Zwischen Neckar und Alb

Umstrittenes Wahrzeichen

Festo bezieht 16-stöckigen Büroturm in Berkheim – Geteiltes Echo in der Bevölkerung

Esslingen hat ein neues Wahrzeichen: Egal, ob man sich der Stadt aus dem Neckartal, von den Fildern oder über den Schurwald nähert, das neue Festo-Hochhaus ist von überall weithin sichtbar. Und wie bei allen markanten Gebäuden gehen die Meinungen darüber weit auseinander: Während das Echo in der Fachwelt überwiegend positiv ist, sprechen Anwohner von einem Schandfleck.

Neuer Blickfang auf den Fildern: Das 66 Meter hohe Festo-Hochhaus ist nach der Frauenkirche das zweithöchste Gebäude in Esslinge
Neuer Blickfang auf den Fildern: Das 66 Meter hohe Festo-Hochhaus ist nach der Frauenkirche das zweithöchste Gebäude in Esslingen. Foto: Bulgrin

Esslingen. Seit Anfang Mai ist das „Automation-Center“, wie Festo sein neues Gebäude nennt, in Betrieb. 350 Mitarbeiter haben dort nun ihren Arbeitsplatz, maximal 400 passen hinein. Festo bündelt in dem 16-stöckigen Neubau auf der Zollberger Seite der Aufstiegsstraße seinen Vertrieb und schafft gleichzeitig Platz im benachbarten Technologie-Center, wo die Mitarbeiter wegen des rasanten Wachstums des Unternehmens in den vergangenen Jahren immer enger zusammenrücken mussten.

Bei Festo ist man mit dem Bauprojekt sehr zufrieden: Der Kostenrahmen von 27 Millionen Euro wurde laut einer Unternehmenssprecherin ebenso eingehalten wie die geplante Bauzeit: Knapp zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich konnten die Mitarbeiter das zweithöchste Gebäude der Stadt – nur der Turm der Frauenkirche ist noch sieben Meter höher – beziehen.

Auch architektonisch ist das vom Stuttgarter Büro Jaschek geplante Hochhaus aus Sicht der Festo-Verantwortlichen gelungen: „Die Gestaltung hat unsere Erwartungen an Funktionalität und Erscheinung übererfüllt. Die Anmutung des Gebäudekörpers und auch die Fassadengestaltung werden in der Fachwelt der Architekten als sehr gelungen eingestuft“, teilt das Unternehmen mit.

Dieser Meinung ist auch Esslingens Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht. Er spricht von einer „eleganten Lösung mit hoher architektonischer Qualität“, räumt allerdings ein, dass der 66 Meter hohe Büroturm das Stadtbild verändert hat: „Ich kann schon nachvollziehen, dass darüber nicht alle erfreut sind.“

Vor allem bei den direkten Anwohnern halte sich die Begeisterung in Grenzen, weiß Peter Zürn, Vorsitzender des Bürgerausschusses Zollberg: „Sie hatten bisher eine schöne Aussicht ins Tal und blicken jetzt auf ein großes Gebäude.“ Gleichwohl spüre er im Stadtteil keine generelle Ablehnung: „Viele stört es nicht weiter, und wir halten es auch für wichtig und gut, dass Festo hier bei uns Arbeitsplätze schafft“, sagt Zürn. Dem Bürgerausschussvorsitzenden selbst gefällt der markante Neubau: „Ich finde, es ist ein sehr elegantes Gebäude, das trotz seiner Größe gar nicht so massiv wirkt“, sagt Zürn, der selbst Architekt ist.

Weniger begeistert äußert sich Dietmar Schneck vom Planungsbeirat der Esslinger Architekten: „Ich bin ein wenig erschrocken, als ich neulich vom Schurwald heruntergefahren bin. Da steht das Gebäude schon gewaltig da“, sagt Schneck. Gleichwohl erkennt er das Bemühen der Planer, das Hochhaus durch seinen rautenförmigen Grundriss und die Glasfassade nicht allzu massiv erscheinen zu lassen: „Ich breche zwar nicht in Begeisterung aus, finde es aber akzeptabel“, sagt Schneck. Allerdings hofft er, dass man bei Festo nicht auf die Idee kommt, das Gebäude nachts blau anzustrahlen: „Das wäre dann doch zu aufdringlich.“

Alle, denen der neue Festo-Tower nicht gefällt, können sich damit trösten, dass weitere Gebäude in dieser Größenordnung in Esslingen nicht geplant sind: „Ein so markantes städtebauliches Zeichen bleibt eine Ausnahme“, erklärt Baubürgermeister Wallbrecht. Auch die weiteren Gebäude, die Festo in einem nächsten Bauabschnitt auf dem Zollberg plant, werden deutlich niedriger ausfallen. Wann sie gebaut werden, ist im Moment noch unklar: Das hänge von der weiteren Unternehmensentwicklung ab, teilt Festo mit.