Zwischen Neckar und Alb

Sonnenstrom speichern

Stadtwerke erproben moderne Batterien

Mit der gesetzlich garantierten Einspeisevergütung begann die Erfolgsgeschichte der Erzeugung von Solarstrom. Seit die Vergütung sinkt, lohnt es sich auch den auf dem eigenen Hausdach erzeugten Strom selbst zu verbrauchen. Moderne Speichertechnik, wie sie derzeit von den Nürtinger Stadtwerken getestet wird, leistet dabei Hilfe.

Nürtingen. Lange galt bei der Stromerzeugung durch Solaranlagen das Prinzip, die gewonnene Energie in das Netz des regionalen Energieversorgers einzuspeisen. Das lohnte sich deshalb, weil die Einspeisevergütung wesentlich über dem Strompreis lag. Mit sinkenden Einspeisevergütungen hat sich das Verhältnis mittlerweile jedoch verkehrt, man bekommt für den eingespeisten Strom nur noch die Hälfte von dem, was für bezogenen Strom zu bezahlen ist.

Den Strom für den eigenen Haushalt zu nutzen, davon machen immer mehr Besitzer von Solarstromanlagen Gebrauch. Allerdings schwankt die erzeugte Menge je nach Jahreszeit und Witterung. Bei optimalen Bedingungen erzeugen die Anlagen wesentlich mehr Strom, als der Verbraucher benötigt. Mit dem bewussten Einsatz von Haushaltsgeräten lässt sich die Effizienz beim Eigenverbrauch zwar erhöhen, dennoch sind Grenzen gesetzt.

Mit der neuesten Generation von Batterie-Speichern ist jedoch mehr herauszuholen, ist Wolfgang Maier, der Leiter der technischen Dienste bei den Nürtinger Stadtwerken überzeugt. Der kommunale Dienstleister könnte in absehbarer Zeit in den Vertrieb solcher Speichertechnik einsteigen. „Allerdings sind wir mit den Systemen, die auf dem Markt sind, noch knapp unter der Grenze der Wirtschaftlichkeit“, sagt Maier.

Dennoch glaubt er an die Marktfähigkeit, weshalb die Stadtwerke schon jetzt Erfahrungen sammeln möchten und damit ein Stück weit Pionierarbeit leisten, um künftig ihre Kundschaft bestmöglichst beraten und bedienen zu können. Deshalb testen die Stadtwerke nun zwei verschiedene Geräte in zwei verschiedenen Nürtinger Privathaushalten, die sich nach einem Aufruf gemeldet hatten.

Mit dabei ist die Familie Emer, die eine Photovoltaik-Anlage der jüngeren Generation auf dem Dach ihres Hauses betreibt. Zum Wechselrichtergerät, wie es für jede Solaranlage notwendig ist, um den Gleichstrom vom Dach in Wechselstrom für die Hausleitungen umzuwandeln, braucht es ein zweites Gerät, das wieder in Gleichstrom umwandelt, um ihn in die Batterie einzuspeisen. Erst wenn die Batterie voll ist, wird in das Netz der Stadtwerke eingespeist.

„Ohne den Stromspeicher gelingt es im Durchschnitt 30 Prozent des selbst erzeugten Stroms zu verbrauchen, mit der Batterie können 70 bis 80 Prozent genutzt werden“, erklärt Michael Klesse, der für die Stromversorgung zuständige Abteilungsleiter bei den Stadtwerken. Bei Familie Emer ist ein Lithium-Ionenspeicher im Einsatz. „Das ist die neueste Generation von Batterien, die im Gegensatz zu den herkömmlichen Batterien auf Blei-Säure- oder Blei-Gel-Basis mehr Ladezyklen erlauben“, so Klesse. Man habe nicht das billigste Produkt ausgewählt, fügt Maier hinzu. Qualität und Sicherheitsaspekte, zum Beispiel ein Schutz vor Auslaufen oder Brand, stünden im Vordergrund. Der zweite Stromspeicher, der im Testeinsatz ist, kann mit Modulen erweitert werden, zum Beispiel wenn die Solaranlage erweitert wird, weil sich der Haushalt vergrößert und der Verbrauch steigt.

Wie der Speicher arbeitet, wird über eine Kontrolleinrichtung angezeigt. Im vergangenen Jahr hat er in seinem Fünf-Personen-Haushalt 820 Kilowatt Strom verbraucht, in vergleichbaren Haushalten wären das ohne Photovoltaik-Anlage rund 4 000 Kilowattstunden gewesen. Die Ersparnis beläuft sich auf rund 900 Euro im Jahr, ohne die Speichertechnik wäre sie höchstens halb so hoch.

Hätte er die Technik selbst installieren lassen, hätte sie sich bei den derzeitigen Kosten für die Batterie und den zusätzlichen Wechselrichter aber noch nicht gelohnt. Maier rechnet jedoch spätestens in den nächsten zwei Jahren mit weiter sinkenden Preisen. Außerdem läuft die zwanzigjährige Förderung für die ersten Photovoltaik-Anlagen in vier Jahren aus, auch für diese Anlagen werde sich die Umrüstung dann lohnen. Und schließlich seien die Batterien auch zunehmend in der Automobil-Branche gefragt. Schon die Anlage bei den Emers sei ein Jahr nach ihrer Inbetriebnahme heute 15 bis 20 Prozent günstiger auf dem Markt zu haben.