Zwischen Neckar und Alb
Tummelplatz für regionale Burgenfans

Tourismus Rund 200 ehemalige Ritterburgen gibt es in den Landkreisen Esslingen und Reutlingen. Infos dazu gibt es jetzt auf einer neuen Website. Von Gabriele Böhm

Ritterzeit und Burgen – da bekommen viele leuchtende Augen. Nicht nur Touristen, auch Einheimische suchen gerne die rund 200 Burgen der Landkreise Esslingen und Reutlingen auf. Um sie leichter zu finden und schnell etwas über ihre Baugeschichte und historische Bedeutung zu erfahren, riefen die Kreisarchive Esslingen und Reutlingen die Internetseite www.unsere-burgen.de ins Leben. Am Montag wurde sie auf der Burg Hohenneuffen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Landräte Heinz Eininger (Esslingen) und Dr. Ulrich Fiedler (Reutlingen) konnten rund 50 Gäste begrüßen, darunter auch den Burgenexperten Michael Kienzle, der sich im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität Tübingen gerade mit den Burgen der Region beschäftigt.

Als „Wiege des Landes Baden-Württemberg“, so Eininger, sei der Hohenneuffen für die Präsentation der richtige Ort. „Unsere Burgen prägen unsere schöne Landschaft, sind Ziele für Touristen und Wanderer, geschichtsträchtige Orte und unser kulturelles Erbe.“ Auf der neuen Website könne man das Wissen über die historischen Schätze aller Welt zugänglich machen.

Sehr begrüßenswert sei die Kooperation der beiden Landkreise, denn die Burgen würden landkreisübergreifend aufgesucht. Eininger dankte den beiden Kreisarchivaren Manfred Waßner (Esslingen) und Dr. Marco Birn (Reutlingen) für die Zusammenstellung der Informationen sowie allen Autoren und Fotografen. Sein Dank galt auch der Förderung des Projekts im Rahmen von „WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive“ innerhalb von Neustart Kultur des Deutschen Bibliotheksverbands, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

„Auf der neuen Internetseite werden auf übersichtliche Art Fakten sowie beeindruckende Fotos vorgestellt“, sagte Fiedler. „Nur das, was man kennt, kann man auch schützen.“ Denn die meisten der Burgen seien im Bestand bedroht, immer wieder seien kostspielige Renovierungsarbeiten an der Substanz nötig. Es sei ein gelungener Synergieeffekt, dass beide Landkreise sowohl an der Finanzierung des Online-Projekts als auch an der kontinuierlichen Einpflegung neuer Ergebnisse beteiligt seien. Historische Forschung bleibe nie stehen, sondern fördere immer neue Erkenntnisse zutage, die online schnell zugänglich gemacht werden könnten. „Ich wünsche viel Spaß beim Stöbern und Entdecken unserer Burgen“, so Fiedler.

Hohe Dichte an Burgen

Die Erinnerung an vergangene Zeiten, die Steinmauern, die geheimnisvolle Lage im Wald oder auf einem Felsen, die tolle Aussicht, gähnende Abgründe – dies alles trage zur Beliebtheit der Burgen bei, sagte Kreisarchivar Manfred Waßner. „Bereits im 18. Jahrhundert gerieten Besucher der Diepoldsburg ins Schwärmen.“ Burgenforschung habe es schon im 16. Jahrhundert gegeben, doch dabei ging es verwaltungstechnisch um Territorien. „Als die adligen Besitzer dann mehr und mehr in die Städte zogen, wurden Burgen überflüssig und oft nur noch als Wachtürme weitergenutzt“, so Waßner. Mit der Zeit verfielen sie, wurden zerstört und abgetragen und vom Wald überwuchert.

Erst 1828 schuf Adam Friedrich Koch mit seinem Werk „Die Ritterburgen und Bergschlösser im Königreiche Württemberg“ die erste grundlegende Erfassung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war es der Albverein, der sich der Beschreibung der Burgen und Ruinen widmete. Ab den 1960er-Jahren habe sich der Landkreis Esslingen, dem Sulzburg, Rauber, Wielandstein und Sperberseck gehören, intensiv um deren Erhaltung und Begehbarkeit bemüht. „Dies mündete in eine systematische Erforschung, wie sie unter anderem an der Universität Tübingen geschieht.“ Die ungewöhnliche Dichte an Burgen in der Region mache es mehr als lohnend, eine umfassende Dokumentation anzustreben.

Die Idee zu einer solchen Homepage sei, so Dr. Marco Birn, schon vor längerer Zeit im „Arbeitskreis historisch-kulturelles Erbe“ aufgekommen, jedoch nie umgesetzt worden. Die Klick-Zahlen auf der Reutlinger Kulturplattform hätten aber ein hohes Interesse an Burgen bewiesen und ein eigenes Burgenmodul nötig gemacht. Daraus sei dann eine gemeinsame Homepage mit dem Landkreis Esslingen entstanden. In weniger als einem Jahr sei sie aufgebaut worden und biete übersichtlich Fotos und Infos über Geschichte, Erhaltungszustand, Grundriss, Literatur, Lage, Anfahrt und Öffnungszeiten. Über eine Suchfunktion könnten einzelne Burgen gezielt aufgerufen werden.

www.unsere-burgen.de