Zwischen Neckar und Alb

Trio liefert sich flotten Schlagabtausch

Wahl In Altbach präsentieren sich die drei Kandidaten für die Bürgermeisterwahl. Die Bürger können sich in der voll besetzten Gemeindehalle von Martina Fehrlen, Martin Funk und André Trippe ein Bild machen. Von Roland Kurz

Diese drei möchten gerne ins neue Altbacher Rathaus einziehen: Martin Funk (links), Martina Fehrlen und André Trippe.Foto: Rober
Diese drei möchten gerne ins neue Altbacher Rathaus einziehen: Martin Funk (links), Martina Fehrlen und André Trippe.Foto: Roberto Bulgrin

Einen neuen Bürgermeister für das neue Rathaus, das braucht die 6 000 Einwohner zählende Gemeinde Altbach. Beim Podium der Eßlinger Zeitung machten sich rund 500 Bürger ein Bild von den drei Kandidaten. Martin Funk (37), Martina Fehrlen (39) und André Trippe (27) lieferten sich ein munteres und faires Wortgefecht. Die schwierige Finanzlage der Gemeinde spielte bei nahezu allen Themen mit hinein.

Die 430 Stühle in der Halle und auf der Empore reichten nicht aus, viele Besucher mussten stehen. Gut zwei Stunden steuerte das Moderatoren-Duo Harald Flößer, Leiter der Kreisredaktion, und die für Altbach zuständige Redakteurin Greta Gramberg durch die Themenkomplexe Finanzen und Infrastruktur, Bürgerbeteiligung und Rathaus-Service. Belebt wurde die Debatte zusätzlich durch Bürgerfragen zu Nahverkehr und Vereinsförderung, aber auch zu Parteipräferenzen und zur persönlichen Qualifikation der Kandidaten.

In der kurzen Vorstellungsrunde hob Martin Funk seine Erfahrung als Bürgermeister in Ohmden hervor. Mit leeren Kassen sei er deshalb gut vertraut und versprechen werde er deshalb nur, was er auch halten könne.

Martina Fehrlen verriet, dass sie schon immer habe Bürgermeisterin werden wollen und das Studium der Verwaltungswissenschaft für sie ausgemachte Sache gewesen sei. Auf dem Rathaus in Dortmund habe sie gelernt, wie man aus einem Euro zwei mache, nämlich mit Fördermitteln. Die flotte Rednerin brachte in drei Minuten auch noch Privates unter: Sie sei mit einem Handballer verheiratet, habe eine quirlige Tochter mit zweieinhalb und eine faule Katze mit acht Jahren.

Seine Vita sei nicht so geradlinig, eröffnete der Jüngste in der Runde, André Trippe aus Denkendorf, seine Vorstellungsrede. Er habe aber Erfahrungen in der Welt gesammelt, die es ihm künftig erlaubten, in einem Rathaus nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten. Mit innovativen Ideen werde er die Millionenschulden der Gemeinde in den Griff bekommen.

Die Sache mit den Finanzen wollte Moderatorin Gramberg genauer wissen: „Wollen Sie sparsamer Verwalter oder großzügiger Investor sein?“ „Nichts von beiden“, entgegnete Funk. Man dürfe die Infrastruktur nicht kaputtsparen, sondern müsse gezielt investieren. Auch Martina Fehrlen hält nichts vom „Totsparen“. Das Hallenbad stehe nicht zur Debatte, versicherte sie. Die Geschäftsführerin am Institut für Weiterbildung an der Esslinger Hochschule wies auf ihre Erfahrung als Konsolidierungsberaterin hin. Der selbstständige Veranstaltungsmanager Trippe setzt auf seine Künste als Netzwerker, mit denen er junge, starke Unternehmen nach Altbach holen will.

Skeptisch waren alle drei, ob es gelingen könnte, mehr Einzelhandel und einen Vollsortimenter nach Altbach zu holen. Keine großen Unterschiede waren bei der Frage nach dem alten Rathaus zu hören: Ideenwettbewerb und Bürger anhören finden alle gut.

Bei vielen Themen, etwa der Ganztagsbetreuung, bewiesen alle drei mit Detailkenntnissen, dass sie sich hervorragend vorbereitet hatten. Unerschrocken und bisweilen frech zeigte sich Fehrlen, die kurzerhand den Saal über Tempo 30 in der Esslinger Straße abstimmen ließ. Da funkte Funk, der manchmal zu langwierigen Erklärung neigte, schnell dazwischen: So eine Abstimmung sei wohl populär, eine Lösung bringe sie aber nicht. Die Gemeinde könne das nicht selbst entscheiden. Aber, so mischte sich Trippe ein, man müsse wenigstens für etwas kämpfen. Mit forschen Sprüchen heiterte der junge Kandidat das Publikum öfters auf. Auf das Bekenntnis von Martina Fehrlen, auch im Fall ihrer Wahl in Sulzgries wohnen zu bleiben, wo ihre Tochter bei den Großeltern gut versorgt werde, reagierte das Publikum unterschiedlich.

Herzlichen Beifall erhielt ein älterer Herr für die Idee, die drei Kandidaten auf die drei Rathäuser zu setzen. Entscheiden könne der Gemeinderat. Am 12. November entscheiden zunächst mal die Altbacher Bürger.