Wieder einmal hat sich am Bahnhof Esslingen eine brutale Gewalttat ereignet: Vergangene Woche erst hat ein 33 Jahre alter Mann einen 24-Jährigen mit einem Messer attackiert und schwer verletzt. Der Angriff fand auf einem Bahnsteig statt, an dem die S-Bahnlinie S 1 abfährt. Nach dem Vorfall sperrten die Beamten einen Teil des Bahnsteiges ab, die Kriminalpolizei rückte an und untersuchte den Tatort. Laut Polizei kannten sich die beiden Beteiligten. Der Tatverdächtige sei zielstrebig auf den jungen Mann zugegangen und habe ihm schwere Kopfverletzungen zugefügt – und das auf einem öffentlichen Platz, am helllichten Tag. Der Vorfall schockiert. Immer wieder kommt es am Bahnhof Esslingen zu Straftaten. Ist dieser Ort ein Brennpunkt der Kriminalität?
Am Bahnhof, auf dem Vorplatz und im Bereich des Zentralen Omnibusbahnhofes kommt es immer wieder zu Straftaten, Personenkontrollen, die eskalieren, mutmaßliche Erpressung, Prügeleien und auch Messerstechereien. Im Oktober 2019 kam es beispielsweise zu einem Streit zwischen zwei Männern im Alter von 26 und 18 Jahren. Am Ende lag der jüngere der beiden mit lebensgefährlichen Stichverletzungen im Krankenhaus.
Schwere Gesichtsverletzungen
Die jüngste Tat von letzter Woche wiegt ähnlich schwer. Wie ein Sprecher der Landespolizei mitteilte, wird gegen den Angreifer wegen versuchten Totschlags ermittelt. Demnach hat sich die Tat folgendermaßen zugetragen: Gegen 15.15 Uhr habe der 33-Jährige den 24-Jährigen unvermittelt auf dem Bahnsteig mit einem Messer angegriffen und sei danach geflüchtet. Das Opfer erlitt schwere Verletzungen im Gesicht, sodass der 24-Jährige vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus eingeliefert und stationär aufgenommen werden musste. Mittlerweile wurde der Täter gefasst und sitzt hinter Schloss und Riegel.
Was die Häufigkeit und auch die Brutalität der Gewalttaten angeht, fällt Esslingen nicht aus dem Raster, erklärt Denis Sobek, Sprecher der Bundespolizei Stuttgart. „Esslingen sticht nicht hervor, wenn wir den Bahnhof beispielsweise mit Ludwigsburg oder Bad Cannstatt vergleichen“, sagt er. „An Bahnhöfen gibt es generell mehr Delikte.“ Im Klartext bedeutet das also, dass der Bahnhof Esslingen für einen Bahnhof recht durchschnittlich ist. Der Vorplatz zwischen ES und Bahnhof ist ebenfalls ein Ort, an dem in der Vergangenheit häufig Straftaten verübt worden sind. Für das Ordnungsamt der Stadt Esslingen ist er deshalb ein „Kontrollschwerpunkt“. Der Vollzugsdienst versucht dort stärker präsent zu sein und die städtische Polizeiverordnung durchzusetzen. In dieser steht seit Februar dieses Jahres auch, dass am Bahnhofsvorplatz kein Alkohol getrunken werden darf. Der Grund: Laut der Stadtverwaltung wurden dort deutlich mehr Delikte unter Alkoholeinfluss begangen als in anderen Teilen Esslingens. Das Verbot gilt noch bis November. Genaue Zahlen, ob diese Maßnahme auch Wirkung zeigt, gibt es noch nicht.
Straftaten nehmen eher ab
Die Kriminalstatistik für das Jahr 2020 hat ergeben, dass es im Vergleich zu 2019 bundesweit etwa 2,3 Prozent weniger Straftaten gegeben hat. Das hängt auch maßgeblich mit der Coronapandemie zusammen. „Während der Ausgangssperren waren deutlich weniger Menschen unterwegs. Folglich kam es auch zu weniger Straftaten“, sagt Bundespolizeisprecher Denis Sobek. Daraus lässt sich schließen, dass auch der Bahnhof Esslingen etwas sicherer geworden ist.
Weitere Vorfälle aus jüngster Zeit
Mutter attackiert
Ende Mai hat ein 23-jähriger Mann eine junge Mutter und ihr Baby angegriffen. Laut Polizei ging er zielstrebig auf die 29-Jährige zu und rüttelte an dem Kinderwagen, den sie schob. Sie schaffte es, ihre Tochter herauszuholen, bevor er den Wagen umwarf.
Erpresser geschnappt
Am 8. Juli nahmen Beamte der Bundespolizei zwei mutmaßliche Erpresser fest. Sie hatten ein Smartphone gefunden und von dem Besitzer 300 Euro gefordert, damit er sein Gerät zurückbekommt. Der rief im Anschluss die Polizei.
Kontrolle eskaliert
Im Januar kontrollierten Bundespolizisten einen 33-Jährigen, weil er am Ausgang der Unterführung Marihuana konsumiert hatte. Während er durchsucht wurde, verhielt er sich aggressiv. Drei Unbeteiligte kamen dem 33-Jährigen zur Hilfe. dcb