Zwischen Neckar und Alb

Studieren funktioniert auch digital

Bildung Die Nürtinger Kunstakademie bietet Vorlesungen per Videostream an. Das Resümee fällt überwiegend positiv aus.

Nürtingen. Die Corona-Pandemie hat den Alltag verändert. Die Schüler büffeln daheim, statt ins Büro geht es ins Home-Office. Auch die Freie Kunstakademie Nürtingen (FKN) stellt für dieses Semester auf digitale Angebote um. Kunststudium per Videostream also. Geht das überhaupt? „Geht gut!“, sagt Vorstand Winfried Stürzl.

Als sich abzeichnete, dass die Kontaktbeschränkungen auf Grund der Corona-Pandemie einen regulären Start ins Sommersemester unmöglich machen würden, stand bei den Verantwortlichen deshalb die ängstliche Frage im Raum: „Was machen wir jetzt?“. Das Semester auszusetzen hätte die Hochschule finanziell stark belastet. „Wir vom Vorstand haben deshalb beschlossen, wir probieren es einfach mit einem Online-Semester“, berichtet Winfried Stürzl.

Rückhalt für die Pläne gab es nicht nur von Seiten der Dozenten. „Alle Studierenden haben das Vorhaben mitgetragen“, sagt Vorstandsmitglied Susanne Schumacher. „Das war uns auch sehr wichtig“, ergänzt ihr Vorstandskollege Stürzl. Inzwischen liegen rund vier Wochen digitales Kunststudium hinter Dozenten und Studenten. Die erste Zwischenbilanz fällt durchweg positiv aus, wenn sich auch manches noch ungewohnt anfühlt. „Es ist anders“, gibt Studentin Uta Spiegel zu. Statt wie bisher in der Töpferwerkstatt zu stehen, beobachtete sie ihre Dozentin nun am Bildschirm beim Ton formen.

Katharina Schmid freut sich, dass es bald trotz Corona weitergeht. Für sie wie auch etliche andere Studenten bietet das Online-Studium vor allem einen deutlichen Zeitvorteil, weil weite Anfahrten entfallen. „Deutlich zu spüren sei auch ein wachsender Zusammenhalt, meint Silke Remmert: „Alle sind mit an Bord, keiner ist abgehängt“, berichtet sie. Auch der älteste Student mit 81 Jahren ist online dabei. „Und bei technischen Problemen oder Fragen weiß immer jemand weiter“, ergänzt Jana Müller, die als neue Studentin die FKN bisher nur digital erlebt hat.

Eigenverantwortung ist gefragt

Das digitale Medium erfordert aber ein strukturiertes Arbeiten und hohe Konzentration, da sind sich Lehrende und Studierende einig. „Man muss aufeinander achten und aufpassen, dass man nicht gleichzeitig redet“, sagt Uta Spiegel. Anderthalb Stunden digitales Miteinander - das strenge an, bestätigen auch die Dozenten.

Ganz kann und wird das digitale Angebot das Studium vor Ort nicht ersetzen können, weiß das Vorstandsmitglied. Schließlich sei Kunst eine Arbeit mit den Sinnen. Der persönliche Austausch, die Atmosphäre in den Ateliers und miteinander zu arbeiten - all das fehlt derzeit nun mal. Und das wünschen sich alle aus der FKN-Familie auch bald zurück. Nicole Mohn