Zwischen Neckar und Alb

Teure Lebensmittel belasten den Geldbeutel

Finanzen Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnt vor einem Abgleiten in die Armut.

Symbolfoto: Jean-Luc Jacques

Kreis. Droht der Preiskollaps? Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) schlägt Alarm: „Die Inflation frisst die Einkommen auf“, warnt der Stuttgarter Regionalgeschäftsführer Hartmut Zacher. Die Preissteigerungen infolge des Ukraine-Kriegs träfen vor allem Menschen mit schmalem Geldbeutel und folglich auch Beschäftigte des Nahrungsmittelsektors. Wegen der rasant steigenden Kosten gingen den Haushalten im Kreis knapp 252 Millionen Euro an Kaufkraft verloren – „vorausgesetzt, die bisherige Teuerungsrate zieht nicht noch weiter an“.

Die NGG hatte bei dem Hannoveraner Forschungsinstitut Pestel eine Analyse zur Kaufkraft in der Region Stuttgart in Auftrag gegeben. Laut der Studie werden die Verbraucher im Kreis allein für Lebensmittel insgesamt etwa 114,3 Millionen Euro mehr ausgeben müssen. „Der durchschnittliche Haushalt im Kreis hatte in der ersten Jahreshälfte allein bei Nahrungsmitteln eine Zusatzbelastung von 38 Euro im Monat zu tragen“, rechnet Zacher vor. Die Mehrausgaben für Energie würden sich auf monatlich 36 Euro belaufen, Mobilität habe sich um zehn Euro verteuert.

Diese Mehrausgaben müssten zwar alle schultern. Doch die Zusatzbelastungen drücken laut NGG vor allem auf die Schultern von Menschen mit geringen Einkommen. In den etwa 92 800 Haushalten, in denen im Kreis Alleinerziehende und Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2000 Euro leben müssten, werde es finanziell sehr eng. Bei ihnen summierten sich die hochgerechneten Kaufkraftverluste bis Ende 2022 auf ungefähr 60,2 Millionen Euro.

Diese Zahlen könnten nach Ansicht der Gewerkschaft zu sozialen Verwerfungen und gesellschaftlichen Schieflagen führen. Menschen, die keine Spitzenverdiener seien, müssten zurzeit jeden Cent zwei Mal umdrehen.

Auch Menschen, die mit Lebensmitteln arbeiten, litten unter der hohen Teuerungsrate, so die Gewerkschaft: Mitarbeitende in Restaurants, Brauereien oder in der Backwarenfabrik müssten schauen, wie sie über die Runden kämen. Benötigt würden daher staatliche Hilfen für Beschäftigte mit geringem Einkommen, aber auch für Rentner, Studierende und Arbeitsuchende: „Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung reichen nicht aus. Die Ampel muss nachlegen.“ Gefordert wird zudem ein Energiedeckel, um Privathaushalte vor den hohen Kosten für Gas und Strom zu schützen. Die Entlastungen müssten sozial ausgewogen sein, so Zacher: „Es wäre konsequent, Reiche stärker an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen – zum Beispiel durch eine einmalige Vermögensabgabe.“ pm