Zwischen Neckar und Alb

Tempolimit bleibt in Köngen tabu

Gemeinderat Die Messungen des Landratsamtes sprechen gegen die gewünschten Tempo-30-Zonen in Köngen. Der Gemeinderat sieht trotzdem Handlungsbedarf. Von Elisabeth Maier

Die Kreuzung an der Plochinger/Unterdorfstraße wird als Sicherheitsrisiko gesehen. Foto: Roberto Bulgrin
Die Kreuzung an der Plochinger/Unterdorfstraße wird als Sicherheitsrisiko gesehen. Foto: Roberto Bulgrin

Der Wunsch vieler Köngener, auf der Kirchheimer Straße und der Plochinger und Nürtinger Straße eine Reduzierung auf Tempo 30 oder zumindest Tempo 40 zu erreichen, wird nicht erfüllt. Das Landratsamt Esslingen hat die Lärmwerte hochgerechnet und kam zum Ergebnis, dass sie nicht für ein Limit ausreichen. „Das bedeutet nicht, dass die Belastungen für die Anwohner unerheblich sind“, sagte Bürgermeister Otto Ruppaner in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Allerdings seien der Gemeinde die Hände gebunden. Das Landratsamt entscheide aufgrund der rechtlichen Vorgaben. Und da seien die erforderlichen Werte eben nicht erreicht.

In der Bürgerfrageviertelstunde machten viele Betroffene ihrem Ärger Luft. „Die L 1200 liegt am Schulweg, da fahren Kinder mit ihren Rädern, oder sie laufen über die Ampel“, beschrieb Siegfried Weber die Situation. Die lärmbelasteten Anwohner brauchten dringend Hilfe. Michael Schweizer weiß von den Bewohnern seines Mietshauses, wie groß die Belastung ist. Wegen des Feinstaubs von den vielen Autos müsse er das Gebäude oft abspritzen.

Zwar liegt Köngen im Gebiet des Luftreinhaltungsplans Stuttgart und hat deshalb ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen, aber die Lkw zum Postfrachtzentrum und zu anderen Gewerbebetrieben sind von dieser Regelung ausgeschlossen. Die vielen Lastwagen belasten die Anwohner sehr. Schweizer regte an, dass die Gemeinde ein Schild aufstellen könnte, „damit die Fahrer nicht durch unseren Ort fahren und gleich die Bundesstraße nehmen.“ Die vielen Raser sieht er ebenfalls als Problem. Vor dem Kreisverkehr an der Bahnhof- und Plochinger Straße schlägt er daher Barrieren für den Verkehr vor.

Den negativen Bescheid wegen der Tempolimits bedauern Bürgermeister Otto Ruppaner und die Gemeinderäte. Um verlässliche Zahlen auf dem Tisch zu haben, beauftragten sie das Münchner Büro Möhler und Partner mit einer Analyse. Eine Temporeduzierung wird aus Lärmschutzgründen in Wohngebieten nur genehmigt, wenn tagsüber Werte über 70 Dezibel erreicht werden, nachts mehr als 60 Dezibel.

„Wir hätten uns ein anderes Ergebnis gewünscht“, bedauerte Günther Hoffelner (Freie Wähler) die Entscheidung des Landratsamts. Wie Bernd Vogel (SPD) kann auch er sich vorstellen, dass sich das Landratsamt möglicherweise auf eine Temporeduzierung in den Nachtstunden einlässt. Mit dem Vorschlag eines Nachtlimits will Ruppaner nun wieder beim Landratsamt vorstellig werden. Da der Verkehr ständig zunehme, müsse man wieder beim Landratsamt vorstellig werden, um für das Tempolimit zu kämpfen, sagt Hoffelner. Vogel verweist auf fast 60 Betroffene, bei denen Grenzwerte überschritten würden. Gerhard Gorzellik (SPD), der das Esslinger Ordnungsamt leitet, plädiert dafür, weiter nach Lösungen für betroffene Bürger zu suchen. „Verkehrsrecht ist nur das eine.“ Auch das Thema Sicherheit falle ins Gewicht. Ein Problempunkt ist die Kreuzung der Plochinger und der Unterdorfstraße.

An eine positive Nachricht erinnerte Bürgermeister Ruppaner im Zuge der Lärmaktionsplanung. Staatssekretär Steffen Bilger (CDU) hat der Kommune in Aussicht gestellt, dass in den Jahren 2019 und 2020 ein lärmmindernder Belag auf die A 8 aufgebracht werden könnte.