Zwischen Neckar und Alb

Top-Nachwuchskoch aus Oberboihingen

Bruno Ebermann von der „Linde“ erreichte beim Wettbewerb „Koch des Jahres“ das Halbfinale

Wie der Vater so der Sohn: Jörg Ebermann, der Wirt der „Linde“ in Oberboihingen, gehörte in den 90er-Jahren der baden-württembergischen „Nationalmannschaft“ der Köche an, war sogar deren Teamchef. Sein Sohn Bruno ist nun in seine Fußstapfen getreten: Beim Wettbewerb „Koch des Jahres“ erreichte er das Halbfinale.

Der Wettbewerb machte offensichtlich Spaß: Bruno Ebermann beim Halbfinale zum „Koch des Jahres“ in Achern.Foto: pr
Der Wettbewerb machte offensichtlich Spaß: Bruno Ebermann beim Halbfinale zum „Koch des Jahres“ in Achern.Foto: pr

Oberboihingen. Obwohl Bruno Ebermann gerade mal 23 Lenze zählt, ist er schon viel in der Welt herumgekommen: Nach seiner Schulzeit in der Oberboihinger Kirchrainschule absolvierte er eine Lehre im Fünf-Sterne-Hotel Dollenberg im Schwarzwald und ging dann zwei Jahre nach London – zuerst ins Landmark-Hotel und danach ins Zwei-Sterne-Restaurant „Square“ im Stadtteil Mayfair.

Gutes Essen und London (die Hauptstadt des Landes, das eigentlich dafür berühmt ist, dass seine Einwohner am liebsten Pommes mit Essig essen) – wie passt denn das zusammen? „Prima“, sagt Bruno Ebermann: „Nirgendwo auf der Welt kann man besser essen als in London.“ Dort sei ein Schmelztiegel der Kulturen, und weil viele Leute viel Geld hätten, herrsche ein großer Konkurrenzkampf um den Mittagstisch. Und was ist da der Renner? „Französische Küche aus englischen Produkten.“

Danach ging’s für zwei Saisons zu den Eidgenossen – ins „Talvo“ bei Sankt Moritz. Das Tüpfelchen auf dem i war dann aber sein Aufenthalt in Australien – speziell im „Sprout Cafe“ in Dubbo: „Der Chef stammt aus dem Libanon, und seine Frau glaubt an Bio- und Paleo-Küche. Das hat mich mitgerissen, mich aufgeweckt und gezeigt, was eben auch möglich ist.“ Auch im Umgang von Mensch zu Mensch: „Die Australier sind viel lockerer, auch in der Küche. Und es klappt dennoch alles.“

Auch in Deutschland werde der Umgang mit dem Personal immer wichtiger, da könne man sich von dem Land Down Under durchaus eine Scheibe abschneiden: „Wir Köche haben einen harten Beruf. Daher muss man schon gucken, dass es auch menschlich untereinander passt.“

Prägend für ihn sei auch seine Zeit in der Rockpool-Bar in Melbourne gewesen, während der er am Grill stand. Dort sei Holz aus den Blue Mountains verwendet worden: „Das feuert am heißesten.“ Und was man sich hierzulande kaum vorstellen könne: „Die Australier sind auch bereit, 55 Euro für ein Steak zu zahlen.“

Seit Dezember sind seine Lern- und Wanderjahre erst einmal zumindest unterbrochen. Da kehrte er in die heimische „Linde“ zurück. Der Wettbewerb zum „Koch des Jahres 2015“ reizte ihn dennoch: „Ich habe mich einfach mal mit einem Drei-Gänge-Menü beworben.“

Los ging es mit einem Ceviche vom Wolfsbarsch („Das hab ich zum ersten Mal in Melbourne gekocht“), zu dem rohen, marinierten Fisch kamen dann noch Gurke und Senfkörner. Als Hauptgang schmorte er eine Kalbsbrust-Knorpelschnitte ganz langsam im Ofen und servierte dazu grünen und weißen Spargel, Morcheln und Gnocchi.

Und fürs Dessert hatte er sich vom ACE-Getränk inspirieren lassen und kombinierte Mandarine, Orange, Zitrone, Karotte und Grapefruit miteinander. Eine wichtige Wettbewerbsbedingung war zudem: „Kein Menü durfte mehr als 16 Euro kosten.“

Sein von ihm eingereichter Vorschlag schaffte es ins süddeutsche Halbfinale nach Achern (die anderen drei fanden in Köln, Hamburg und Wien statt). Und obwohl es für den nächsten Schritt ins Finale in Köln nicht ganz reichte, bedeutet das auch: Der Oberboihinger gehört zu den 32 Besten seiner Zunft in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Unter seinen Konkurrenten befanden sich übrigens auch Kollegen, die bereits ein eigenes Lokal führen und sogar schon Sterne erkocht haben. Was seinen Erfolg noch größer macht.

Als Assistenten hatte er übrigens seinen kleinen Bruder (18) mitgenommen, der gelernter Metzger ist und jetzt noch Koch werden will. Auch das zeigt, welch wichtige Rolle die Familie in der „Linde“ spielt. Kein Wunder also, dass Bruno sagt: „Mein Vater ist mir schon ein Vorbild als Koch. Wie meine Eltern und meine Oma generell.“

Und der Herr Papa gibt das Lob zurück: „Wir sind schon stolz und freuen uns, dass Bruno seinen Weg geht und über das normale Maß hi­naus engagiert ist.“