Zwischen Neckar und Alb

Verfolgung: Polizei wehrt sich gegen Kritik

Einsatz Bei einer Verfolgungsfahrt wurden in Reichenbach mehrere Personen verletzt. In den sozialen Medien kritisieren etliche das Vorgehen der Polizei. Von Thomas Krytzner

Mit einer schweren Kollision endete in der vergangenen Woche eine Verfolgungsfahrt. Foto: SDMG/Kohls
Mit einer schweren Kollision endete in der vergangenen Woche eine Verfolgungsfahrt. Foto: SDMG/Kohls

Es war ein schwarzer Tag für die idyllische Gemeinde im Filstal. Zuerst wurde am vergangenen Mittwoch eine 84-Jährige beim Überqueren der Straße von einem Lastwagen erfasst und tödlich verletzt, am Nachmittag endete eine Verfolgungsfahrt der Polizei mit einer schrecklichen Kollision.

„Wir sprechen dabei nicht von einer Verfolgungsjagd“, kritisiert Pressesprecher Holger Fink vom Polizeipräsidium Ulm die dabei gerne verwendeten Schlagzeilen in den Medien. Bei diesem Frontalcrash wurden eine Polizeibeamtin und der flüchtende Autofahrer schwer verletzt, und der Fahrer des Polizeifahrzeugs musste ebenfalls mit Verletzungen in eine Klinik gebracht werden. Die 35-jährige Polizistin musste von der Feuerwehr aus dem Fahrzeug befreit werden, da sie auf ihrem Beifahrersitz eingeklemmt wurde. Da diese Verfolgung auch über Straßen führte, auf denen viele andere Verkehrsteilnehmer zu Fuß unterwegs waren, war es ein großes Glück, dass nicht noch mehr Personen zu Schaden kamen.

In Reichenbach sowie in den sozialen Medien gab es kurz nach diesem tragischen Unglück bereits kritische Stimmen, die das Vorgehen der Polizei als nicht zimperlich einstuften, und es war von Gefährdung von Menschen auf Gehwegen die Rede.

„Wie bei jedem Einsatz wird das Vorgehen der Polizei intern im Nachgang aufbereitet, damit daraus gegebenenfalls Konsequenzen für das polizeiliche Einsatzmanagement gezogen werden können“, bestätigte Holger Fink. Beim jüngsten Fall, der in Reichenbach tragisch endete, wollte sich ein Autofahrer einer Verkehrskontrolle in Uhingen entziehen. „Es ist üblich, dass in diesem Fall eine Polizeistreife hinterherfährt, um den Flüchtenden zu stoppen.“ Bei dieser Verfolgungsfahrt stellten die Beamten fest, dass der 36-jährige Fahrer eines VW Passats mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war und ein generell rücksichtsloses und gefährliches Fahrverhalten zeigte. „Wenn sich jemand im Straßenverkehr so verhält, gilt es, dieses Verhalten so schnell und so sicher wie möglich zu beenden“, erklärt Fink die Verfolgungsfahrt. „Aus diesem Grund haben wir mehrere Polizeistreifen des Präsidiums Reutlingen sowie den Polizeihubschrauber angefordert.“

Keine blinder Aktionismus

Die Fahrzeuge der Polizei setzten bei dieser Verfolgung Blaulicht und Martinshorn ein. „Damit wollen wir andere Verkehrsteilnehmer rechtzeitig warnen und dem Verkehrsrowdie signalisieren, dass er den Anweisungen der Polizei Folge leisten soll.“ Wird ein Flüchtender verfolgt, entsteht dabei nicht blinder Aktionismus durch Polizeiangehörige. Sie müssen die Situation immer wieder neu einschätzen. Holger Fink präzisiert: „Die Einsatzoptionen werden ständig geprüft. Es ist ein Prozess, bei dem die besten Bedingungen und die Verhältnismäßigkeit immer wieder an die Situation angepasst werden.“

Während der Verfolgung am Mittwoch hat der 36-jährige Autofahrer, der ohne gültige Fahrerlaubnis unterwegs war, insgesamt sieben Unfälle verursacht: drei im Landkreis Göppingen und die restlichen vier im Kreis Esslingen. Während beim Frontalcrash in Reichenbach mit einem Polizeifahrzeug ein Schaden von über 70 000 Euro entstanden ist, muss die Summe der restlichen Blechschäden noch ermittelt werden. Zurzeit befindet sich der Fluchtfahrer noch im Krankenhaus und wird dort auch noch einige Zeit bleiben müssen.

Gute Nachrichten gibt es für die verletzte 35-jährige Polizeibeamtin, wie der Polizeisprecher bestätigte: „Es geht ihr langsam besser.“

Zeugen, die durch die Fahrweise des Passat-Fahrers gefährdet oder geschädigt wurden, werden gebeten, sich unter der folgenden Telefonnummer zu melden: 07 11/3 99 04 20