Akkordeon-Orchester spannte.

Klezmer mit Ortsbezug

Das Konzert begann mit der Klezmer-Komposition „Song for Two“ in der Besetzung Klarinette, Hackbrett und Klavier. Gerold Schwarz glänzte mit stiltypischem Klezmer-Sound und weichem Wohlklang auf seiner Klarinette und bescherte auch in diversen Jazz-Stücken mit seiner Swing-Erfahrung dem Abend eine besondere Note. Doris Lipka erzeugte mit dem folkloristischen Klang ihres Hackbretts den passenden klanglichen Hintergrund, ließ ihr Instrument aber auch solistisch in einem barocken Menuett erklingen. Als Sängerin gefiel sie durch saubere Intonation und angenehmes Timbre, besonders in der Mittellage. Dabei bediente sie drei Genres mit der klassischen Ballade „Der Nöck“ von Carl Loewe, dem Spiritual „Gimme That Old Time Religion“ und dem Schlaflied „Slumber My Darling“.

Im Dauereinsatz war Stefan Lipka - als Pianist, Organist, Akkordeon-Spieler und Dirigent. Er ist zusammen mit dem Moderator des Abends, Martin Wünsche, Initiator der Reihe „Wandelkonzert“ und anderer Kulturprojekte in Schopfloch. Letzterer bereicherte mit Geschichten und Anekdoten aus der Ortschronik und vom Leben auf der Alb den Musikabend.

Besonders interessant war die Einführung zum Klezmer-Stück „Jankele“, das einen historischen Bezug zur Gemeinde Schopfloch aufweist: Ein Schopflocher Bürger wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft in den 1940er-Jahren von der SA deportiert und umgebracht. Entsprechend hat Gerold Schwarz diese jiddische Melodie mit ihren wehmütig wirkenden Sekundseufzern und Glissandi als Klagelied interpretiert.

Projektchor singt „fürs Herz“

Mit der Ankündigung „fürs Herz“ sang der Schopflocher Projektchor „Männer von der Alb“ Volkslieder der Romantik. Die neun Mannen um ihren Chorleiter Stefan Lipka konnten vor allem im bekannten „Sah ein Knab‘ ein Röslein“ stehn“ beeindrucken. Als „Projektchor“ ließ das Ensemble die Möglichkeiten erkennen, was künftig mit gezielter Stimmbildung und intensiver Probenarbeit zu erreichen wäre.

Die Schopflocher „teilen sich“ seit vielen Dekaden in zwei Lager, wie Martin Wünsche süffisant erläuterte: Knaupen und Bergler. Paritätisch war daher die Liedauswahl des Männerchors, je ein Knaupenlied („Ich liebte einst ein Mädchen“) und ein Berglied („Holt ihn rauf den Muskateller“) zum besten zu geben. Flotte Musik und Schlager-Melodien steuerte das Akkordeonorchester Liederkranz Schopfloch und Gesangverein Dettingen unter der Leitung von Stefan Lipka bei. Der Evergreen „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ war eigentlich wie alle Lieder des Orchesters im zweiten Programmteil fürs „Open Air“ am passenden Ort vor der Gaststätte „Alpenrose“ geplant. Die gelungene Darbietung des Walzerliedes im Ambiente der Kirche hatte Charme, was im Lächeln und leichten Mitschunkeln der Zuhörer Ausdruck fand.

Um dem Publikum wenigstens virtuell den Eindruck des Wandelns durch Schopfloch - also eines Wandelkonzerts - zu vermitteln, haben die Veranstalter den Sonnenuntergang mit einer Illumination der Orgel und der Empore angedeutet. Dazu passend sangen die „Männer von der Alb“ den Chorsatz „Es löscht das Meer die Sonne aus“ von Friedrich Silcher, ehe das Konzert im gemeinsam mit den Zuhörern gesungenen „Guten Abend, gute Nacht“ von Johannes Brahms ruhig ausklang.