Zwischen Neckar und Alb
Trotz Dürre fällt die Ernte recht gut aus

Landwirtschaft Die Landwirte fahren ordentliche Ergebnisse ein, obwohl der Sommer trocken war. Je nach Kultur fällt das Ergebnis unterschiedlich aus. Von Uwe Gottwald

Bestes Sommerwetter freut Schulkinder in den Ferien und Urlauber, die zu Hause bleiben. Die Landwirtinnen und -wirte dagegen werden in den Hitzeperioden des Öfteren in den Himmel geschaut und Regen herbeigesehnt haben. Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands gab es das kostbare Nass am Ende des Frühjahrs und nun auch in den letzten Tagen immer wieder einmal, sodass Petra Rauch, die Leiterin des Nürtinger Landwirtschaftsamtes, das für den gesamten Kreis Esslingen zuständig ist, bei den meisten Kulturen von ordentlichen Ernteerträgen ausgeht.

„Vor allem die Winterkulturen mit Gerste, Weizen und Raps sind relativ gut weggekommen, hat es über den Winter doch durchschnittliche Regenmengen gegeben“, so Rauch. Nach der Aussaat im Spätherbst ist das Getreide dann in der Wachstumsperiode gut mit Wasser versorgt worden. Diese Kulturen sind jetzt abgeerntet. Vor allem der Winterraps habe dieses Jahr eine gute Ernte ergeben, so Rauch, sowohl im Ertrag als auch in der Qualität.

Beim Getreide seien teils sogar bessere Erträge als im Vorjahr zu verzeichnen, in dem vor allem im Juni Starkregenfälle der Frucht zugesetzt hätten. Der Grund: Bei zu großer Feuchtigkeit treibt das Korn auf der Ähre aus, es wächst aus, sagen die Landwirte. Dadurch verliert es an Qualität und vor allem an Lagerfähigkeit. Es muss früher geerntet und schneller vermarktet werden.

Etwas kritisch blicken die Landwirte noch auf die Kartoffel- und die Maisernte, weiß Petra Rauch. Deren Vegetationszeit sei noch nicht zu Ende, für mehr Wachstum täten Regenfälle gut. Das gelte auch für die Futterrüben, die im Kreis Esslingen laut Rauch allerdings wenig angebaut werden.

Wiesen haben gelitten

Einbußen seien beim Grünland zu verzeichnen. „Die Wiesen haben vor allem im Juli und August immens unter der Trockenheit gelitten“, sagt Petra Rauch. Mancherorts musste man es bei zweimaligem Mähen belassen, die Trockenheit habe nicht mehr hergegeben. Das bedeutet weniger Futtermittel in Form von Heu und Silage für die Milchviehwirtschaft, weshalb Vorräte in den Silos schrumpfen könnten.

Beim Gemüseanbau, der zu den aufwendigeren Sonderkulturen zählt, sei man ohne künstliche Bewässerung nicht ausgekommen. Die Vegetationszeiten seien meist sehr kurz, dann dürfe Wasser nicht fehlen, vor allem kurz nach der Pflanzzeit, erklärt Petra Rauch.

Unterschiedlich sieht es bei den Kulturen aus, die längere Wachstumsperioden haben, wozu Mais, Kartoffeln und die Kohlsorten gehören. Das bestätigt Tobias Briem, der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Esslingen. „Da könnten wir noch eine gute Menge Regen vertragen“, sagt Briem.

Zwar weist Petra Rauch auf ein Bewässerungssystem auf den Fildern und in kleinerem Umfang im Raum Köngen hin, doch hat das seine Grenzen. Nicht alle Flächen können davon profitieren und Briem gibt zu bedenken: „In der Trockenperiode muss auch auf die Trinkwasserversorgung Rücksicht genommen werden.“ Allerdings habe es im Kreis immer wieder mal Niederschläge gegeben, doch in unterschiedlichen Mengen.

Wo genügend Wasser vorhanden war, könne mit guten Kartoffel- und Kohlernten gerechnet werden. Das wird vor allem Freunde des Filderkrauts und darunter des beliebten Spitzkrauts freuen. Jedoch erwarte man gemessen am Durchschnitt bei den Kohlsorten dieses Jahr nur 70 Prozent an Ertragsmengen, während sie im vergangenen regenreicheren Jahr bei 130 Prozent gelegen seien.

Insgesamt sei man jedoch im Vergleich zu anderen Anbaugebieten in Deutschland noch gut weggekommen, bestätigt Briem. Das habe man auch den guten Löss-Lehm-Böden im Landkreis zu verdanken. Die noch guten Erträge sprechen einerseits für stabile Preise, allerdings litten die Landwirte auch unter gestiegenen Produktionskosten, schränkt Briem ein.

Er weist auf die stark angestiegenen Treibstoffpreise hin, und auch die energieaufwendige Produktion von Düngemitteln habe sich auf die Preise ausgewirkt, die sich mehr als verdoppelt hätten. Deshalb geht Briem eher von einem leichten Preisanstieg bei landwirtschaftlichen Produkten aus.

Beim Obst seien laut Jens Häußler von der Obst- und Gartenbauberatung des Landratsamts die Erträge ordentlich, habe es in der Blütezeit doch keine Frostschäden gegeben. Allerdings habe die Trockenheit auch dem Obst zugesetzt. So sei es zu einer frühen Notreife gekommen, die Früchte fielen teils kleiner aus. Auch Schäden an Schalen seien zu beobachten, die Lagerfähigkeit könnte leiden.