Zwischen Neckar und Alb
Tag der offenen Tür im neuen Landratsamt in Plochingen

Einblick Von den Arbeitsplätzen mit traumhafter Aussicht am Verwaltungsstandort in Plochingen konnten sich Hunderte Gäste überzeugen. Landrat Heinz Eininger sprach dabei auch die Erhöhung der Abfallgebühr an. Von Thomas Krytzner

Die Adresse am neuen Verwaltungsstandort des Landkreises in Plochingen klingt schon vielversprechend: Am Aussichtsturm. Die beiden Gebäude liegen zwar etwas unterhalb des Turms, aber die Aussicht mit Fernblick ist beeindrucken. „Das ist der schönste Arbeitsplatz im Kreis Esslingen“, schwärmte Landrat Heinz Eininger zurecht, als er unzählige Besucher zur ersten Führung durch den Standort begrüßte. In der Tat schweift der Blick in ganzer Breite über den Albtrauf, hinüber auf die Fildern und ins Neckar­tal. Dieser Weitblick der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt war auch nicht ganz billig. Insgesamt 62 Millionen Euro verschlang der gesamte Standort Plochingen an Baukosten: 35 Millionen für den Neubau, 22 Millionen für den Umbau der ausgedienten Klinik und der Rest wurde in Parkflächen mit Parkdeck investiert.

 

Wer Personal gewinnen will, muss einen attraktiven Arbeitsplatz bieten
Landrat Heinz Eininger über den Verwaltungsneubau in Plochingen
 

Während der Führung präsentierte Hausherr Heinz Eininger das Ausländeramt im Erdgeschoss des Neubaus. Dabei erfuhren die Teilnehmenden, dass im Landkreis Esslingen rund 35 000 ausländische Menschen beheimatet sind. „Da die soziale Beratung nicht über Homeoffice geschehen kann, haben wir die Behörde in drei Zonen unterteilt“, beschrieb Heinz Eininger die neue Struktur. Zum einen gibt es den offenen Publikumsverkehr, in der halb-öffentlichen Zone finden die terminierten Besprechungen statt und im geschlossenen Bereich befinden sich die Büros des Ausländeramts. Heinz Eininger versicherte: „Während der Coronapandemie haben wir über 2000 VPN-Anschlüsse geschaffen, damit jederzeit auch von Zuhause gearbeitet werden könnte.“ Beeindruckend ist die Registrierungsstelle für geflüchtete Menschen. Dort werden die Fingerabdrücke erfasst. Der Landrat präzisierte: „Wir müssen wissen, wer zu uns ins Land kommt. Nur wer registriert ist, bekommt auch Hilfe.“

In der Landkreisverwaltung gibt es rund 2500 Beschäftigte, davon rund 500 am Standort Plochingen. „Diesen wollen wir einen modernen Arbeitsplatz bieten“, erklärte Heinz Eininger. Dieser Gedanke sei nicht nur kurzfristig gedacht, die Gebäude sollen ja für die nächsten gut 40 Jahre genutzt werden. „Wer Personal gewinnen will, muss attraktive Arbeitsplätze bieten“, betonte er. Bei der Lüftung der Gebäude habe man gänzlich auf eine Klimaanlage verzichten können und sich stattdessen für den nächtlichen Luftaustausch entschieden. Zudem seien auf den Dächern Photovoltaikanlagen installiert worden. Begrünung auf dem Dach und an der Fassade trügen ebenso dazu bei, das Klima im Innern der Gebäude angenehm zu gestalten.

Auch der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB), der ebenfalls im Neubau untergebracht ist, hat sich laut Heinz Eininger weiter entwickelt: „Der AWB ist mittlerweile nicht nur Entsorger, sondern auch Versorger.“ In Filderstadt gibt es seit kurzer Zeit einen sogenannten Energiewald mit schnellwachsenden Pappeln. „Das Holz dieser Bäume nutzen wir für Holzschnitzel mit denen viele Schulen im Landkreis beheizt werden“, erklärte Heinz Eininger. Fast in einem Nebensatz merkte der Landrat an, dass man derzeit die günstigste Abfallgebühr in der Region berechne, dass im Herbst jedoch eine Preiserhöhung beschlossen werde.

Mit dem Standort Plochingen ist Landrat Heinz Eininger zufrieden, auch wenn man die Auswirkungen von Corona und dem Krieg in der Ukraine spüre: „Die Baupreissteigerungen und die Schwierigkeiten in den Lieferketten treffen auch uns. Das war nicht vorauszusehen.“ Das gesamte Gebäude wurde laut Heinz Eininger gemeinsam mit den Beschäftigten entwickelt. Sein Fazit: „Es ist gut geworden.“ Dies bestätigten viele Gäste nach der 90-minütigen Führung.

 

Buntes Programm für Jung und Alt

Zum Wohlfühlen am Tag der offenen Tür trugen weitere Attraktionen für Kinder und Erwachsene bei. Wer wollte, konnte sich schminken lassen oder sich am Einbürgerungstest versuchen. Für Kinder war die Hausrallye das Highlight. Diese führte die jüngsten Besucher per Quiz durch die Gebäude.

Bilderschauen und medizinische Aktionen sorgten im alten Krankenhaus für spannende Momente. Auf dem Gelände gab es zahlreiche Informationsstände und ein Bobbycar-Slalom für Kinder. Viel Anklang fand die Vorstellung des Lasermessgeräts S 350 des Rechts- und Ordnungsamts. Da gab es in Schritttempo kostenlose Radarbilder.

Das Amt für Geoinformation und Vermessung ließ Drohnen fliegen und stellte Messtechnik aus. Die Veterinär- und Lebensmittelüberwachung führte auf dem Gelände den Wesenstest für Hunde vor und im Bestandsgebäude konnten die Besucher hingegen an einem lebensgroßen Kuhmodell das Melken üben. kry