Bauplätze sind Mangelware. Dementsprechend groß ist die Nachfrage. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel weiß von bislang 400 Anfragenden, die sich für einen Bauplatz im geplanten 6,4 Hektar großen Baugebiet Steinriegel interessieren. Auch die Eigentümer, die bereit sind, ihre Flächen in die Umlegung einzubringen, beginnen unruhig zu werden und wollen wissen, „wann es endlich wieder weitergeht“, bestätigt nicht nur der Bürgermeister. Einige sind so stark verunsichert, dass sie sich so langsam fragen, ob das Vorhaben überhaupt noch eine Zukunft hat.
Aussichten waren schon besser
Die Aussicht auch auf eine zügige Bebauung der rund 93 Baugrundstücke war schon einmal besser. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan liegt bereits fünf Jahre zurück. Damals wurde das grundsätzliche Interesse der Grundstückseigner abgeklopft. Auch die Stadt und der Gemeinderat haben ihre Hausaufgaben gemacht und den Bebauungsplan erstellt, lediglich der Satzungsbeschluss fehlt noch, doch der soll erst gefasst werden, wenn alle Grundstücksbesitzer unterschrieben haben. Daran hakt es jetzt noch.
Die Erschließungsträgerin, die Kirchheimer Firma Geoteck, hatte den Auftrag, mit den Eigentümern die Umlegungsbedingungen festzuzurren. Von den über 100 Eigentümern beziehungsweise Erbengemeinschaften sind jedoch eine Handvoll nicht bereit, ihre Flächen für die Umlegung zur Verfügung zu stellen, obwohl nach Angaben von Stadt und Geoteck sämtliche Beteiligte im Vorfeld ihr Einverständnis bekundet hatten.
Die besagten Eigentümer geben allerdings an, dass sich die Bedingungen geändert hätten. So haben sich beispielsweise die Erschließungskosten von 202 auf 230 Euro pro Quadratmeter erhöht. Dies bestätigt auch Benjamin Humpfer von Geoteck mit dem Hinweis, dass es sich anfangs um eine Kostenschätzung gehandelt habe.
Zweifel hatten einige ins Feld geführt bei den Gesamtkosten für naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen. So werden als Ausgleichsmaßnahmen 45 Nistkästen und fünf Steinkauzröhren aufgeführt. Insgesamt belaufen sich die Kosten für Ausgleichsmaßnahmen auf 65 000 Euro. Benjamin Humpfer erläuterte dazu, dass im Laufe des Verfahrens weitere Auflagen von Behörden dazugekommen seien.
Obwohl es zwischen Grundstückseignern und Stadt beziehungsweise Geoteck mehrfach Gespräche gab, blieben Rest-Unsicherheiten. Konkret ging es um die Aussage, dass innerhalb von fünf Jahren mit der Bebauung des Grundstücks begonnen werden müsse. Der Gemeinderat hat einmalig optional diese Frist um zwei Jahre verlängert, wenn der Eigentümer dies entsprechend begründet. Im jetzigen Kostenübernahmevertrag heißt es aber stattdessen, dass „binnen fünf Jahren der Bau des Gebäudes bezugsfertig hergestellt sein“ müsse. Weigel erklärte, dass man die Veränderung vorgenommen habe, „um sicherzustellen, dass der Bau nicht mit einem symbolischen Spatenstich begonnen, aber dann nicht weitergeführt wird“. Angesichts der akuten Wohnungsnot will die Stadt damit verhindern, dass erschlossene und bebaubare Baugrundstücke auf Jahre bevorratet werden, Stichwort Enkelgrundstücke. Weigel hofft jedoch, dass die noch offenen Kostenübernahmeverträge zum Abschluss kommen. Der Gemeinderat werde sich ansonsten in seiner nächsten Sitzung mit möglichen Konsequenzen befassen müssen.
Besorgnis löste aber auch eine andere Sache aus: im Erschließungsvertrag zwischen Stadt und Geoteck ist vereinbart, dass die Erschließungsträgerin berechtigt ist, vom Vertrag zurückzutreten, soweit nicht sämtliche Grundstückseigentümer bis zum 31. Dezember 2020 die Kostentragungsvereinbarungen abgeschlossen haben. Dieser Zeitrahmen ist abgelaufen. Und jetzt? Benjamin Humpfer, Geschäftsführer von Geoteck, beruhigt die Grundstückseigentümer. Weder die Stadt noch Geoteck sähen einen Grund, weshalb der Vertrag gekündigt werden sollte. „Wir wollen das Vorhaben zu einem guten Ende bringen.“