Zwischen Neckar und Alb

Trendberufe bleiben unverändert

Jobsuche Viele Ausbildungsberufe haben die Bewerber nach wie vor nicht auf dem Schirm. Die Folge: etliche unbesetzte Stellen in der Region. Von Katja Eisenhardt

Feuer und Flamme für ihren Job sind viele Köche. Dennoch gehen die Restaurant- und Kneipenbesitzer coronabedingt jetzt durch ein
Feuer und Flamme für ihren Job sind viele Köche. Dennoch gehen die Restaurant- und Kneipenbesitzer coronabedingt jetzt durch ein tiefes Tal. Symbolfoto: Carsten Riedl

Zum Stichtag 30. September ist die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr um 193 Stellen auf 5 609 Plätze gesunken, was einem Minus von 3,3 Prozent entspricht. Die Bewerberzahl derjenigen, die zur Berufsberatung kamen, stieg dagegen um 4,2 Prozent auf 5 190 Bewerber - ein Plus von 207 im Vergleich zum Vorjahr, erfährt man von Bettina Münz, stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit Göppingen. Jedes Jahr informiert die Arbeitsagentur zum Jahresende über die aktuellen Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt. Dort zeigt sich in den letzten Jahren eine große Stabilität. „Eine Ausbildungsstelle ist für jedes Unternehmen eine Investition für drei Jahre“, betont Bettina Münz. Sprich: Nicht jedes Unternehmen ist in jedem Ausbildungsjahr gleichermaßen mit von der Partie.

339 Stellen bleiben unbesetzt

Im Schnitt kommt die Arbeitsagentur bei den aktuellen Zahlen auf 1,1 Stellen pro Bewerber. Das sei gut. 399 Ausbildungsstellen (Vorjahr: 415) blieben bis zum Stichtag unbesetzt. Freie Plätze gab es vor allem im Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie und im Lebensmittelhandwerk. Dasselbe wie im letzten Jahr. 35 Jugendliche (Vorjahr: 21) hatten bis zum 30. September keinen Ausbildungsplatz. „Nicht immer passen die angebotenen Berufe zu den Interessen der Bewerber - und umgekehrt die Anforderungen der Betriebe nicht unbedingt zu deren Kompetenzen“, sagt Bettina Münz. Manchmal kommen die Jugendlichen auch sehr kurzfristig zur Beratung, weil Plan A vielleicht nicht funktioniert hat. Die Zahl 35 sei, so betont es Bettina Münz, eine Momentaufnahme zum Stichtag, bis heute hätten viele Jugendliche Alternativangebote bekommen oder bereits begonnen. 293 Bewerber, die in der ersten Runde bis zum 14. November nicht erfolgreich untergebracht werden konnten, haben eine Qualifizierungsmaßnahme begonnen, um bis zum nächsten Ausbildungsbeginn ihre Chancen zu verbessern.

Keine Unbekannten

Schaut man sich die Top Ten der beliebtesten Ausbildungsberufe im Jahr 2016/17 an, so fällt eines schnell auf: Daran hat sich in den letzten zehn Jahren wenig verändert. So belegen das Treppchen bei Jungs und Mädchen erneut Berufe wie Industriemechaniker, Industriekaufmann und Kaufmann für Büromanagement. Auch die restlichen sieben Positionen sind keine Unbekannten, darunter etwa der Kfz-Mechatroniker oder der Automobilkaufmann. „Das liegt auch daran, dass viele der 350 Ausbildungsberufe den Bewerbern oder ihren Eltern nicht bekannt sind und man auf Bewährtes zurückgreift“, erklärt die neue Arbeitsagenturchefin Thekla Schlör den bleibenden Trend.

Zwei Berufe sind auffällig

Auffällig sind in den Listen zwei Berufe: Zwar stehen Kaufmann im Einzelhandel auf Platz 4 und Verkäufer auf Platz 7 der beliebtesten Berufe, doch finden sich beide ebenso auf den ersten beiden Plätzen der Top Ten der unbesetzten Stellen. Das hänge damit zusammen, dass für viele Bewerber bei ihrem Wunschberuf Betrieb nicht gleich Betrieb ist, lautet die Erklärung von Kati Schwenck, Teamleiterin der Berufsberatung. Die Bewerber haben eine konkrete Vorstellung bei wem sie die Ausbildung machen möchten, derjenige bietet aber aktuell keine Ausbildungsstelle an, Alternativbetriebe kommen nicht in Frage. Ein Beispiel bei den Verkäufern seien die Discounter, denen oft ihr Image im Weg stehe. In dem Fall sei mehr Flexibilität hilfreich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

Info Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, erhalten unter der Telefonnummer 08 00/4 55 55 00 einen Termin bei der Berufsberatung. Arbeitgeber, die einen Ausbildungsplatz ab Herbst 2018 anbieten möchten, erreichen den Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit unter der Telefonnummer 08 00/4 55 55 20

Zahlen und Fakten zur Ausbildung in der Region

Anfänger: Bis Ende September haben 2 684 Bewerber im Bezirk der Arbeitsagentur eine Ausbildung angetreten. 1 088 besuchen weiter die Schule oder haben sich für ein Studium oder Praktikum entschieden. 268 haben statt eine Ausbildung zu beginnen, direkt eine Arbeitsstelle angenommen. Einen Freiwilligendienst oder den Dienst bei der Bundeswehr haben 154 junge Leute angetreten.

Profil: 77 Prozent der Bewerber sind unter 20, 60 Prozent männlich, etwa 55 Prozent haben einen Realschulabschluss. Die Zahl der Bewerber mit und ohne Hauptschulabschluss ist gesunken. Dafür steigt jene der Bewerber mit Realschulabschluss, Fachhochschulreife oder allgemeinem Hochschulreife.

Förderung: Die Ausbildungsförderung betrug 2016/17 insgesamt rund 9,4 Millionen Euro. Ein Appell der Arbeitsagentur an die Arbeitgeber: Um freie Plätze besetzen zu können, sollten auch vermeintlich schwächere Bewerber berücksichtigt werden, da es eine ganze Reihe an ausbildungsbegleitenden Hilfen gebe, die unterstützend eingesetzt werden. Ebenso nicht aus den Augen verlieren sollte man bereits etwas ältere Bewerber.

Kirchheim: In der Kirchheimer Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit wurden im Berichtsjahr 2016/17 insgesamt 667 Ausbildungsstellen gemeldet (Vorjahr: 755). Bewerber gab es 692 (Vorjahr: 627), was einem Plus von 10,4 Prozent entspricht. Die gestiegene Bewerberzahl hängt auch mit der wieder verstärkt durchgeführten Beratung an Schulen zusammen, lautet die Erklärung der Arbeitsagentur.

Ausnahme: Einzig die Geschäftsstelle Esslingen verzeichnet aktuell ein leichtes Plus an Ausbildungsstellen: Hier sind es 1 722 Plätze. Im Vorjahr waren es 1 694. eis