Zwischen Neckar und Alb

Strategien für künftigen Wohnungsbau

Stadtplanung Der Wendlinger Gemeinderat gibt grünes Licht für den Masterplan „Kommunale Wohnungspolitik“. Die Stadt will genügend Wohnraum schaffen, ohne am Bedarf vorbei zu planen. Von Gaby Kiedaisch

Links oberhalb des Feldweges im Anschluss an die Steinbacher Straße und weiteren Verlauf der Bodelshofer Straße wird gerade das
Links oberhalb des Feldweges im Anschluss an die Steinbacher Straße und weiteren Verlauf der Bodelshofer Straße wird gerade das Baugebiet Steinriegel geplant. In weiteren Bauabschnitten sollen später im Plangebiet Schillingäcker/Gassenäcker (unter dem Feldweg) weitere Bauplätze entstehen. Foto: nz

Der Masterplan „Kommunale Wohnungspolitik“ wurde im Wendlinger Gemeinderat vorgestellt und einstimmig vom Gremium beschlossen. Mit diesem Masterplan will die Stadt, die Menschen in Wendlingen mit genügend Wohnraum für die Zukunft versorgen. Denn so wie in vielen Kommunen hat auch Wendlingen einen großen Nachholbedarf an bezahlbarem Wohnraum.

Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis und infolgedessen sind Kommunen angehalten, sich aktiv am Wohnungsmarkt zu beteiligen. Angesichts der Versäumnisse in den letzten Jahrzehnte und des steigenden Wohnraumbedarfs stehen die Länder und Kommunen vor großen Herausforderungen. Dabei soll nun der Masterplan helfen. Mit der Erstellung des Masterplans hatte die Stadtverwaltung das Büro Reschl Stadtentwicklung aus Stuttgart im Dezember des vergangenen Jahres beauftragt.

Auslöser für die Beauftragung war die Sorge des Gemeinderats, ob die Stadt mit ihren Planungs- und Bauvorhaben auf dem richtigen Weg ist oder ob sie am Bedarf vorbeiplant, erläuterte Bürgermeister Steffen Weigel. Derzeit plant die Stadtverwaltung das Neubaugebiet Steinriegel/Gassenäcker/Schillingäcker in verschiedenen Bauabschnitten mit Ein, Doppel- und Mehrfamilienhäuser, aktuell werden von der Stadt selbst zwei Mehrfamiliengebäude in der Bessarabienstraße und im Birkenweg gebaut, ein drittes in der Ohmstraße ist in Planung. Weitere 52 Wohneinheiten sind derzeit im Entstehen von privater Seite auf dem Deuschle-Areal sowie auf dem Otto-Areal (HOS), wo für mehrere hundert Menschen ebenfalls Wohnraum vorgesehen ist.

Wendlingen liegt in einer Wachstumsregion. Bei der Wohnungsentwicklung ergibt sich seit dem Jahr 1999 eine relativ konstante Steigerung der Wohnungszahlen von etwa neun Prozent.

Bei der Untersuchung hat das Büro eine Bestandserhebung und Bestandsanalyse des Wendlinger Wohnungsmarktes gemacht. Als Grundlage eine Einwohnerzahl von 16 444 Personen im Jahr 2035. berechneten. Single-Haushalte werden den Prognosen zufolge in den nächsten Jahren weiter steigen. Dabei geht es um einen Anstieg bei den über 60-Jährigen und bei Frauen.

Der Bedarf an Neubauten sinkt
Bei den Berechnungen der Haushalte muss berücksichtigt werden, dass statt 2,25 noch 2,12 Einwohner auf eine Wohneinheit kommen. Bis zum Jahr 2025, werden jährlich 39 neue Wohneinheiten benötigt. Bis 2035 geht der Neubaubedarf auf 32 Wohneinheiten jährlich wieder zurück. Mit der Untersuchung einer eingehenden Flächenbetrachtung für den Wohnungsbau wurden weitere Flächenpotenziale für Wendlingen entwickelt. Vom Gemeinderat dazu beschlossen wurden die aktive Innenentwicklung und die Aktivierung von Baulücken-, Leerstands- und Innenentwicklungspotenzialen; dabei soll auch Geschosswohnungsbau stärker berücksichtigt werden, wenn das Planungsrecht angepasst werden kann. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung außerdem mit der Flächenpriorisierung und Realisierungsabfolgen für Flächenpotenziale im Außenbereich.

Der derzeitige Anteil an Haushalten mit Bedarf für eine Sozialwohnung betrug in Wendlingen im letzten Jahr knapp elf Prozent. Das entspricht 819 Haushalten. Dieser Wert dient als Grundlage für die weitere Berechnung des künftigen jährlichen Anteils an Sozialwohnungen für Wendlingen. Tatsächlich sind aber in Wendlingen nur rund drei Prozent Wohnungen vorhanden. Hier besteht also Nachholbedarf.

Für die Umsetzung des errechneten Neubaubedarfs bis in die Jahre 2025 und 2035 wurden mit dem Masterplan empfohlen: Strategien bei der Boden- und Liegenschaftspolitik, zum Beispiel Vergaberichtlinien für städtische Grundstücke und die Weiterführung von Baugeboten und Rückkaufrechten bei Umlegungen von Bauland.

Auch soll die Stadtbau für den Wohnungsbau wieder stärker aktiviert werden. Der Gemeinderat beschloss außerdem, das Wendlinger Innenentwicklungsmodell und die darin enthaltene Quote für die Errichtung von preisgebundenen Mietwohnraum von 15 Proezt weiter anzuwenden.

Beim Masterplan geht es nicht nur um den sozialen Wohnungsbau, sondern sowohl um hochwertigen Wohnungsbau als auch um preisgünstigen Mietwohnungsbau, machte Bürgermeister Steffen Weigel deutlich. „Mit der Untersuchung hat der Gemeinderat Grundlagen zur Hand, mit denen er seine Entscheidungen an die vorhandenen Bedarfe anpassen kann“, verdeutlichte Weigel weiter.