Zwischen Neckar und Alb

Vom Haben und Geben

Jubiläum Der ökumenische Verein für soziale Aufgaben feiert das zehnjährige Bestehen des Wernauer Tafelladens.

Heike Benske und ihr Team aus ehrenamtlichen Helfern im Tafelladen im Alten Rathaus in Wernau. Foto: Andreas Merkle

Wernau. Eigentlich sollte man meinen, in Deutschland leide niemand Hunger. Zumindest müsste das Sozialsystem eben das verhindern. Doch der Alltag sieht mitunter anders aus: Da reicht das Geld nicht dafür, dass regelmäßig frisches Obst oder Gemüse auf den Teller kommt, von Geschenken für die Kinder zu Weihnachten ganz zu schweigen. Genau da hakt der Ökumenische Verein für soziale Aufgaben in Wernau mit dem mobilen Tafelladen ein. Hier können bedürftige Menschen für wenig Geld die wichtigsten Lebensmittel vergünstigt einkaufen. In diesem Jahr feiert der Wernauer Tafelladen zehnjähriges Bestehen.

Schon beim Betreten des Wernauer Tafelladens heißen die Ehrenamtlichen die Besucher willkommen. Die Bedürftigen zeigen ihren Berechtigungsnachweis. Das ist die Voraussetzung, damit sie dort einmal pro Woche einkaufen dürfen. Ob Brot vom Vortag, Salat, Obst und Gemüse, Öl, Butter, Zucker oder zur Weihnachtszeit übrig gebliebene Schoko-Nikoläuse oder auch mal „Luxusartikel“ wie Kaffee: Das Sortiment im Tafelladen ist vielfältig und variiert von Woche zu Woche. „Jedes Mal ist es eine Überraschung, denn wir wissen nie, was wir bekommen“, sagen Heike Benske, Helga Krause und Bernhard Boos, die sich mit ihren Teams im Tafelladen wöchentlich abwechseln.

Es gibt auch private Spenden

Regelmäßig donnerstags hält hinter dem Alten Rathaus ein Transporter der Caritas und öffnet den Verschlag. Aus dem Haus kommen dann die ehrenamtlichen Helfer, die nach und nach die Regale des Tafelladens im Alten Rathaus füllen, um dann ab 14.30 Uhr für zwei Stunden die Türen zu öffnen. „Wir geben Lebensmittel weiter, die qualitativ gut sind, aber im Handel nicht mehr verkauft, sondern vernichtet würden“, sagt Heike Benske.

Der Wernauer Tafelladen hat viele Bezugsquellen: Einerseits ist da die Schwäbische Tafel Stutt- gart, die mit „Carisatt“ zusammen ein großes Netzwerk aufgebaut hat, Lebensmittel bei den Supermärkten abholt und die Tafeln vor Ort beliefert. Andererseits hat sich Wernau selbst ein Netzwerk aufgebaut. Holzkisten stehen in den Kirchen, die von Wernauern befüllt werden, die Bäckerei Hunn bringt regelmäßig Backwaren und immer wieder kommen Privatpersonen vorbei und geben im Tafelladen Lebensmittel und andere Waren ab.

Am 22. April 2010 öffnete der Wernauer Tafelladen erstmals. Die Stadtverwaltung hat das Projekt von Anfang an unterstützt und begleitet. „Ohne die Begeisterung und die Tatkraft der Initiatoren, allen voran der ehemalige Wernauer Pfarrer Wolfgang Schrenk, Ulrike Mack-Landhäußer und Gabriele Rauer und ohne die enorme Hilfsbereitschaft der Ehrenamtlichen wäre das Projekt nicht zu verwirklichen gewesen“, sagt Heike Benske. Denn zu Beginn sei alles doch schleppend angelaufen - bis die erste Scheu überwunden und der Knoten geplatzt sei: „Wir fingen mit einer Handvoll Kunden pro Tag an, jetzt kommen jeden Donnerstagnachmittag im Schnitt bestimmt 20“, wobei sich Heike Benske sicher ist, dass der Bedarf weitaus größer ist. Wer alles bei der Tafel einkauft? „Viele Rentner, Alleinerziehende und Flüchtlinge“, sagt Benske. Aktuell versorgt die Ausgabestelle in Wernau rund 60 Einkaufsberechtigte aus bedürftigen Familien. Der Bedarf ist da, und mit dem Tafelladen ist eine Versorgungslücke geschlossen. pm