Zwischen Neckar und Alb

Stadt übernimmt Festregie

Veranstaltung In drei Jahren möchte die Stadt Esslingen das Zwiebelfest selbst ausrichten. Zuletzt hatte es viele Querelen gegeben. Von Christian Dörmann

Das traditionelle Esslinger Zwiebelfest könnte bald der Vergangenheit angehören.Foto: Robin Rudel
Das traditionelle Esslinger Zwiebelfest könnte bald der Vergangenheit angehören.Foto: Robin Rudel

Dass es mit dem Esslinger Zwiebelfest zumindest auf längere Sicht nicht so weitergehen wird wie seit mehr als 30 Jahren, hat sich bereits abgezeichnet. Nun werden die Pläne konkret. Der Gemeinderat wird dem Ansinnen der Verwaltung voraussichtlich am 18. Juni zustimmt: Die Stadt möchte nach einer Übergangszeit von drei Jahren die Ausrichtung des Zwiebelfestes in eigener Regie übernehmen. Den Begriff Zwiebelfest wird es dann wohl nicht mehr geben. Die Zwiebelfest GmbH, die die Veranstaltung seit etwa zehn Jahren betreibt, hat sich den Namen Zwiebelfest schützen lassen.

Neuer Betreiber, neues Konzept, neuer Name - das könnte im Sommer 2021 Wirklichkeit werden, denn so lange soll den Zwiebelfestwirten eine Übergangszeit eingeräumt werden, und so lange wird es dauern, bis dem derzeitigen Grobkonzept die Feinabstimmung folgt. Oberbürgermeister Jürgen Zieger machte kein Hehl daraus, dass er dieses Thema während der vergangenen eineinhalb Jahre eher auf die lange Bank geschoben hat. Doch die Signale aus dem Gemeinderat waren und sind eindeutig: Der Neustart ist gewünscht, und dieser soll mit der Option einhergehen, wonach die Stadt nicht nur die ordnungsrechtliche, sondern auch die inhaltliche Verantwortung für das Fest tragen soll. Bei letzterem Punkt geht es vor allem um Qualitätskriterien.

Ärger mit den Anwohnern rund um den Marktplatz ob der wagenburgähnlichen Anmutung des Festes, Querelen zwischen den Wirten, die in dem Rausschmiss von Eißele-Wirt Oliver Brehmer gipfelte, sowie fragwürdige Sponsorenverträge haben das Image der weit über Esslingen hinaus bekannten Festivität leiden lassen. Michael Metzler, Geschäftsführer der Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST), nennt das mit Blick auf ähnliche Feste eine „ungewöhnliche Entwicklung im Land“. Und so hat sich die EST zusammen mit verschiedenen städtischen Ämtern Gedanken gemacht, wie man das Image der Hocketse wieder aufpolieren und dafür sorgen kann, den Gang der Dinge zu beeinflussen - so wie das auch in anderen Städten mit ähnlichen Festen der Fall ist.

Als Eigentümerin des Marktplatzes entscheidet die Stadt ohnehin darüber, wer darauf feiern darf und wer nicht. Von 2021 an will sie auch darüber entscheiden, wer auf dem Markt- und Rathausplatz Speisen und Getränke verkauft. Das setzt ein offenes Ausschreibungsverfahren voraus. Wirte können sich bewerben, sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen und haben so Chancen auf einen Zuschlag. Dass dabei überwiegend Esslinger Wirte zum Zuge kommen, ist nicht gewährleistet, denn dies würde den rechtlichen Anforderungen solcher Ausschreibungen widersprechen. Womit sich ein Hauptkritikpunkt nicht lösen ließe: Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren moniert, dass es auf dem Esslinger Fest zu wenig Esslinger Wirte gibt. Vier örtliche Gastronomen hatten wohl ihr Interesse bekundet, doch die Zwiebelfest GmbH hat nach den Worten von Metzler anders entschieden.

Mehr Qualität und ein deutlicher Schwerpunkt auf Regionalität - so schwebt es der EST vor, die sich als Veranstalterin des Mittelalter- und Weihnachtsmarktes auch für das empfiehlt, was heute noch Zwiebelfest heißt.

Und die Zwiebelfestwirte? Frank Jehle, einer von zwei Geschäftsführern der GmbH, fiel gestern ob der neuen Botschaften aus allen Wolken: „Das ist eine neue Information, dazu kann ich noch nichts sagen.“