Zwischen Neckar und Alb
Virusmutante legt einen Kindergarten in Nellingen lahm

Pandemie 250 Menschen sind in Nellingen in Quarantäne. Im Kreis sind aktuell zehn Schulen und 19 Kitas betroffen.

Ostfildern. Am Georgii-Gymnasium in Esslingen wurden jüngst beide Abschlussklassen kurz vor dem Abitur in Quarantäne geschickt. Jetzt traf es die evangelische Olga-Kindertagesstätte in Nellingen. Nur zwei Fälle, die belegen: Das Coronavirus legt auch im Kreis Esslingen große Teile von Bildungs- und Betreuungs­stätten lahm. Weil bei einem Kind in Nellingen vergangene Woche die viel gefährlichere Mutante B117 diagnostiziert wurde, ist der gesamte Kindergarten-Bereich auf Anweisung des Gesundheitsamtes geschlossen worden. Mit Kindern, Eltern und Betreuerinnen sind ­insgesamt rund 250 Personen bis zum morgigen Dienstag in Quarantäne.

Nur im Krippen-Bereich der Olga-Kita läuft der Betrieb weiter. Die beiden Teile seien komplett voneinander getrennt, erklärt Pfarrerin Lena Illek von der evangelischen Kirchengemeinde. Eine Durchkreuzung des Personals sei ausgeschlossen, weshalb die Krippe weiter betrieben werden könne.

Ausgelöst wurde die Schließung in Nellingen durch ein Kind mit der britischen Corona-Variante. Es hatte keine Symptome und keine Beschwerden. Entdeckt wurde die Infektion indirekt. Der Vater des Kindes bekam bei einem Test die Diagnose „Corona-positiv“ und setzte damit alles in Gang. Zwei Tage später wurde auch bei seinem Kind die britische Variante nachgewiesen. Die Kita-Leitung reagierte und schickte alle 45 Kindergartenkinder nach Hause. Das Gesundheitsamt verfügte, dass sich alle Hausgemeinschaften, die mit dem infizierten Kind über die Kita Kontakt haben konnten, in Quarantäne begeben müssen. Wer sein Kindergartenkind ab dem morgigen Mittwoch wieder in die Olga-Kita bringen möchte, kann dies nur tun, wenn mit einem sogenannten PCR-Test nachgewiesen werden kann, dass keine Infektion vorliegt. Ein normaler Schnelltest genügt nicht.

In Elternkreisen hat diese strenge Regelung für Unmut gesorgt. Auch die Entscheidung der Stadt, dass Schnelltests nur im Kubino in Nellingen möglich sind, werde kritisiert, berichtet Anne Kluge vom Vorstand des Gesamtelternbeirats. Vielen berufstätigen Eltern sei es zu zeitaufwendig „Warum kann man das nicht in den Kitas vor Ort machen?“, fragt Kluge. Man komme den Eltern gerne entgegen, sagt Rathauschef Bolay. Doch die Schnelltests, die die Stadt vom Land erhalten habe, seien an zwei Vorgaben geknüpft: Sie müssten von geschultem Personal in Ganzkörper-Vollschutz gemacht werden. „Wenn das eingehalten werden kann, sträuben wir uns nicht gegen andere Lösungen“, so der Oberbürgermeister.

Die täglichen Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Das Virus ist weiter auf dem Vormarsch. In zehn Schulen und 19 Kinder­tagesstätten im Landkreis habe das Gesundheitsamt in den vergangenen Tagen tätig werden müssen, berichtet Andrea Wangner, Sprecherin des Landratsamtes. Um wie viele Infizierte es sich dabei handle, kann sie nicht sagen. Ebenso nicht, welche Quarantäne-Ketten die Infektionsfälle nach sich ziehen. Denn nicht überall seien Virus-Mutanten entdeckt worden, so Wangner.

Ein positiver Aspekt: Seit Anfang März seien keine Neuinfektionen in Pflegeeinrichtungen mehr entdeckt worden, berichtet Wangner. Vermutlich hänge das auch mit den Impfungen zusammen, die mittlerweile in allen Pflegeeinrichtungen im Kreis erfolgt seien. Harald Flößer