Zwischen Neckar und Alb

Straßenverlegung: Es hagelt Kritik

Bürgerveranstaltung Nicht nur die Verzögerungen bei der Eröffnung der neuen L 1250 zwischen Wendlingen und Oberboihingen sorgen für Ärger, sondern auch die Informationspolitik von Bahn und RP. Von Julia Theermann

So sieht die neue L¿1250 aktuell aus: Die Asphaltdecke fehlt, und auch Geländer und Schutzplanken sind noch nicht fertig. Foto:
So sieht die neue L¿1250 aktuell aus: Die Asphaltdecke fehlt, und auch Geländer und Schutzplanken sind noch nicht fertig. Foto: Roberto Bulgrin

Mehr als nur ein wenig aufgebracht zeigten sich die Teilnehmer einer Bürgerinformationsveranstaltung zur Verlegung der Landesstraße 1250 zwischen Wendlingen und Oberboihingen. Zweimal schon ist der Eröffnungstermin für die Straße verschoben worden. Ursprünglich hätte sie schon im Sommer fertig sein sollen, jetzt ist der 30. April anvisiert. Grund für die Verlegung ist der Neubau der ICE-Trasse zwischen Wendlingen und Ulm.

Die Gemeindehalle Oberboihingens war bei der Veranstaltung mit mehr als 400 Menschen komplett gefüllt. Eingeladen hatten das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart und die DB Projekt Stuttgart-Ulm - allerdings erst nach zahlreichen Aufforderungen, wie Oberboihingens Bürgermeister Torsten Hooge kritisch bemerkte. Er forderte die Veranstalter auf: „Machen Sie aus Betroffenen Beteiligte und holen Sie uns alle mit ins Boot.“

Der erste Bauabschnitt der L 1250 sei schon weit gediehen, hieß es bei der Veranstaltung. Dort, wo die neue Landesstraße über die Bahnstrecke Plochingen-Tübingen führt, sind die bis zu elf Meter hohen Stützwände weitgehend fertig. Der zweite Bauabschnitt, der offenbar der intensivste ist, steht aber noch bevor.

Als Grund für die Verzögerungen nannte Projektleiter Frank Engelhart von der Außenstelle Göppingen des RP unerwartete Bodenverhältnisse beim Vortrieb der sogenannten Kleinen Wendlinger Kurve. Trotz intensiver Baugrunduntersuchungen sei den Arbeitern an einer Stelle die Wand des Tunnels entgegengekommen, so Engelhart. In der Folge habe man auch den Radweg zwischen Oberboihingen und Wendlingen gesperrt, der unter anderem vielen Schülern als Schulweg dient - aus Sicherheitsgründen, wie Jens Hallfeldt, Abschnittsleiter der DB Projekt Stuttgart-Ulm, erklärte. „Vor der Hacke ist es duster“, rechtfertigte Hallfeldt diese Entscheidung. Aufgrund der ungünstigen Geologie an einer Stelle im Tunnel und der Nähe zum Radweg habe man sich dazu entschieden, kein Risiko einzugehen. „Der Gedanke war: Wenn da etwas passiert, wird keiner Verständnis dafür haben“, sagte er. „Wir sind jetzt fast unter der Stelle durch, es fehlen nur noch ein paar Meter bis zum Durchstoß.“ Weitere Auffälligkeiten oder Zwischenfälle habe es im Übrigen nicht gegeben.

Die Informationspolitik rund um das Großprojekt stand im Zentrum der Bürgerinformation, die in eine zweieinhalbstündige Debatte ausartete. Ein Bürger beklagte, dass die Bahn nicht rechtzeitig über die Sperrung informiert habe. Ein anderer bezeichnete die Art, die Bürger im Dunkeln zu lassen, als „Granatensauerei“. „Wenn man wenigstens vierteljährlich eine Baustellenführung angeboten hätte, gäbe es jetzt deutlich weniger Zündstoff“, sagte er. Ein Teilnehmer zeigte RP und Bahn sogar symbolisch die Rote Karte für ihren „Dilettantismus“. Er hatte dafür den anderen Besuchern der Veranstaltung rote Papierkarten verteilt, die diese zeitgleich mit ihm hochhalten sollten.

Stefan Heß, Leiter der Abteilung Straßenwesen und Verkehr im RPS, musste sich eine Menge anhören. Oft wurde er von Zwischenrufen unterbrochen. Aber er zeigte sich einsichtig. „Wir haben das Informationsbedürfnis der Bürger nicht früh genug ernst genommen“, gab er zu, gelobte aber Besserung. „Mit dieser Veranstaltung machen wir einen Sprung nach vorne. Das wollen wir jetzt beibehalten.“ Ab Januar soll es Baustellenführungen geben.

Für zusätzlichen Ärger sorgte die Ankündigung Jens Halfeldts, dass bei der Großen Wendlinger Kurve, die Neubaustrecke, Flughafen und Neckartalbahn zweigleisig verbindet, eine Lärmschutzwand versetzt werden muss. Dabei entsteht ein Platzproblem. Betroffen sind zwei Mehrfamilienhäuser und eine Tiefgarage. „Wir sind dabei, Lösungen zu finden“, so Hallfeldt.